Militärparade in Seoul Aufmarsch in angespannter Lage
Zum 75-jährigen Bestehen der Streitkräfte gibt es in Seoul heute eine Militärparade. Für Südkorea eine Machtdemonstration - auch vor dem Hintergrund der engeren Zusammenarbeit von Nordkorea und Russland.
4.000 Soldaten, 170 Militärfahrzeuge und Flugzeuge, darunter Panzer und Kampfjets sollen an der großen Militärparade in Seoul teilnehmen. Die südkoreanischen Streitkräfte feiern ihr 75-jähriges Bestehen. Außerdem sind den Angaben zufolge rund 300 Soldaten der US-Streitkräfte dabei. Die USA wollen mit ihrer ständigen Truppenpräsenz von knapp 30.000 Soldatinnen und Soldaten den Süden Koreas vor Bedrohungen durch Nordkorea schützen.
Militärparade als Machtdemonstration
Die traditionelle Militärparade wird normalerweise alle fünf Jahre abgehalten. Die letzte fand jedoch vor zehn Jahren statt. Der frühere Präsident, Moon Jae-in, hatte eine Politik der Annäherung mit dem verfeindeten Norden angestrebt und die militärische Machtdemonstration vor fünf Jahren ausfallen lassen.
Der heutige Aufmarsch der südkoreanischen Streitkräfte findet angesichts zunehmender Spannungen auf der koreanischen Halbinsel statt. Nordkoreas Machthaber Kim Jong-Un hat seit dem vergangenen Jahr deutlich über 100 Raketentests durchgeführt und auch das Atomprogramm des Landes weiterentwickelt.
Anfang des Monats hatte Nordkorea den 75. Jahrestag der Staatsgründung mit einer großen Militärparade gefeiert. Das nordkoreanische Fernsehen zeigte den Aufmarsch der verschiedenen Waffengattungen in Pjöngjang und den Absprung von Fallschirmjäger-Einheiten sowie eine riesige Menschenmenge, die dem Machthaber und seiner Familie zujubelte.
Wenige Tage später war Kim nach Wladiwostok gereist und hatte sich in Russland mit Präsident Wladimir Putin getroffen - unter anderem, um über engere wirtschaftliche Beziehungen und Waffenlieferungen zu sprechen.
Bereits Anfang September hatte Nordkorea eine Übung seiner nuklearen Militäreinheit durchgeführt, in deren Rahmen eine Langstreckenrakete ins Japanische Meer geschossen wurde. "Eine Schießübung für einen simulierten Atomangriff wurde durchgeführt, um die Feinde vor der nuklearen Kriegsgefahr zu warnen", verkündete damals die Sprecherin im nordkoreanischen Fernsehen.
Treffen mit Putin besorgt Seoul
Südkorea ist zunehmend besorgt über die militärischen Provokationen des Nordens. Insbesondere das jüngste Treffen zwischen Kim und Putin verstärke die Gefahr einer militärischen Eskalation und die Ausweitung der nuklearen Bedrohung auf der koreanischen Halbinsel, sagte Südkoreas Vereinigungsminister, Kim Youn-Ho, vor knapp zwei Wochen auf einer Pressekonferenz in Seoul.
Die südkoreanische Regierung habe über die detaillierten Vereinbarungen zwischen Nordkorea und Russland noch nicht genügend Informationen, "wir sind aber tief beunruhigt über die jüngsten militärischen Kooperationen und Waffenlieferungen", so Kim. "Ich rufe beide Länder erneut auf, diese illegalen Aktivitäten zu stoppen und sich an internationale Normen zu halten, insbesondere die Resolutionen des UN-Sicherheitsrates."
Eine engere militärische Zusammenarbeit zwischen Russland und Nordkorea habe nicht nur Auswirkungen auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, sagte Yang Wook, Militärexperte von der südkoreanischen Hannam Universität, einem Reporter der Nachrichtenagentur Reuters. Auch die Gefahr einer nuklearen Eskalation auf der koreanischen Halbinsel steige dadurch.
"Nordkorea kann seine entwickelten Waffensysteme an Russland liefern, die dann im Ukraine-Krieg eingesetzt werden. Aber es geht ja auch umgekehrt. Russland war zwar bisher zurückhaltend mit der Lieferung von militärischer Technologie an Nordkorea, aber das könnte sich ändern." Dabei wäre die Weitergabe von nuklearen Technologien ein direkter Verstoß gegen den Nichtverbreitungs-Pakt für Atomwaffen.
Verschärfte Gangart gegenüber Nordkorea
Südkoreas Präsident Yoon Suk-Yeol hat seit seinem Amtsantritt im Mai vergangenen Jahres die Gangart gegenüber Nordkorea deutlich verschärft. Während sein Vorgänger Moon eine Politik der Annäherung mit Kim verfolgte, die jedoch die Beziehungen zwischen den beiden Nachbarn nicht wesentlich verbesserte, kündigte Yoon Einschränkungen bei der wirtschaftlichen Unterstützung des Nordens an und schlug, so wörtlich, eine "Politik der Vergeltung" ein. Demnach sollen militärische Provokationen Nordkoreas umgehend mit harten Reaktionen beantwortet werden, ohne Angst vor den Atomwaffen des Nordens.