Nach Erdbeben in Tibet Die schwierige Suche nach Überlebenden
Nach dem schweren Erdbeben in Tibet mit mindestens 126 Toten dauert die Suche nach Überlebenden weiter an. Minusgrade erschweren die Arbeit und werden zur Gefahr, die Rettungstrupps kommen nur langsam voran.
Die Nachrichten am Morgen im chinesischen Staatsfernsehen: Der Sprecher verkündet, dass die Zahl der Toten und Verletzten bei dem schweren Erdbeben in Tibet über Nacht weiter gestiegen ist - 126 Todesopfer gibt es inzwischen. Die Zahl der beschädigten oder zerstörten Häuser wird inzwischen mit mehr als 3.600 beziffert.
Das Erdbeben ereignete sich am Dienstag, kurz nach 9 Uhr Ortszeit. Die chinesischen Behörden geben die Stärke mit 6,8 an. Es gab mehrere Nachbeben. Die Strom- und Wasserversorgung war zeitweise unterbrochen. Das Epizentrum lag in einer ländlichen Gegend, etwa 400 Kilometer westlich der tibetischen Hauptstadt Lhasa, nördlich des Mount Everest. Auch in der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu bebte die Erde.
Rettungstrupps suchen Überlebende
Die chinesischen Behörden haben unmittelbar nach dem Erdbeben Hilfstrupps zum Unglücksort geschickt. Liu Huazhong ist Vizebürgermeister der zweitgrößten Stadt Tibets, Shigatse, die in der Nähe des Epizentrums liegt. Er sagte gestern auf einer Pressekonferenz: "Wir haben warmen Reis, Trinkwasser, Instantnudeln, warme Mäntel und Schuhe, Bettzeug, Betten, Zelte und andere Hilfsgüter schnell zur Verfügung gestellt."
Die Rettungsarbeiten wurden noch einmal verstärkt, so Huazhong weiter. Die Trupps suchten nach möglichen Gefahren und weiteren Überlebenden. "Menschen werden in Sicherheit gebracht und beschädigte Einrichtungen wiederhergestellt." Die Temperaturen in der Nacht fielen auf bis zu minus 16 Grad, was die Rettungs- und Bergungsarbeiten erschwert. In der Region kommt es immer wieder zu Erdbeben.
Weitere Tote befürchtet
"Dieses Beben ist Teil eines großen Gürtels an erhöhter Aktivität, der letztendlich darauf beruht, dass sich die indische Platte nach Norden schiebt, in die eurasische Platte hinein", so der Seismologe Frederik Tilmann vom Geoforschungszentrum Potsdam im Gespräch mit der ARD in China. Er geht davon aus, dass die Zahl der Toten noch weiter steigen wird.
Erfahrungsgemäß sei es so, "dass nach solchen großen Beben oft die Kommunikationswege gestört und natürlich auch Straßen in Mitleidenschaft gezogen sind. So auch in dieser Gegend, sodass man viele Ortschaften gar nicht so schnell erreichen kann und dann auch sozusagen keine Berichte bekommt über das Ausmaß der Schäden, wenn zum Beispiel auch der Mobilfunk gestört ist. Insofern gehe ich schon auch davon aus, dass die Zahl der Todesopfer, die bis jetzt berichtet worden ist, noch nicht die endgültige Zahl sein wird. Das ist einfach ein Erfahrungswert aus anderen Beben."
China erschwert Berichterstattung
Ausländische Medien sind in ihrer Berichterstattung über das Unglück fast komplett auf chinesische Staatsmedien und staatlich kontrollierte Social-Media-Plattformen angewiesen. Chinas kommunistische Führung kontrolliert Tibet mit harter Hand, Ausländer können sich dort nicht frei bewegen. Auch ausländischen Journalisten wird der Zutritt in der Regel verwehrt.
Das geistliche Oberhaupt der Tibeter, der Dalai Lama, lebt in Indien im Exil. Von dort teilte er mit, es habe ihn sehr traurig gemacht, als er von dem Erdbeben erfahren habe. Er bete für diejenigen, die ihr Leben verloren haben, und wünsche allen Verletzten, dass es ihnen schnell wieder besser geht, so der Dalai Lama.