Ausschreitungen in Amsterdam Entsetzen über Angriffe auf israelische Fußballfans
Nach Zusammenstößen am Rande eines Fußballspiels in Amsterdam haben Politiker Gewalt gegen israelische Fans verurteilt. Der niederländische Ministerpräsident Schoof sprach von "unakzeptablen antisemitischen Angriffen".
Nach Ausschreitungen am Rande eines Fußballspiels in Amsterdam haben sich Politiker bestürzt über Angriffe auf israelische Fans gezeigt. Der niederländische Ministerpräsident Dick Schoof verurteilte auf X die "unakzeptablen antisemitischen Angriffe auf Israelis". Er habe die Nachrichten aus Amsterdam "mit Abscheu verfolgt", schrieb er und fügte hinzu, dass alle Täter strafrechtlich verfolgt werden müssten. Er habe mit Israels Premier Benjamin Netanyahu telefoniert.
"Antisemitismus hat absolut keinen Platz in Europa", schrieb auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen auf X. "Und wir sind entschlossen, gegen alle Formen von Hass zu kämpfen."
Baerbock: "Furchtbare Bilder"
Bundeskanzler Olaf Scholz verurteilte die Angriffe ebenfalls deutlich. "Die Meldungen über Gewalt gegen israelische Fans in Amsterdam sind unerträglich. Das dürfen wir nicht hinnehmen", schrieb der SPD-Politiker auf X. "Wer Jüdinnen und Juden angreift, greift uns alle an. Jüdinnen und Juden müssen sich in Europa sicher fühlen können", forderte er.
"Die Bilder aus Amsterdam sind furchtbar und für uns in Europa zutiefst beschämend", erklärte Bundesaußenministerin Annalena Baerbock auf X. "Der Ausbruch solcher Gewalt gegenüber Juden überschreitet alle Grenzen", fuhr Baerbock fort." Dafür gebe es keine Rechtfertigung.
"Israelische Fußballfans zu verfolgen und zu verprügeln ist kein Antikriegsprotest. Das ist kriminell und unerträglich, und wir alle müssen dagegen aufstehen", erklärte Deutschlands Botschafter in Israel, Steffen Seibert, auf Englisch auf X. "Als Europäer schäme ich mich, solche Szenen in einer unserer großen Städte zu sehen."
"Das sind Bilder des Schreckens", schrieb der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, auf X. "Die Hatz auf Juden ist wieder ausgebrochen - das waren keine Krawalle unter Fangruppen", fügte er hinzu. Gerade angesichts des bevorstehenden Jahrestags der Pogromnacht am 9. November sei es ein "Armutszeugnis, dass Juden und Israelis in Westeuropa nicht mehr sicher sein können".
Laut Polizei 62 Festnahmen
Nach dem Europa-League-Spiel von Ajax Amsterdam gegen Maccabi Tel Aviv war es zu gewaltsamen Zusammenstößen von propalästinensischen Demonstranten und israelischen Fans gekommen. Nach den jüngsten Angaben von Behörden griffen propalästinensische Jugendliche dabei gezielt israelische Fußballfans an. Mehrere Menschen seien verletzt worden, teilten Stadt und Polizei in einer gemeinsamen Erklärung mit.
Fünf Menschen mussten nach Angaben der Polizei in Krankenhäusern behandelt werden. Die Unruhestifter seien "aktiv auf die Suche gegangen nach israelischen Fans, um sie anzugreifen und zu misshandeln", heißt es in der Erklärung.
"An mehreren Stellen in der Stadt wurden Fans belagert, misshandelt und mit Feuerwerkskörpern beworfen", erklärte Bürgermeisterin Femke Halsema. Sie verurteilte dieses "antisemitische Verhalten". Stadt und Justiz untersuchen nun die Vorfälle. Die Behörden rufen alle Opfer auf, sich bei der Polizei zu melden und Anzeige zu erstatten.
Das israelische Außenministerium hatte von zehn Verletzten gesprochen. Aufnahmen auf X zeigen, wie israelische Fans durch Straßen getrieben, geschlagen und getreten werden. Auf anderen Videos ist zu sehen, wie Fans des Fußballclubs Maccabi Tel Aviv eine palästinensische Flagge von einer Hauswand reißen und Schmähgesänge gegen Araber skandieren.
Die Polizei hatte zunächst von kleinen Konfrontationen gesprochen und sich sehr zurückhaltend geäußert. 62 Menschen wurden den Angaben zufolge vorläufig festgenommen.
Sonderflüge werden geschickt
Israelischen Berichten zufolge waren die niederländischen Sicherheitskräfte zuvor gewarnt worden. Israels Diaspora-Ministerium habe vorab über Pläne Bescheid gewusst, einen bestimmten israelischen Fan zu verletzen, der für den israelischen Grenzschutz arbeiten soll, meldeten israelische Medien. Gleiches gelte für einen geplanten Angriff auf ein Hotel, in dem israelische Fußballanhänger übernachteten. Die niederländischen Behörden seien darüber informiert worden.
Zudem rechnete das Diaspora-Ministerium den Berichten zufolge auch mit einem gewalttätigen Protest vor Beginn des Fußballspiels, den die Stadtverwaltung eigentlich verboten hatte. Auch diese Erkenntnis sei mit den Niederlanden geteilt worden. Etwa 200 Demonstranten hatten nach Angaben der niederländischen Polizei am Donnerstagabend versucht, zu der Spielstätte zu gelangen. Die Stadtverwaltung bestimmte einen anderen Ort in der Nähe für die Kundgebung.
Israels Regierungschef Netanyahu ordnete Sonderflüge an, die die israelischen Fans am Freitag und Samstag nach Hause bringen sollen. Die israelische Airline El Al bestätigte die Flüge. Der erste davon solle um 14 Uhr in Amsterdam starten. Die neu ernannten Oberrabbiner Israels, David Josef und Kalman Bar, erlaubten der Fluggesellschaft demnach, auch am Schabbat zu fliegen. Die Überlegung einer offiziellen Rettungsmission des israelischen Militärs verwarf die Regierung hingegen.
Empörung in Israel
In Israel lösten die Berichte über die Angriffe Entsetzen aus. Politiker sprachen von "einer Jagd auf Juden". Der neue Außenminister Gideon Saar kündigte an, kurzfristig in die Niederlande zu reisen. Er wolle hochrangige Vertreter der niederländischen Regierung treffen, darunter seinen Amtskollegen, teilte das israelische Außenministerium mit. Saar werde dabei die Bedeutung des Kampfes gegen Antisemitismus betonen.
Israels Präsident Izchak Herzog schrieb auf X: "Mit Grauen sehen wir heute Morgen die schockierenden Bilder und Videos, von denen wir seit dem 7. Oktober gehofft haben, sie nie wieder zu sehen: ein antisemitisches Pogrom gegen Fans von Maccabi Tel Aviv und israelische Bürger im Herzen von Amsterdam."
Israels Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, schrieb bei X: "Ein schreckliches Pogrom gegen Juden und Israelis in Amsterdam. In großer Zahl werden Menschen auf europäischem Boden von muslimischen und palästinensischen Randalierern gewaltsam angegriffen, einfach weil sie Juden sind."