Gisèle P.

Vergewaltigungsfall in Avignon Mann gesteht massenhaften Missbrauch von Ehefrau

Stand: 17.09.2024 18:13 Uhr

Eine 72-jährige Französin wurde mutmaßlich hundertfach von ihrem Ehemann und Dutzenden fremden Männern vergewaltigt. Jetzt hat der Angeklagte vor Gericht ausgesagt - und sich zu seinen Taten bekannt.

Der Prozess erschütterte ganz Frankreich: Über Jahre hinweg soll ein Ehemann seine Frau betäubt und gemeinsam mit Dutzenden fremden Männern missbraucht haben. Jetzt hat der Hauptangeklagte in Südfrankreich ein umfassendes Geständnis abgelegt." Ich bin ein Vergewaltiger, wie alle, die in diesem Saal sind", sagte der 71-Jährige vor Gericht in Avignon. 

"Herr Vorsitzender, ich räume die Vorwürfe in ihrer Gesamtheit ein", sagte der Rentner in seiner ersten mit Spannung erwarteten Aussage zu den Anschuldigungen, die in Frankreich seit Prozessbeginn hohe Aufmerksamkeit in den Medien erlangten. Die Aussage hatte sich wegen gesundheitlicher Probleme mehrfach verzögert. Der Vorsitzende Richter hatte mehrere medizinische Untersuchungen beantragt und bereits eine Vertagung des Prozesses in Erwägung gezogen.

Ehemann betäubte Frau regelmäßig

Der Ehemann soll seine inzwischen von ihm geschiedene Frau innerhalb von knapp zehn Jahren immer wieder mit Medikamenten betäubt haben. Dann soll er die Frau vor seinen Augen von fremden Männern vergewaltigt haben lassen, zu denen er zuvor über eine Onlineplattform Kontakt hergestellt hatte. Für den Missbrauch drohen den 50 angeklagten mutmaßlichen Tätern sowie dem Ehemann bis zu 20 Jahre Haft.

Seine 72-jährige Ex-Frau Gisèle P. bestand darauf, dass der Prozess öffentlich stattfindet und als warnendes Beispiel diene für Frauen, die mit Drogen betäubt und dann missbraucht werden. Der Hauptangeklagte wendet sich während seiner Aussage an seine Ex-Frau und seine Familie. "Ich bin schuldig für das, was ich getan habe", sagte der Rentner.

Festnahme wegen Filmaufnahmen in der Öffentlichkeit

Gisèle P. hatte in der vergangenen Woche vor Gericht ausführlich geschildert, wie sie jahrelang unter unerklärlichen Gedächtnislücken und gynäkologischen Problemen litt, bevor sie erfuhr, in welcher Weise sich ihr Mann an ihr verging.

Der mutmaßliche Missbrauch kam erst ans Licht, als der Rentner nach Filmaufnahmen unter die Röcke von Supermarktkundinnen festgenommen wurde. Bei einer Durchsuchung stießen Fahnder auf dem Computer des Mannes auf Hunderte Videos der Taten. 

Der Anstoß, seine Frau zu betäuben und missbrauchen zu lassen, soll von einem Bekannten in einem Internetforum gekommen sein, der sich als Krankenpfleger ausgegeben und ihm die nötige Dosierung der Medikamente gegeben haben soll, sagt der Angeklagte.

Debatte um Gewalt an Frauen in Frankreich

Der aufsehenerregende Gerichtsprozess hat in Frankreich längst eine landesweite Debatte über sexuelle Gewalt gegen Frauen ausgelöst sowie über die Problematik des Missbrauchs von unter Drogen gesetzten Frauen. Am Wochenende gab es in mehreren Städten Demonstrationen gegen sexuelle Gewalt sowie als Zeichen der Solidarität mit Gisèle P. Dutzende Menschen standen im Gerichtssaal in Avignon außerdem Spalier und applaudierten, als die Frau das Gebäude verließ.