Einsatz im Mittelmeer "Ärzte ohne Grenzen" zieht Rettungsschiff ab
Seit Jahren rettet "Ärzte ohne Grenzen" im Mittelmeer Menschen in Seenot. Aufgrund der verschärften Gesetzgebung Italiens zieht die Organisation nun das Rettungsschiff "Geo Barents" ab.
Die Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" stellt den Betrieb ihres Rettungsschiffes "Geo Barents" im Mittelmeer ein. Die massiven Beschränkungen der Arbeit durch die italienischen Behörden machten einen Weiterbetrieb derzeit untragbar, erklärte die Organisation. Zwar wolle "Ärzte ohne Grenzen" weiter in der Seenotrettung aktiv bleiben, müsse zunächst jedoch ausloten, wie das "in einem derart schwierigen Umfeld" möglich sei.
Italienische Gesetze erschweren Arbeit massiv
Grundlage für die Strafe ist das sogenannte Piantedosi-Dekret von 2023, das die Rettungsschiffe dazu zwingt, nach dem ersten Einsatz den meist weit entfernten zugewiesenen Hafen anzusteuern, ohne auf dem Weg weitere Menschen aus Seenot an Bord zu nehmen. So habe die "Geo Barents" ein halbes Jahr allein mit den langwierigen Fahrten zu den Häfen verbracht.
Nach reiflicher Überlegung habe die Organisation deshalb entschieden, die "Geo Barents" "angesichts solch absurder italienischer Gesetze und Vorgehensweisen" aus dem Verkehr zu ziehen, erklärte der Koordinator für die Rettungseinsätze, Juan Matias Gil. Für das weitere Vorgehen zieht "Ärzte ohne Grenzen" nach eigenen Angaben unter anderem den Einsatz kleinerer und schnellerer Schiffe in Betracht. Es sei jedoch noch nichts entschieden.
Ärzte ohne Grenzen ist seit 2015 allein oder in Partnerschaft mit anderen Nichtregierungsorganisationen im zentralen Mittelmeer aktiv und hat nach eigenen Angaben mehr als 94.000 Menschen gerettet. Das letzte Schiff, die "Geo Barents", hat den Angaben zufolge seit Juni 2021 in 190 Rettungsaktionen 12.675 Menschen aus Seenot gerettet.
Organisation will kleineres Schiff anschaffen
Die "Geo Barents", eigentlich ein Forschungsschiff, gehörte zu den größten Schiffen privater Hilfsorganisationen im Mittelmeer. Die Hilfsorganisation ist nun auf der Suche nach einem kleineren Schiff, um weitermachen zu können.
Das Mittelmeer gilt als eine der gefährlichsten Fluchtrouten weltweit. Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration IOM starben in diesem Jahr bisher 2.140 Menschen bei der Überquerung des Mittelmeers. Die Dunkelziffer liegt vermutlich viel höher.
Zahl der Flüchtlinge über das Mittelmeer geht zurück
Insgesamt kommen seit einigen Monaten aber deutlich weniger Migranten übers Mittelmeer nach Europa. Nach Angaben des italienischen Innenministeriums wurden bis Ende November etwa 63.000 Neuankömmlinge registriert. Im vergangenen Jahr waren es zur gleichen Zeit noch mehr als 152.000.