Russische Bedrohung Litauen schult Zivilisten im Umgang mit Drohnen
Im Baltikum wird Russland nicht erst seit dem Ukraine-Krieg als Bedrohung wahrgenommen. Zivilisten in Litauen bereiten sich mit Drohnenkursen darauf vor, im Ernstfall Angriffe abwehren zu können.
Es ist ein grauer Vormittag auf dem Land, eine gute Stunde entfernt von der Hauptstadt Vilnius: Bei vier Grad und Nieselregen stehen die Teilnehmer eines Drohnenkurses in einer matschigen Kiesgrube. Doch das schlechte Wetter hält niemanden ab. Hochmotiviert und pünktlich sind alle erschienen.
"Ich muss vom Besten ausgehen und auf das Schlimmste vorbereitet sein," sagt Saulius, einer der Teilnehmer, während er seine Drohne noch etwas ruckelig in den Himmel steigen lässt.
Teilnehmer eines Drohnenkurses proben den Ernstfall.
Drohnen als Teil der Verteidigungsstrategie
Drohnen spielen im modernen Krieg eine zentrale Rolle - das zeigt der Konflikt in der Ukraine täglich. Das litauische Verteidigungsministerium hat beschlossen, im ganzen Land jedes Jahr 1.000 Menschen auszubilden, damit sie Drohnen steuern können. Sollte Russland auch das Baltikum angreifen, will man vorbereitet sein.
Kompakt an einem Wochenende lernen die Teilnehmenden Theorie und Praxis. Die Kurse sind kostenlos, und die Nachfrage ist enorm.
Alle Teilnehmer stimmen zu, dass ihre Daten im Verteidigungsministerium gespeichert werden, um sie im Ernstfall schnell mobilisieren zu können. "Im Kriegsfall werden diese Daten dann an Vertreter des litauischen Militärs im ganzen Land weitergegeben", sagt Gintaras Bagdonas von der Militärischen Akademie in Vilnius.
In Vilnius knüpfen Freiwillige ein riesiges Tarnnetz.
Solidarität durch Handarbeit
Andere engagieren sich mit Handarbeit: In der Hauptstadt Vilnius fertigen Freiwillige seit Beginn des Krieges Tarnnetze für ukrainische Soldaten. Abends nach der Arbeit knüpfen Ehrenamtliche in einem Einkaufszentrum Stoffstreifen in die riesigen Netze.
Schon 70.000 Quadratmeter haben sie geknüpft und verschickt, fast 1000 Netze bereits an die Front geliefert. "Als Jugendliche habe ich für unsere Unabhängigkeit von der Sowjetunion gekämpft. Ich kann da jetzt nicht einfach zuschauen", erklärt Ramunė, eine der Helferinnen.
In die Netze werden Grußbotschaften eingewickelt: mit Wasserfarben gemalte Bilder von Kindern, mit der litauischen und ukrainischen Flaggen und einem großen Herz. "Diese Bilder sind ein liebevoller Gruß, damit die Soldaten wissen, dass sie uns wichtig sind", sagt Ramunė.
Die Menschen in Litauen spüren die Nähe des Konflikts deutlich. Ein militärischer Erfolg Russlands in der Ukraine könnte auch Litauen gefährden, befürchten viele. Deshalb hilft es vielen Menschen im Land, sich zu engagieren.