Coronavirus Sondertreffen der EU-Gesundheitsminister
Rund 4200 Corona-Infizierte in Europa - und die Zahlen steigen weiter. Heute beraten die EU-Gesundheitsminister in Brüssel bei einem Sondertreffen. Das Ziel: die nationalen Maßnahmen koordinieren.
Angesichts der Ausbreitung des Coronavirus kommen die EU-Gesundheitsminister zu einem weiteren Sondertreffen in Brüssel zusammen. Dabei soll zum einen eine Bestandsaufnahme der aktuellen Situation und bereits ergriffener Maßnahmen gemacht werden. Zudem wollen die Minister koordinierte Reaktionen auf die Epidemie ausarbeiten. Zur Debatte steht etwa die gemeinsame Beschaffung medizinischer Materialien.
Bis Donnerstagabend waren nach Angaben der EU-Behörde ECDC in Europa rund 4200 Infektionen registriert. Besonders betroffen ist Italien mit 148 Toten und mehr als 3800 Infizierten. In Deutschland sind laut Robert Koch-Institut (RKI) bislang bei 400 Menschen Infektionen nachgewiesen.
Die 27 EU-Staaten waren bereits Mitte Februar zu Beratungen zusammengekommen. Damals einigten sie sich darauf, dass Passagiere aus Gebieten mit dem Erreger Sars-CoV-2 bei der Einreise nach Europa befragt werden können. Die EU selbst hat in der Gesundheitspolitik kaum Kompetenzen, das ist Sache der Mitgliedsstaaten.
Anderes Land - anderer Umgang
Der Umgang mit der Epidemie ist in den einzelnen Staaten unterschiedlich. Italien etwa hat alle Bildungseinrichtungen im Land geschlossen, was in Deutschland als überzogen abgelehnt wird. Die Regierung in Rom will für den Kampf gegen das Virus und die Wiederankurbelung der Wirtschaft zudem 7,5 Milliarden Euro bereitstellen. Das Geld solle vor allem genutzt werden, "um die Ressourcen der Gesundheitsdienste, des Zivilschutzes und der Ordnungskräfte zu verstärken", teilte Wirtschaftsminister Roberto Gualtiere an.
Mehrere europäische Länder berichteten von einer Zunahme der Sars-CoV-2-Nachweise. In der Schweiz und in Großbritannien wurde je ein erster Todesfall bekannt. In Frankreich waren nach Angaben des Gesundheitsministeriums 423 Menschen infiziert, sieben Menschen starben bisher. Der für Anfang April geplante Paris-Marathon wird wegen der Epidemie verlegt.
In China stieg die Zahl der Toten durch die Lungenkrankheit weiter. Wie die Pekinger Gesundheitskommission mitteilte, kamen im Vergleich zum Vortrag 30 Opfer hinzu. Insgesamt sind bislang mehr als 3000 Menschen in China an dem Erreger gestorben. Die Zahl der neuen Infektionen stieg um 143 auf nun 80.552 Fälle. Mehr als 53.000 Patienten haben sich den offiziellen Angaben zufolge jedoch erholt und wurden entlassen.
Südkorea weiter schwer betroffen
In Südkorea wurden 518 weitere Infektionen erfasst, wie die Gesundheitsbehörden mitteilten. Die Gesamtzahl erreichte damit 6248. Die Zahl der Todesfälle, die mit dem Virus in Verbindung gebracht werden, kletterte um sieben auf 42. In keinem anderen Land außerhalb Chinas wurden bisher mehr Infektionsfälle gemeldet.
In den USA ist der Bundesstaat Washington am stärksten betroffen, lokale Behörden sprachen von einer Zunahme von 39 auf 70 Fälle. Im Ostküstenstaat New York verdoppelte sich die Zahl der Virusnachweise von 11 auf 22.
WHO kritisiert fehlendes Engagement
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) beklagte, dass zu viele Länder noch nicht angemessen auf eine Ausbreitung des Virus vorbereitet seien. "Wir sind besorgt, dass manche Länder dies entweder nicht ernst genug nehmen oder entschieden haben, dass sie eh nichts tun können", sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus in Genf.
Der Umfang des politischen Engagements und die dafür nötigen Maßnahmen entsprächen nicht dem Umfang der Bedrohung, der man gegenüberstehe, so Ghebreyesus. Die WHO und die Weltbank sagten zu, alle Länder bei den Vorbereitungen zu unterstützen.
Wirtschaftsforum in St. Petersburg abgesagt
Russland sagte sein für Juni geplantes internationales Wirtschaftsforum, eines der größten Wirtschaftstreffen der Welt mit Staatsgästen und Konzernchefs, in St. Petersburg ab. Zum Schutz der Gesundheit der russischen Bürger sowie der Gäste und Teilnehmer des Forums werde in diesem Jahr auf das Ereignis verzichtet, meldete die Staatsagentur Ria Nowosti unter Berufung auf Vize-Regierungschef Andrej Beloussow. Bisher gibt es in Russland nur wenige bestätigte Infektionen.