Pakistan Polizei stürmt Haus von Ex-Premier Khan
Nach einer Woche des Widerstands mit heftigen Tumulten erschien Pakistans früherer Premierminister Khan heute vor Gericht. Zur gleichen Zeit stürmte die Polizei sein Haus in Lahore, weil er Waffen besessen haben soll.
In der pakistanischen Millionenstadt Lahore hat die Polizei das Wohnhaus des ehemaligen Premierministers Imran Khan gestürmt, um nach Waffen zu suchen. Khan selbst war nicht vor Ort, weil er sich auf dem Weg zu einem Gerichtstermin in der Hauptstadt Islamabad befand. Anhänger des Politikers beschossen die Beamten vom Dach des Hauses aus, wie die Polizei mitteilte. Mindestens 65 Unterstützer seien festgenommen worden, sagte der Polizeichef der Provinz Punjab, Usman Anwar.
Khan folgte der Vorladung vor Gericht, obwohl er seine Inhaftierung befürchtete. Das Gericht hatte ihm zuvor zugesichert, vor einer Verhaftung geschützt zu werden, wenn er zur Anhörung kommt. Vor dem Gerichtsgebäude in Islamabad gab es ebenfalls Zusammenstöße zwischen der Polizei und Khans Anhängern.
Nach vier Jahren im Amt war Khan 2022 als Premier abgesetzt worden.
Bei einer Kundgebung angeschossen
"Die Regierungspartei Pakistan Democratic Movement will mich festnehmen lassen", sagte der frühere Cricket-Star Khan vor der Anhörung der Nachrichtenagentur Reuters. "Obwohl ich ihre böswilligen Absichten kenne, gehe ich nach Islamabad und vor das Gericht, weil ich an die Rechtsstaatlichkeit glaube", twitterte der 70-Jährige zudem.
Khan war im April 2022 mit einem Misstrauensvotum nach fast vier Jahren im Amt als Premierminister abgesetzt worden. Die Opposition warf ihm Misswirtschaft vor. Seitdem kämpft er um Neuwahlen und ruft immer wieder zu Massenprotesten auf. Im November wurde er bei einer Kundgebung ins Bein geschossen. Khan wirft dem amtierenden Regierungschef Shehbaz Sharif und einem hochrangigen Militär vor, seine Ermordung in Auftrag gegeben zu haben. Beide weisen die Anschuldigung zurück.
Vorwürfe der Korruption und Geldwäsche
Seit seiner Absetzung bringt die pakistanische Justiz immer neue Vorwürfe gegen Khan vor. Er muss sich mittlerweile in mehr als 80 Fällen vor Gericht verantworten - unter anderem wegen Korruption, Geldwäsche und Beleidigung einer Richterin. Ihm wird unter anderem vorgeworfen, Staatsgeschenke in seiner Zeit als Premierminister behalten, zum Teil verkauft und den Gewinn unterschlagen zu haben. Aufforderungen, vor Gericht zu erscheinen, ignorierte er mehrfach. Er begründete dies damit, dass es Drohungen gegen ihn gebe.
Für die Hausdurchsuchung hatte die Polizei einen Durchsuchungsbefehl eines örtlichen Gerichts, sagte Amir Mir, der Informationsminister der Provinz Punjab. Zuvor habe es Berichte über Waffen in dem Haus gegeben.
Vergangenen Dienstag wollte die Polizei Khan wegen der Vorwürfe in seiner Heimatstadt Lahore festnehmen, scheiterte aber am Widerstand seiner Anhänger. Es kam zu Tumulten und Straßenschlachten. Khan hatte sich etwa eine Woche lang in seinem Haus verschanzt. Gestern wurde der Haftbefehl ausgesetzt, damit er vor Gericht erscheint.