Krieg in Israel Wie Staaten ihre Bürger evakuieren
Noch immer sitzen viele Ausländer in Israel fest, darunter auch Deutsche. Während andere Staaten Militärmaschinen schicken, setzt Deutschland vor allem auf kommerzielle Airlines - die jedoch kaum noch nach Israel fliegen.
Die Bundesregierung setzt offenbar vorrangig auf kommerzielle Flüge für in Israel gestrandete Deutsche statt auf deren Evakuierung mit Militärmaschinen. "Wir informieren kontinuierlich über mögliche Wege, aus Israel auszureisen," hieß es aus dem Auswärtigen Amt (AA). "Unseren Informationen zufolge gibt es weiterhin kommerzielle Flüge aus Israel heraus, die genutzt werden können."
Das AA und die deutsche Botschaft in Tel Aviv stünden "in engem Kontakt mit den israelischen Behörden und mit den sich in Israel befindenden deutschen Staatsangehörigen" und würden "über mögliche Ausreiseoptionen und -routen" beraten, hieß es weiter. Dazu sei das Krisenreaktionszentrum des Auswärtigen Amtes "unter Hochdruck mit Airlines in Kontakt", hieß es aus dem Ministerium. Sprecher von Lufthansa und Condor bestätigten, sie stünden darüber in Kontakt mit der Bundesregierung.
Tausende Deutsche in Israel
Die Lufthansa-Gruppe hat wie viele andere Airlines wegen der riskanten Sicherheitslage in Israel bis einschließlich Samstag alle Linienflüge nach Tel Aviv eingestellt. Condor fliegt das Land bisher nicht an. Auch zahlreiche andere Airlines haben die Verbindungen nach Israel wegen des Kriegs dort eingestellt.
Bislang haben sich etwa 4500 deutsche Staatsangehörige auf der Krisenvorsorgeliste des Auswärtigen Amts registriert. Darunter sind auch einige Schulklassen. Das Auswärtige Amt steht mit 17 Jugendgruppen in engem Kontakt. Eine Gruppe aus Baden-Württemberg wurde laut Medienberichten über Reykjavik ausgeflogen - durch einen Zufall: Im Schutzraum ihres Hotels habe die Gruppe ein Ehepaar aus Island kennengelernt, bestätigte die Schule isländische Medienberichte. Mit Hilfe des Paares habe die Gruppe Sitze in einem Flugzeug des isländischen Außenministeriums bekommen.
Zahlreiche Staaten schicken Militärmaschinen
Andere Länder dagegen setzen eigene Militärmaschinen ein, um ihre Staatsbürger nach Hause zu holen. Österreich und Spanien hatten angekündigt, ihre Landsleute in den kommenden Tagen mit Militärtransportern auszufliegen. Auch das griechische Außenministerium kündigte an, 149 Touristen aus Israel ausfliegen zu wollen.
Österreich will am Mittwoch ein Transportflugzeug des Bundesheeres für eine Rückholaktion seiner Staatsbürger losschicken. Die Maschine des Typs C-130 "Hercules" werde in den kommenden Tagen vier mal zwischen Israel und Zypern pendeln, sagte ein Heeressprecher. Von Zypern sollen die Österreicherinnen und Österreicher mit Linienflügen in ihre Heimat gelangen.
Italiener, die aus Israel ausgeflogen wurden, kommen in Rom an.
Polnische Soldaten sichern Flüge ab
Auch die polnische Luftwaffe werde mehrere Transportflugzeuge nach Israel schicken, schrieb Präsident Andrzej Duda am Sonntag auf der Plattform X, vormals Twitter. "Soldaten unserer Spezialeinheiten werden den Schutz beim Boarding und die Sicherheit an Bord gewährleisten." Nach Angaben von Verteidigungsminister Mariusz Blaszczak seien zwei Transportmaschinen vom Typ C-130 startbereit.
Einige Staaten setzen allerdings auch auf kommerzielle Airlines. So erklärte die Lufthansa-Tochter Swiss, sie plane nach dem ersten Sonderflug am Dienstag einen weiteren am Mittwoch. Die 215 verfügbaren Sitzplätze in der Maschine seien über eine spezielle Hotline buchbar. Nach Angaben der Regierung in Bern halten sich rund 28.000 Schweizer in Israel und den besetzten palästinensischen Gebieten auf.
Kritik an Krisenmanagement der Bundesregierung
Kritik am Krisenmanagement der Bundesregierung kam aus der Opposition. CDU-Chef Friedrich Merz sagte, andere Staaten leisteten "mittlerweile entsprechende Hilfestellung beim Rücktransport ihrer Bürger". Die Bundesregierung halte dies "offensichtlich nicht für notwendig". Der CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter sagte dem "Tagesspiegel: "Das Vertrösten auf eine mögliche Wiederaufnahme der Flüge der Lufthansa reicht nicht."
Er kritisierte auch die Lufthansa, die ihre Flüge wegen des Krieges in Nahost bis einschließlich Samstag eingestellt hat. Die Fluggesellschaft sei "über Jahre mit Staatsgeld erhalten worden", nun müsse sie sich "auch selbst zum Wohl unseres Landes einbringen", sagte Kiesewetter.