Belarusischer Oppositioneller Tichanowskaja erhält Nachricht vom Tod ihres Mannes
Die belarusische Politikerin Tichanowskaja berichtet, sie habe anonym vom angeblichen Tod ihres inhaftierten Mannes Tichanowski erfahren. Einen Beweis dafür gebe es nicht. Der Oppositionelle war 2021 zu langjähriger Haft verurteilt worden.
Die im Exil lebende belarusische Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja hat nach eigenen Angaben eine anonyme Nachricht erhalten, wonach ihr Mann im Gefängnis gestorben sei.
Der 44-jährige Sergej Tichanowski, ein bekannter Blogger und oppositioneller Aktivist, war 2020 verhaftet worden, nachdem er Pläne verkündet hatte, bei den Präsidentschaftswahlen gegen Staatschef Alexander Lukaschenko anzutreten.
Tichanowski soll "Massenaufstände organisiert" haben
Anschließend entschloss sich seine Frau, gegen Lukaschenko zu kandidieren - und brachte große Menschenmengen auf die Straßen, die ihre Bewerbung unterstützten. Das offizielle Ergebnis bescherte Lukaschenko eine sechste Amtszeit. Von der Opposition und dem Westen wurde es als gefälscht zurückgewiesen.
Nach den Wahlen brachen beispiellose Massenproteste aus. Unter dem Druck der Behörden verließ Tichanowskaja das Land. Ihr Mann wurde zunächst zu 18, später zu 19 Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt. Vorgeworfen wurde ihm "Vorbereitung und Organisation von Massenaufständen".
Seit März keine Nachricht mehr
Der Nachrichtenagentur AP sagte Tichanowskaja, sie habe seit März keine Nachricht von ihrem Mann erhalten. Briefe an ihn würden nicht mehr zugestellt, und sein Anwalt habe ihn nicht sehen dürfen. "Ich weiß nichts über ihn. Ich habe keinen einzigen Brief erhalten, und es hat keine Kommunikation durch seinen Anwalt gegeben", teilte sie der AP schriftlich mit.
Sie habe keinen Beleg, dass der Inhalt des anonymen Schreibens der Wahrheit entspreche, sagte sie, forderte aber die Behörden in Belarus auf, "Beweise zu erbringen, dass Sergej am Leben ist, und ihn zu zeigen".
Tichanowski ist nicht der einzige eingesperrte Oppositionelle, dessen Schicksal unklar ist. Nach Angaben der belarusischen Menschenrechtsgruppe Wjasna befinden sich derzeit 1501 politische Gefangene in dem Land hinter Gittern.