Möglicher Tod Prigoschins USA sehen keinen Hinweis auf Raketenbeschuss
Die USA haben keine Hinweise auf einen Raketenabschuss des Flugzeugs, in dem sich Wagner-Chef Prigoschin befunden haben soll. Als wahrscheinliche Absturzursache sehen US-Geheimdienste eine absichtlich herbeigeführte Explosion.
Noch immer ist der Tod des Wagner-Chefs Jewgeni Prigoschin infolge eines Flugzeugabsturzes nicht offiziell bestätigt. Laut den USA gibt es allerdings keine Hinweise auf einen Abschuss der Maschine durch Boden-Luft-Raketen.
Man habe "keine Informationen, die nahelegen, dass es eine Boden-Luft-Rakete gab", sagte der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, Pat Ryder, bei einer Pressekonferenz im Pentagon. Berichte über eine Rakete seien "falsch". Zwar sei es wahrscheinlich, dass Prigoschin bei dem Absturz getötet wurde, über die Absturzursache könne er aber keine Angaben machen.
Allerdings nannten US-Geheimdienste in einer ersten Einschätzung eine absichtlich herbeigeführte Explosion als wahrscheinliche Ursache für den Absturz. Eine der Quellen sagte laut der Nachrichtenagentur AP, Prigoschin sei "sehr wahrscheinlich" Ziel eines Angriffs geworden. Die Detonation decke sich mit der langen Vorgeschichte des russischen Präsidenten Wladimir Putin, Kritiker zum Schweigen zu bringen.
Putin bestätigt indirekt Tod Prigoschins
Der Kreml-Chef bestätigte den mutmaßlichen Tod Prigoschins inzwischen zumindest indirekt. In einer im Fernsehen übertragenen Sitzung kondolierte er Prigoschins Familie und sprach in der Vergangenheitsform: "Er war ein Mensch mit einem komplizierten Schicksal, und er hat schwere Fehler gemacht." Zugleich habe der Geschäftsmann und Söldnerchef Ergebnisse erzielt - für sich wie für die gemeinsame Sache, sagte Putin.
Am Tag nach dem Absturz des Privatjets mehrten sich Spekulationen zur Ursache. Der Vorsitzende der kremltreuen Partei Gerechtes Russland nannte ein mögliches Attentat als möglichen Grund für den Absturz der Maschine. "Prigoschin hat sich mit zu vielen Leuten angelegt - in Russland, der Ukraine und im Westen", schrieb Sergej Mironow in seinem Telegram-Kanal. "Es scheint jetzt, dass die Zahl seiner Feinde irgendwann einen kritischen Punkt erreicht hat."
Der russische Telegram-Nachrichtenkanal "Shot" berichtete unter Berufung auf Ermittlerkreise, dass der Absturz womöglich durch eine Bombe im Bereich des Fahrgestells ausgelöst worden sei. Zuvor hatte der Prigoschin nahe stehende Kanal "Grey Zone" die Version verbreitet, die Maschine sei von der russischen Luftabwehr abgeschossen worden.
Selenskyj weist Beteiligung zurück
Indes wies der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj eine Beteiligung der Ukraine von sich. "Wir haben mit dieser Situation nichts zu tun, das ist sicher", sagte Selenskyj. "Jeder weiß, wen das betrifft", ergänzte er offenkundig mit Blick auf Putin. "Es gibt ein Gericht in Den Haag, es gibt ein Gericht Gottes", sagte Selenskyj. "Aber Russland hat ein eigenes Gericht - Präsident Putin."
Das Flugzeug war am Mittwochabend in der Region Twer nahe des Ortes Kuschenkino abgestürzt. Nach Angaben des Katastrophenschutzministeriums überlebte keiner der zehn Insassen. Die russische Luftfahrtbehörde Rosawiatsija bestätigte zeitgleich, dass sich Prigoschin an Bord des Flugzeugs auf dem Weg von Moskau nach St. Petersburg befunden habe. Die Behörden gaben den Tod des Söldnerchefs jedoch nicht formell bekannt, weil die Leichen noch nicht identifiziert wurden.
Trauer und Wut bei Prigoschins Anhängern
Prigoschins Anhänger reagierten mit Trauer und Wut auf die Nachricht vom mutmaßlichen Tod des 62-Jährigen. Am Café "Patriot" in St. Petersburg, das viele Einwohner der Stadt mit Prigoschin und seiner Wagner-Truppe verbinden, seien massenhaft Blumen niedergelegt worden, berichtete die Tageszeitung "Kommersant". Auch aus anderen russischen Städten wie Nowosibirsk wurde von Trauer- und Gedenkaktionen berichtet.