Frauenfußball in Katar Die enttäuschte Hoffnung der Fußballerinnen
Nach der Vergabe der Männer-WM an Katar durften dort auch Frauen Fußball spielen. Doch nur ein paar Jahre später brach alles wieder ein. Dabei hätten Katars Frauen laut einer Ex-Trainerin Interesse am Sport.
Im Zentrum der WM-Vergabe nach Katar stand eine Frau. Ihr Name: Scheicha Musa bint Nasser al-Missned. Die Mutter des heutigen katarischen Emirs Tamim bin Hamad al-Thani jubelte euphorisch, als der damalige FIFA-Präsident Sepp Blatter am 2. Dezember 2010 in Zürich einen Umschlag öffnete, "Qatar" verlas und die WM in die Wüste schickte.
Scheicha Musa, elegant, das Kopftuch modisch gebunden und in der Nationalfarbe Katars kastanienbraun gekleidet, präsentierte auf der Bühne charmant den WM-Pokal. Vielen auf der Welt suggerierte sie das Bild der modernen arabischen Frau.
FIFA erhoffte Förderung
Die Hoffnung war groß, dass auch katarische Frauen von der Männer-WM profitieren könnten. Immerhin erhoffte sich auch der Weltverband FIFA von jedem WM-Gastgeberland die Förderung des Frauenfußballs.
Es began vielversprechend. 2010, im Jahr der WM-Vergabe, geschah Historisches für Fußballerinnen in Katar: Sie spielten ihr erstes offizielles Länderspiel. Auch, wenn das fußballerische Niveau und das Interesse im Land überschaubar waren - Katars Frauen durften kicken.
Ein Aufschwung, den eine Deutsche hautnah miterlebte. Monika Staab trainierte ab 2013 die katarische Frauennationalmannschaft. Sie feierten erste kleine Erfolge, es gelang der Sprung in die FIFA-Weltrangliste auf Platz 108. Katars Frauen schienen angekommen in der Fußballwelt. 2014 verließ Staab das Emirat wieder, die Weltenbummlerin zog weiter.
"Es tut mir in der Seele weh"
Die Förderung des Frauenfußballs brach danach in Katar ein. Kein offizielles Länderspiel sei seit ihrem Abgang ausgetragen worden, erzählt Ex-Trainerin Staab. Ab und zu würden noch ein paar Trainingseinheiten für die Öffentlichkeit stattfinden, aber eine richtige Förderung sei nicht mehr gegeben.
Das tut mir in der Seele weh, dass dort nicht an dem weitergearbeitet wurde, was ich da anderthalb Jahre aufgebaut hatte. Ich hatte eine U14-Nationalmannschaft, eine U16, eine A-Nationalmannschaft. Die Entwicklung wurde aber leider nicht fortgeführt. Das bedauere ich sehr.
Katar-Frauen fehlen auf Weltrangliste
An fehlendem Willen der katarischen Frauen lag es laut Staab nie: "Die Mädchen wollen immer noch spielen, sie sind immer noch da, aber es wird nicht mit der Ernsthaftigkeit betrieben vom Fußballverband, wie man das erwarten könnte oder sollte."
In der aktuellen FIFA-Weltrangliste der Frauen finden sich unter anderem Iran, die Vereinigten Arabischen Emirate, Pakistan und Südsudan. Aber Katar sucht man mittlerweile vergeblich.
Oft nur noch im Verborgenen
In der katarischen Hauptstadt Doha findet der Frauenfußball oft nur noch im Verborgenen statt. Ghaida, 21, trainiert einmal in der Woche in einer Halle an ihrer Universität. Sie ist in Katar aufgewachsen, wollte schon als kleines Mädchen immer Fußball spielen. Doch das habe nicht in das Weltbild vieler Katarer gepasst.
Ein Junge und ein Ball, für viele Katarer passt nur das zusammen. Bei mir haben sie immer gesagt: 'Du gehörst hier nicht her, warum versuchst du nicht Basketball oder Tischtennis, etwas weniger Aggressives'.
Ghaida hat sich nie entmutigen lassen. Wann immer sie kann, kickt sie einen Fußball. In Katar müsse noch so viel passieren, sagt Ghaida. Aus ihrer Sicht ist die anstehende WM eine Weltmeisterschaft ausschließlich für Männer.
Hoffnungen wurden enttäuscht
Scheicha Musa wird beim Eröffnungsspiel kommenden Sonntag vermutlich im Stadion sitzen. Vielleicht wird sie an den Abend in Zürich denken, als sie den WM-Pokal schon einmal in den Händen hielt.
All jene, die damals mit ihrem Auftritt die Hoffnung verbunden hatten, dass auch katarische Frauen in Zukunft fußballerisch für Furore sorgen würden, sind enttäuscht worden. Der Auftritt von Scheicha Musa 2010 auf der großen FIFA-Bühne - er ist bis heute der einzig beachtete Moment einer katarischen Frau im Weltfußball.