Baerbock zu Besuch in Kiew "Stehen felsenfest an Seite der Ukraine"
Nach Einschätzung von Außenministerin Baerbock will Russland die Ukraine mit massiven Angriffen auf die Energieinfrastruktur zermürben. Bei ihrem achten Besuch in Kiew versprach sie zusätzliche Winterhilfen in Höhe von 200 Millionen Euro.
Der Ukraine steht bereits der dritte Kriegswinter bevor. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock hat dem Land bei einem Besuch in Kiew deshalb zusätzliche Winterhilfen in Höhe von 200 Millionen Euro zugesichert. Mit dem Geld werde die humanitäre Soforthilfe des Auswärtigen Amts aufgestockt. Die Hilfen sollen nicht für den Energiesektor, sondern für Nothilfemaßnahmen für die Bevölkerung verwendet werden.
Häuser, die nahe der Front stehen und keine Energieversorgung haben, sollen mit den Hilfen Brennstoffe erhalten. Ukrainerinnen und Ukrainer könnten außerdem "mit dem Nötigsten wie Decken oder warmen Wintermänteln gegen die eisigen Temperaturen ausgestattet werden", sagte die Grünen-Politikerin bei einem Treffen mit ihrem ukrainischen Kollegen Andrij Sybiha.
Bei ihrem achten Ukraine-Besuch seit Kriegsbeginn versprach Baerbock anhaltenden Beistand. "Deutschland steht gemeinsam mit vielen Partnern weltweit felsenfest an der Seite der Ukraine", sagte sie. "Wir werden die Ukrainerinnen und Ukrainer so lange unterstützen, wie sie uns brauchen, damit sie ihren Weg zu einem gerechten Frieden gehen können."
Baerbock: Putin führt Zermürbungskrieg
Die Ministerin war zu dem zunächst geheim gehaltenen Besuch am Morgen mit einem Sonderzug in der Hauptstadt Kiew eingetroffen. Zuletzt hatte Baerbock die Ukraine im Mai und zuvor im Februar besucht. Die deutsche Chefdiplomatin will sich auch mit Präsident Wolodymyr Selenskyj treffen.
Fast 1.000 Tage nach Beginn des russischen Großangriffs würdigte die Ministerin die Widerstandskraft der Ukrainer, "obwohl die massiven russischen Luftangriffe auf die zivile Infrastruktur, die Offensiven im Großraum Charkiw und im Donbass sowie die nordkoreanische Waffenhilfe die Lage weiter zuspitzen". Russlands Präsident Wladimir Putin wolle die Menschen mit seinem Zermürbungskrieg brechen.
Selenskyj fordert mehr Verteidigungssysteme
Der ukrainische Präsident hatte die Verbündeten am Wochenende nach einer Woche mit nach seinen Angaben mehr als 900 Bombenangriffen zu mehr Hilfe bei der Flugabwehr aufgerufen. "Die Ukraine braucht mehr Verteidigungssysteme", schrieb er im Kurznachrichtendienst X. Laut Selenskyj gab es auch rund 500 Drohnenangriffe. Die meisten Attacken seien gegen zivile und kritische Infrastruktur - insbesondere Energieanlagen - gerichtet gewesen.
Vor diesem Hintergrund verwies Baerbock auf den "Winterschutzschirm" für die Ukraine, den Deutschland kürzlich um zusätzliche 170 Millionen Euro für Energienothilfe erweitert habe. Dies sei die Antwort auf zerstörte Heizkraftwerke und Stromleitungen. Die Antwort auf noch mehr russischen Drohnenterror sei die Luftverteidigungsinitiative. "Wir lassen global nichts unversucht, es kommt auf jedes einzelne Luftverteidigungssystem an", versicherte die Ministerin.
Baerbock besucht Panzerbesatzung
Bei der Drohnenabwehr gelten die 55 von Deutschland gelieferten "Gepard"-Panzer als besonders wirkungsvoll. Die Außenministerin nutzte ihren Besuch deshalb, um sich über deren Einsatz zu informieren. Die Besatzung eines "Gepard"-Panzers berichtete, sie habe erst am Freitag drei russische Drohnen abgeschossen. Zudem bat sie Baerbock um mehr Unterstützung mit Material und Munition.
Im Anschluss ließ sich Baerbock eine Energieanlage im Großraum Kiew zeigen, die schon mehrfach von russischen Raketen getroffen worden war und Strom produziert.