Corona-Auflagen gelockert Italiens vorsichtiger Exit-Fahrplan
Italiens Regierung hat erste Lockerungen der Corona-Auflagen angekündigt. In kleinen Schritten sollen Bürger wieder "mehr Bewegungsfreiheit" erhalten. Die Entwicklung soll aber genau beobachtet werden.
Italien hält an seinem vorsichtigen Kurs fest. Nur ganz langsam lockert die Regierung die europaweit strengsten Anti-Corona-Vorschriften und gibt den Menschen dabei eine Mahnung mit auf den Weg. Nur dann, sagt Ministerpräsident Giuseppe Conte, wenn alle sich weiterhin an die Abstandsregeln hielten, könne die Phase der Lockerungen erfolgreich sein und ein erneuter Anstieg der Coronavirus-Infektionen verhindert werden.
"Das verantwortliche Verhalten jedes Einzelnen von uns wird entscheidend sein", sagte Conte. "Wenn dir Italien am Herzen liegt, musst du das Übertragungsrisiko vermeiden. Wie kannst du das machen? Nie jemandem zunahe kommen, immer einen Sicherheitsabstand von mindestens einem Meter einhalten. Das ist fundamental."
"Wir können den Lockdown nicht weiter verlängern. Uns drohen ansonsten zu heftige Schäden im sozialen und wirtschaftlichen Bereich", hatte Conte vor seiner Ansprache im Interview der Zeitung "La Repubblica" gesagt.
Familienbesuche nur in der eigenen Region
Der von Conte vorgestellte Exit-Fahrplan sieht vor, dass ab heute zunächst Fabriken von strategischer Bedeutung, einige Baustellen und exportorientierte Betriebe wieder aufmachen dürfen. Alle übrigen Produktionsstätten, so der Ministerpräsident, dürfen ab dem 4. Mai wieder öffnen.
Ebenfalls ab nächster Woche gibt es eine erste Lockerung der Ausgangsbeschränkungen. Besuche von Familienangehörigen sind dann erlaubt. Aber auch hier warnt Conte vor Leichtsinn. "Es sollen gezielte Besuche sein, bei denen die Abstandsregeln eingehalten und auch Atemschutzmasken verwendet werden", sagt er. "Es sollen keine Menschenansammlungen entstehen. Wir sagen mit den Lockerungen nicht, dass ab 4. Mai Partys oder Familientreffen erlaubt sind." Besuche einzelner Familienangehöriger also - und das auch nur innerhalb der eigenen Region. Fahrten über Regionsgrenzen hinaus bleiben weitgehend untersagt.
Schrittweise zurück ins Leben
Teil der schrittweisen Lockerungen ist auch, dass ab 4. Mai Restaurants und Bars zunächst Außerhausverkauf zum Mitnehmen anbieten dürfen. Dies war ihnen bislang untersagt. Auch Parks werden wieder geöffnet, allerdings, so Conte, sei auch hier Abstand halten vorgeschrieben. Es soll darauf geachtet werden, dass sich immer nur eine bestimmte Zahl an Menschen in einem Park aufhält. Individuelle Sportaktivitäten sind ebenfalls ab 4. Mai wieder erlaubt, nicht nur - wie jetzt - in der Nähe der eigenen Wohnung.
Ab 18. Mai sollen dann Einzelhandelsgeschäfte wieder öffnen, auch Museen und Ausstellungen. Erst ab 1. Juni dürfen Restaurants und Bars wieder Gäste empfangen, auch Friseur- und Kosmetiksalons sollen dann wieder aufmachen. Der Schulunterricht wird erst im September wieder beginnen. Abitur- und andere Prüfungen aber sollen noch vor dem Sommer stattfinden.
Bei kritischen Entwicklungen wieder Einschränkungen
Conte kündigte an, die Regierung werde den Verlauf der Infektionskurve in den Wochen der Lockerung genau beobachten. Gesundheitsminister Roberto Speranza werde in den nächsten Tagen entsprechende Richtwerte vorstellen, die nicht überschritten werden sollten, sagte Conte. "Auf der Basis dieser Parameter werden wir die Möglichkeit haben einzuschreiten, wenn wir in einigen Gegenden kritische Entwicklungen sehen - und den Hahn wieder zuzudrehen."
Das heißt: Wenn die Zahl der Infektionen in bestimmten Städten oder Regionen wieder ansteigt, würde die Regierung dort erneut Quarantäne-Maßnahmen verhängen und die betreffenden Gebiete zu "roten Zonen" erklären.
Die aktuellen Daten zur Entwicklung der Coronavirus-Verbreitung in Italien sind in der Tendenz positiv. Die Zahl der Menschen, die mit Covid-19 in Krankenhäusern behandelt werden müssen, ist auf dem niedrigsten Stand seit fünf Wochen, die Zahl der Todesopfer innerhalb eines Tages auf dem niedrigsten Stand seit sechs Wochen. Die sogenannte Basisreproduktionszahl R0, die angibt, wie viele Menschen ein Infizierter ansteckt, liegt in Italien derzeit niedriger als in Deutschland.