Ein Feuerwehrmann löscht einen Waldbrand in der Nähe des Dorfes Ulu-Sysy in der Region Jakutien (Russland).

Russland Waldbrände im Osten, Starkregen im Süden

Stand: 16.08.2021 13:09 Uhr

Russland hat derzeit mit gleich zwei Naturkatastrophen zu kämpfen: Während in Jakutien Millionen Hektar Wald in Flammen stehen, sorgt Starkregen im Süden des Landes für Überschwemmungen.

Beispiellos sei das momentane Ausmaß der Naturkatastrophen in Russland, sagte Russlands Präsident Wladimir Putin in einer Sondersitzung mit den Gouverneuren aller betroffenen Provinzen. "Das alles zeigt uns noch einmal, wie wichtig es ist, systematisch Klima- und Umweltfragen anzugehen", betonte er und ließ sich reihum über die Lage in den Regionen informieren. Denn derzeit hat der größte Flächenstaat der Welt gleich an mehreren Fronten mit Extremwetter und seinen Folgen zu kämpfen.

Am Morgen teilte Russlands Forstschutzbehörde mit, mehr als viereinhalb Millionen Hektar Wald stünden derzeit in Flammen. Mit Abstand am schwersten betroffen ist die Teilrepublik Sacha im Fernen Osten, genannt Jakutien, gefolgt von der Region Irkutsk um den Baikalsee. Ein Großteil der Brände wütet in unbewohnten Gebieten und wird deshalb nicht gelöscht, doch der entstehende Rauch zieht Tausende Kilometer durchs Land und bis in angrenzende Staaten.

Umweltschützer sprechen von "historischem Ausmaß"

"Den Einwohnern von Jakutsk geht es noch schlimmer als den Einwohnern Moskaus während der Torfbrände 2010: Denn bei ihnen dauert das Phänomen schon viel länger, sie können nicht entkommen und stellenweise ist der Rauch sogar dichter", fasst Grigori Kuksin von Greenpeace Russland im Sender Radio Swoboda die Lage zusammen. Auch er spricht bereits von einem "historischen Ausmaß" der Waldbrände: Die zerstörte Fläche drohe bald den Negativrekord von 2012 zu überbieten, als in Russland 17 Millionen Hektar abbrannten.

Angesichts der Katastrophe hat Putin den Kampf gegen die Waldbrände zur Chefsache gemacht: Er schickte Zivilschutzminister Jewgenij Sínitschew nach Jakutien und stellte die dortigen Löscheinsätze unter dessen Kommando. Jakutiens Gouverneur Ajsen Nikolajew zeigte sich in der Krisensitzung mit Putin kleinlaut - er kündigte eine baldige Pressekonferenz an.

Starkregen im Süden

Während Jakutien weiter auf Regenfälle hofft, hat heftiger Dauerregen im Süden Russlands, auf der von Russland annektierten Krim und um den Fluss Amur zu Überschwemmungen geführt. Binnen weniger Stunden sei dort die Niederschlagsmenge eines Monats gefallen, teilte Putin mit. Ein Teil der Autobahnbrücke, die vom russischen Festland auf die annektierte Halbinsel Krim führt, stand unter Wasser. In der Stadt Noworossijsk versanken Straßen und Autos in den Fluten, in umliegenden Dörfern fiel zeitweise der Strom aus. Etwa 1300 Einsatzkräfte kämpfen im Süden Russlands derzeit gegen die Fluten.

Putin rief die Behörden dazu auf, alles zu tun, um das Leben der Menschen in den betroffenen Regionen zu retten. Anderen Regionen steht den Worten von Katastrophenschutzminister Sinitschew zufolge das Schlimmste noch bevor: "Gegenwärtig durchquert eine Flutwelle das Gebiet der Amur-Region. In der Jewrejskij-Region und im Gebiet Chabarowsk wird es in den kommenden Tagen Überschwemmungen geben. Während des Hochwassers ist eine Überflutung von bis zu 1200 Wohngebäuden zu erwarten."

Der örtliche Katastrophenschutz rief bereits die Menschen dazu auf, ihr Hab und Gut aus niedrig gelegenen Gebieten in Sicherheit zu bringen und nicht an Flüsse oder an schwer zugängliche Orte zu fahren.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete MDR Aktuell am 16. August 2021 um 13:25 Uhr.