Aussagen von Stoltenberg NATO berät über Atomwaffen - Kritik aus Russland
Die NATO denkt darüber nach, mehr Atomwaffen einsatzbereit zu machen. Das sagte Generalsekretär Stoltenberg einer britischen Zeitung. Russland, das erst kürzlich Atomwaffenübungen abhielt, wertet dies als Provokation.
Angesichts der zunehmenden Drohungen aus China und Russland, führt die NATO nach Aussage von Generalsekretär Jens Stoltenberg Gespräche darüber, mehr Atomwaffen aus Lagern zu holen und sie in Bereitschaft zu versetzen.
Wie Stoltenberg der britischen Zeitung The Telegraph sagte, berieten die Mitgliedsstaaten des Verteidigungsbündnisses darüber, die Transparenz bezüglich des eigenen Atomwaffenarsenals als Abschreckungsmittel zu nutzen. "Ich werde nicht auf Details eingehen, wie viele Atomsprengköpfe einsatzbereit sein und welche gelagert werden sollten, aber wir müssen uns zu diesen Fragen beraten. Genau das tun wir", sagte er der Zeitung.
Das Ziel der NATO sei "natürlich" eine Welt ohne Atomwaffen. "Aber solange es Atomwaffen gibt, werden auch wir ein Atombündnis bleiben. Denn eine Welt, in der Russland, China und Nordkorea über Atomwaffen verfügen und die NATO nicht, ist eine gefährlichere Welt", betonte Stoltenberg.
Russland spricht von "Eskalation der Spannungen"
Mit seinen Äußerungen sorgte Stoltenberg für heftige Reaktionen aus dem Kreml. Dieser wertete die Aussagen des NATO-Chefs als weitere "Eskalation der Spannungen", wie Sprecher Dmitri Peskow laut der Nachrichtenagentur Interfax sagte. Diese Äußerungen stünden im Widerspruch zum Kommuniqué der Ukraine-Konferenz, führte Peskow aus. Darin heißt es, jede Drohung mit oder jeder Einsatz von Atomwaffen in Zusammenhang mit der Ukraine sei unzulässig.
"Ich möchte dazu noch klarstellen: Wenn Präsident Putin über die Nuklearwaffen-Thematik spricht, antwortet er stets auf ihm dazu gestellte Fragen. Er macht das nie aus eigener Initiative heraus, da ist er sehr vorsichtig", so der Kremlsprecher weiter.
Russland hatte erst im Mai nahe der ukrainischen Grenze taktische Atomwaffenübungen abgehalten.
Immer mehr einsatzbereite Atomsprengköpfe
Das Stockholmer Friedensforschungsinstitut SIPRI hatte heute seinen neuen Jahresbericht veröffentlicht, wonach die Zahl einsatzfähiger atomarer Sprengköpfe weltweit zuletzt wieder gestiegen ist. Zwar würden ausrangierte Sprengköpfe demontiert und die weltweite Zahl der Kernwaffen sinke seit Jahrzehnten. Zugleich würden aber immer mehr Sprengköpfe einsatzfähig gehalten.
Insgesamt neun Länder verfügen nach Angaben des Instituts über Atomwaffen. Spitzenreiter sind die USA und Russland. In ihren Beständen befinden sich etwa 90 Prozent aller nuklearen Sprengköpfe. Großbritannien rangiert auf dem dritten Platz gefolgt von Frankreich, China, Indien, Pakistan, Nordkorea und Israel.
Bereits im Februar 2023 hatte Präsident Putin den Abrüstungsvertrag "New Start" - den letzten großen atomaren Abrüstungsvertrag mit den USA - außer Kraft gesetzt. Dieser begrenzt eigentlich die Atomwaffenarsenale beider Länder und regelt Inspektionen.