Baerbock zu Hamas-Angriffen "Versuchen auf allen Kanälen, auf Akteure einzuwirken"
Mehr als 100 Menschen hat die Hamas entführt - darunter auch Deutsche. Außenministerin Baerbock betont in den tagesthemen, sie stehe "nonstop im Austausch", um den Geiseln zu helfen. Die Terroristen führten ein perfides Spiel.
Nach den Terrorangriffen der islamistischen Hamas auf Israel hat sich Bundesaußenministerin Annalena Baerbock in den tagesthemen tief betroffen gezeigt. "Das war wie 9/11 für die Amerikaner", sagte die Grünen-Politikerin. "Es ist einfach nur furchtbar."
Die Angriffe stellten eine deutliche Zäsur dar, so Baerbock. Jeder in Israel kenne jemanden, der betroffen ist - "manchmal sogar Familienangehörige". Erneut bekräftigte sie, dass Israels Sicherheit deutsche und auch europäische Staatsräson sei.
Das Auswärtige Amt hatte gestern mitgeteilt, dass unter den etwa 150 von der Hamas entführten Geiseln auch Deutsche seien. Wie viele Deutsche festgehalten werden, sagte Baerbock nicht. Nach Informationen des ZDF wurden mindestens fünf Deutsche entführt. Mindestens eine Deutsche soll demnach getötet worden sein.
Baerbock: "Nonstop-Austausch", um Geiseln zu helfen
Die Ministerin betonte, sie stehe "nonstop" im Austausch mit Kolleginnen und Kollegen aus der Region und Akteuren, die "direkte Gesprächskanäle zur Hamas haben". Man versuche im Hinblick auf die Geiseln alles, "aber mit einer Terrororganisation wie der Hamas ist das natürlich alles andere als einfach", betonte die Politikerin. Hinzu kämen die Informationen über "barbarische Vergewaltigungen, Abschlachtungen selbst an Kleinstkindern in Israel".
"Es ist leider Kern des Terrorismus, so viel Terror, so viel Unglaublichkeit wie möglich zu schaffen." Es sei ein "perfides Spiel", das die Terrororganisation führe. Die Geiseln würden als menschliche Schutzschilde genutzt, "genauso wie die Zivilbevölkerung vor Ort", sagte Baerbock.
Man sei mit Ägypten, Jordanien und Katar im Gespräch. Deutschland und seine europäischen Partner versuchten gegenüber den Golfstaaten deutlich zu machen, dass Terrorismus in der Region keinen Platz habe. Mit allen Akteuren zu sprechen - das sei Krisendiplomatie, um das "furchtbare Blutvergießen" zu beenden. Man versuche, mit allen Akteuren im engen Austausch zu sein, sagte Baerbock.
"Palästinenser-Hilfen werden regelmäßig kontrolliert"
Der Großangriff der Hamas hat auch zu Debatten über die Hilfen für Palästinenser geführt. Manche behaupteten, dass Deutschland direkt Geld an die Palästinensische Autonomiebehörde überweise, sagte die Außenministerin. "Das ist nicht der Fall in der Entwicklungshilfe." Dennoch würden die Hilfen regelmäßig überprüft.
Wichtig sei allerdings, "dass wir die Lebensmittelversorgung, die Wasserversorgung, also die humanitäre Hilfe an die zwei Millionen Palästinenser, die darauf angewiesen sind, nicht einstellen", sagte Baerbock. Denn auch das würden die Terroristen nutzen. Sie setzten auf das "Spiel mit der Not und dem Leiden der Bevölkerung". Baerbock ergänzte: "Auch wenn einem das Herz brennt, sollte man in solchen Situationen einen kühlen Kopf bewahren."