Kämpfe in Syrien Dschihadisten rücken auf Homs vor
Die Dschihadisten in Syrien sind weiter auf dem Vormarsch: Nun stehen sie vor den Toren von Homs, der drittgrößten Stadt des Landes. Die Region ist auch für die libanesische Hisbollah wichtig, denn es geht um ihren Waffennachschub.
Nach Aleppo und Hama rücken die syrische Aufständischen unter der Führung der Islamistengruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS) offenbar weiter in den Süden des Landes vor. Wie Aktivisten der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in Großbritannien mitteilten, hätten die Dschihadisten die Kontrolle über das nördliche Umland von Homs, der drittgrößten Stadt Syriens, erlangt.
Demnach sind sie bis auf fünf Kilometer aus nördlicher Richtung an die Stadt herangerückt. Die Orte Talbiseh und Rastan stünden nun unter ihrer Kontrolle. Der regierungsfreundliche Sender Scham FM erklärte, die Aufständischen seien bei ihrer Ankunft in den Orten nicht auf Widerstand gestoßen.
Hisbollah schickt offenbar Kämpfer nach Homs
"Die Schlacht um Homs ist die Mutter aller Schlachten und wird entscheiden, wer Syrien regieren wird", sagte Rami Abdel-Rahman, Leiter der Syrischen Beobachtungsstelle.
Homs liegt etwa eine halbe Autostunde von der Grenze zum Libanon entfernt. Die Kontrolle der Regierung über die Region ist dem US-amerikanischen Institut für Kriegsstudien (ISW) zufolge entscheidend, um weiterhin Lieferungen des Irans, der den syrischen Machthaber Baschar al-Assad unterstützt, an die Hisbollah-Miliz im Libanon zu ermöglichen. Homs bietet Zugang zu mehreren Grenzübergängen in das Nachbarland.
Wie die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf libanesische Sicherheitskräfte berichtet, schickte die Hisbollah in der Nacht "Überwachungstruppen" nach Homs. Sie sollen die Assad-Truppen bei den Kämpfen um die Stadt unterstützen. Auch aus syrischen Militärkreisen soll es entsprechende Meldungen geben, so Reuters.
Wie die Agentur zudem einen hohen iranischen Regierungsbeamten zitierte, plant das iranische Regime offenbar, weitere Militärberater sowie Waffen nach Syrien zu schicken. "Es ist abzusehen, dass Teheran militärische Ausrüstung, Raketen und Drohnen nach Syrien schicken muss. Zudem hat Teheran alle notwendigen Schritte unternommen, um die Zahl seiner Militärberater in Syrien zu erhöhen und Streitkräfte zu stationieren", sagte demnach die Quelle, die anonym bleiben wollte. Derzeit stelle der Iran Syrien Geheimdienstunterstützung und Satellitendaten zur Verfügung.
Islamisten: "Das Regime ist tot"
Am vergangenen Wochenende hatten die Islamisten das antike Geschäftszentrum Aleppo eingenommen und waren am Donnerstag in der viertgrößten Stadt Hama einmarschiert. Ihr Ziel ist nach den Worten des HTS-Chefs Abu Mohammed al-Jolani der Sturz von Syriens Machthaber Assad. Das Scheitern sei schon immer im Regime selbst gekeimt, sagte al-Jolani dem US-Sender CNN. Die Iraner und Russen hätten versucht, es wiederzubeleben. "Aber die Wahrheit bleibt: Dieses Regime ist tot", so der Milizenführer.
Nach dem Fall von Hama meldeten oppositionelle Aktivisten die Flucht von Tausenden Einwohnern aus Homs, die Assad loyal gegenüberstehen. Demnach flüchteten sie Richtung Damaskus und Küste. Insgesamt sind nach UN-Angaben etwa 280.000 Menschen in den vergangenen Tagen vor der Gewalt im Nordwesten des Landes geflüchtet. Es sei zu befürchten, dass bis zu 1,5 Millionen Menschen vertrieben werden könnten, sagte Samer Abdel Jaber, Nothilfe-Direktor des Welternährungsprogramms der UN.
IS hat offenbar Kontrolle über Gebiete in Ostsyrien
Von den Kämpfen zwischen den Dschihadisten und Regierungstruppen profitiert nach Angaben von syrischen Kurden offenbar die Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS). Sie habe demnach die Kontrolle über einige Gebiete in Ostsyrien übernommen. "Aufgrund der jüngsten Entwicklungen kommt es zu verstärkten Bewegungen von Söldnern des 'Islamischen Staates' in der syrischen Wüste, im Süden und Westen von Deir Al-Sor und in der Umgebung von Al-Rakka", sagte der Chef der von den USA unterstützten kurdischen Truppen, Maslum Abdi.
Der IS hatte bereits nach dem Ausbruch des syrischen Bürgerkriegs 2011 zwischenzeitlich die Kontrolle über Teile des Landes. Später wurde er militärisch verdrängt und agierte - zuletzt verstärkt - aus dem Untergrund.