Bekannt durch Benetton-Kampagne Italienischer Fotograf Toscani gestorben
Provozieren sollten die Bilder von Oliviero Toscani. Viele Jahre fotografierte er für den Modekonzern Benetton und sorgte so für Diskussionen und Kritik. Nun ist der Starfotograf gestorben.
Der italienische Fotograf Oliviero Toscani ist tot. Er starb im Alter von 82 Jahren nach schwerer Krankheit, wie die Nachrichtenagentur Ansa unter Berufung auf Toscanis Familie meldete. Er habe "seine nächste Reise angetreten", hieß es in der Mitteilung. Der Italiener wurde insbesondere durch provokante Werbekampagnen für die Modemarke Benetton international bekannt.
Im August offenbarte Toscani in einem Interview, an der Stoffwechselerkrankung Amyloidose erkrankt zu sein - einer seltenen Krankheit, die zu Organversagen führt. "Praktisch lagern sich Proteine an bestimmten lebenswichtigen Punkten ab und blockieren den Körper. Und man stirbt. Es gibt keine Heilung", hatte der Fotograf in einem Interview erklärt. Zuletzt habe er sich einer experimentellen Behandlung unterzogen.
Langjährige Zusammenarbeit mit Benetton
Mit irritierenden, teils schockierenden Bildern wurde Toscani in den 1980er-Jahren international bekannt. Mal stillte eine schwarze Mutter ihr weißes Baby, mal war ein Aids-Kranker zu sehen, der im Sterben lag. Oder Toscani zeigt eine Nonne, die einen Priester küsste.
Die Fotos waren Teil einer Werbekampagne für die italienische Modemarke Benetton, mit der Toscani von 1983 bis 2000 zusammenarbeitete. 17 Jahre später kam es dann nochmals zu einer Kooperation, die bis 2020 dauerte.
Mit diesem Benetton-Foto vom Kuss eines Priesters mit einer Nonne sorgte Toscani für Diskussionen.
Provokation war Toscani wichtig
Der Italiener verschrieb sich in seiner Arbeit auch abseits der Werbung gesellschaftlichen Themen wie Essstörungen und Gewalt gegen Frauen. Die Provokation war für Toscani wichtig: denn nur sie sorge für Diskussionen, Interesse, Kritik und die Überlegung, was richtig und was falsch ist. Dafür sei der Künstler da. Von Kritikern wurde Toscani selbst Rassismus vorgeworfen.
Geboren wurde Toscani 1942 in Mailand, sein Vater arbeitete als Fotoreporter für die Tageszeitung Corriere della Sera. Schon mit sechs Jahren bekam er eine Kamera, als 19-Jähriger ging er nach Zürich, wo er vier Jahre lang Fotografie und Grafik an der Kunstgewerbeschule studierte. Die Ausbildung war die Basis für seine späteren Erfolge.
Toscanis Fotos provozierten: Hier steht er vor einem Bild von dem an Magersucht leidenden Model Isabelle Caro.
Auch Deutschland widmete er eine Ausstellung
Sein künstlerisches Werk war breit gefächert, gerade auch mit geschichtlichen Ereignissen beschäftigte er sich immer wieder. 2022 widmete der Starfotograf den Deutschen mit 100 Porträts einen eigenen Fotoband und eine Ausstellung in Berlin und Köln.
Seit mehreren Jahren lebte der Mailänder auf einem Landgut in der Provinz Pisa in der Toskana. In seinem neu erbauten Studio werden all seine Werke aufbewahrt, ein Vermächtnis. Selbst mit seinem eigenen Schicksal rüttelte Toscani auf, als er sich Ende August fotografieren ließ. Ausgemergelt saß er in einem Sessel, um 40 Kilogramm abgemagert.
Vor wenigen Tagen wurde er ins Krankenhaus von Cecina eingeliefert, wo er nun im Alter von 82 Jahren verstarb.
Mit Informationen von Elisabeth Pongratz, ARD-Studio Rom