Brexit-Vertrag ratifiziert Abschied mit Emotionen
Das EU-Parlament hat dem Austritt Großbritanniens zugestimmt. Die Abgeordneten verabschiedeten sich mit einem gemeinsamen Lied - manch einem standen Tränen in den Augen.
Vor dem Europaparlament in Brüssel empfing ein Dudelsackspieler die Abgeordneten mit der Europa-Hymne. Einige hatten Tränen in den Augen, ist doch der Austritt der Briten aus der EU nun besiegelt. Kurz zuvor hatten die Parlamentarier - viele schweren Herzens - dem Scheidungsvertrag zugestimmt.
Dann waren die meisten aufgestanden, hatten sich an den Händen gehalten und gemeinsam gesungen. Es war ein emotionaler, wehmütiger Abschied der britischen Abgeordneten aus dem EU-Parlament.
Auch Richard Corbett muss es verlassen. Der Labour-Politiker hat schon vor einigen Tagen begonnen, im Büro seine Umzugskisten zu packen. Dort zeigt der 65-Jährige auch einen rot-blauen Schal, den vor allem Sozialdemokraten in Brüssel derzeit tragen. An einem Ende ist die EU-Flagge zu sehen, am anderen die britische. Dazwischen der Schriftzug: Always United. Immer vereint.
"Wir verlassen Freunde und Kollegen, die diese Traurigkeit zum größten Teil teilen", sagt er. "Es gab eine Menge Umarmungen und Tränen, nicht nur von den britischen Abgeordneten, sondern auch von den anderen."
In die Trauer mischt sich bei Corbett, der 24 Jahre im Europaparlament saß, aber auch Wut. Nie hätte es zum Brexit kommen dürfen, sagt er.
Abschied nach 47 Jahren
Am Freitag werden die Briten die EU nach 47 Jahren verlassen. Ein Schritt, den manche aber auch gut finden. Allen voran die Abgeordneten der Brexit-Partei, zu der auch Belinda de Lucy gehört.
Sie sitzt in ihrem fast leeren Büro und nennt die EU undemokratisch. Der Moment sei gekommen, an dem das demokratische Votum der kleinen Leute umgesetzt werde, meint sie. Es fühle sich gut an und man stehe auf der richtigen Seite der Geschichte.
Mit de Lucy und Corbett verlieren 71 weitere Abgeordnete ihr Mandat. Das EU-Parlament wird danach verkleinert. 27 freiwerdende Sitze gehen an Mitgliedstaaten, die derzeit noch unterrepräsentiert sind.
Eine der Nachrückerinnen ist Miriam Lexmann aus der Slowakei. Obwohl sie vom Austritt der Briten profitiert, nennt auch sie ihn einen traurigen Moment für die EU. Sie habe aber in den vergangenen Monaten realisiert, dass der Brexit nicht mehr aufzuhalten ist.
Deshalb guckt sie längst nach vorn: "Am besten ist es, die Beziehungen zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich so zu gestalten, dass sie trotz des Brexits so gut wie möglich sind", sagt sie.
Ungewisse Zukunft
Während Lexmann sich nächste Woche auf den Weg nach Brüssel macht, werden die britischen Abgeordneten und ihre Assistenten morgen ihre Büros endgültig verlassen. So manche schauen in eine ungewisse Zukunft.
Auch Corbett weiß noch nicht, was er macht, erstmal wird er eine Pause einlegen. Die Verhandlungen über die künftigen Beziehungen zwischen der EU und Großbritannien - die aber wird er sich ganz genau anschauen.