Der indische Premierminister Modi kniet vor dem Sarg des verstorbenen Ex-Premiers Singh.

Staatsbegräbnis in Neu Delhi Ehemaliger indischer Premier Singh beigesetzt

Stand: 28.12.2024 15:08 Uhr

Vor zwei Tagen war er im Alter von 92 Jahren verstorben, nun wurde der frühere indische Premier Singh eingeäschert. Zehn Jahre lang regierte er das Land. Viele verbinden mit ihm vor allem seine Wirtschaftsreformen und den Aufstieg Indiens.

Indiens früherer Regierungschef Manmohan Singh ist in Neu Delhi mit militärischen Ehren beigesetzt worden. Der mit Blumengirlanden geschmückte Sarg wurde zunächst von einer Ehrengarde flankiert zum Sitz von Singhs Kongresspartei gebracht, wo Parteiführer und Aktivisten ihm die letzte Ehre erwiesen.

Im Anschluss wurde Singhs Sarg unter Trommelwirbeln von Soldaten und begleitet von Trauernden durch die Stadt zu einem Krematorium getragen. Nach einem Salutschuss wurde der Leichnam unter dem Klang religiöser Hymnen auf einen Scheiterhaufen gelegt und eingeäschert.

Auf dem Weg durch die Stadt wird der Sarg des Ex-Premiers Singh von zahlreichen Menschen begleitet.

Auf dem Weg durch die Stadt wird der Sarg des Ex-Premiers Singh von zahlreichen Menschen begleitet.

Das Staatsbegräbnis fand im Beisein von Premierminister Narendra Modi und Präsidentin Draupadi Murmu statt. Sie übernahmen die Ehrungen des im Alter von 92 Jahren verstorbenen Politikers. Modi würdigte seinen Vorgänger im Amt als einen der größten Anführer, die Indien je gekannt habe. Präsidentin Murmu lobte Singhs Dienst an der Nation und dessen extreme Bescheidenheit. Oppositionsführer Rahul Gandhi, der mit der Familie des Verstorbenen betete, sagte, er habe einen Mentor und Anführer verloren, der das Land mit großer Weisheit und Integrität geführt habe. An dem Staatsbegräbnis nahm auch der König von Bhutan, Jigme Khesar Namgyel Wangchuck, teil.

Singh öffnete Weg zum Kapitalismus

Singh wurde 1932 in einem Lehmhüttendorf im heutigen Pakistan geboren und studierte an den renommierten britischen Universitäten Cambridge und Oxford Wirtschaftswissenschaften. Eigenen Angaben zufolge verfolgte er mit dem Studium das Ziel, die Armut in seinem Land zu bekämpfen. Er bekleidete im Anschluss mehrere Führungspositionen im öffentlichen Dienst und arbeitete für internationale Organisationen wie die Vereinten Nationen.

1991 wurde er zum Finanzminister Indiens ernannt. Er leitete Reformen ein, die die sozialistisch geprägte Wirtschaft Indiens öffneten und auf den Weg zu einem kapitalistischen Modell führten.

Studierende zünden an einem Altar für den ehemaligen Premierminister Sign Kerzen an.

An Singhs ehemaliger Universität zünden Studierende Kerzen vor einem Altar für Singh an.

Zehn Jahre an der Spitze Indiens

Nach dem Wahlsieg der Kongresspartei 2004 verzichtete Parteichefin Sonia Gandhi auf ein Regierungsamt, sodass Singh Premierminister wurde. Er war der erste Sikh an der Spitze einer indischen Regierung. Vor allem während seiner Amtszeit verhalf Singh der viertgrößten Volkswirtschaft der Welt zu einem Wirtschaftsboom und einer Wachstumsrate von neun Prozent. Er besiegelte auch ein Atomabkommen mit den USA, um den steigenden Energiebedarf Indiens zu decken. 

Während seiner zweiten Amtszeit verlangsamte sich das Wirtschaftswachstum jedoch wieder. Eine steigende Inflation sowie das Aufkommen größerer Korruptionsskandale seiner Minister brachten das Image des als "Mr. Clean" bekannten Politikers ins Wanken. 2014 verzichtete er auf ein erneute Kandidatur. Seine Kongresspartei erlitt eine vernichtende Niederlage gegen Modis hindunationalistische Bharatiya Janata Party.

Sieben Tage Staatstrauer

Im Alter von 92 Jahren war Singh am Donnerstag in einem Krankenhaus in Neu Delhi gestorben. Es wurde eine siebentägige Staatstrauer verhängt und alle Kultur- und Unterhaltungsveranstaltungen während dieser Zeit abgesagt. An Regierungsgebäuden in ganz Indien weht die Nationalflagge auf Halbmast.

US-Präsident Joe Biden bezeichnete den Verstorbenen als "wahren Staatsmann". Singh habe "bahnbrechende Fortschritte erzielt, die unsere Nationen - und die Welt - für kommende Generationen stärken werden".

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 28. Dezember 2024 um 15:27 Uhr.