Kunstausstellung in Venedig Künstler fordern Ausschluss Israels von Biennale
Tausende Menschen, unter ihnen viele Künstler, fordern den Ausschluss Israels von der diesjährigen Kunstbiennale in Venedig. Dafür wurde ein offener Brief online gestellt. Italiens Regierung wies den Appell zurück.
Die Liste der Aktivisten gegen eine Teilnahme Israels bei der Biennale 2024 wird immer länger. Mehr als 18.000 Unterschriften sind es inzwischen. Die Unterzeichner folgen einem Aufruf von der Initiative "ANGA" – Art not Genocide Alliance. Diese Initiative ist eigens für die Kunstbiennale in Venedig gegründet worden. Sie will erreichen, dass Israel in diesem Jahr ausgeschlossen wird.
In dem Brief heißt es: "Während sich die Kunstwelt auf das Nationalstaatendiorama in den Giardini vorbereitet, sagen wir, dass es inakzeptabel ist, Kunst aus einem Staat zu präsentieren, der gegenwärtig Gräueltaten gegen die Palästinenser und Palästinenserinnen in Gaza ausführt".
Italienischer Kulturminister distanziert sich
Jede Arbeit, die den Staat Israel repräsentiert, sei eine Befürwortung seiner völkermörderischen Politik. Einige Künstlerinnen und Künstler, die zu den Unterzeichnern gehören und die das ARD-Studio Rom für eine Stellungnahme angefragt hatte, haben sich bis jetzt nicht dazu geäußert. Umso deutlicher fällt die Reaktion des italienischen Kulturministers Gennaro Sangiuliano aus:
Die Kultur sollte die Menschen und die Völker annähern. Kultur ist das Instrument, das auch in Krisenzeiten Brücken des Dialogs zwischen Positionen bauen muss, die in der Politik unvereinbar erscheinen mögen. Deshalb schicken wir diese Forderung entschlossen an den Absender zurück.
Biennale kann Aufforderungen nicht berücksichtigen
Ein weiterer Appell fordert auch den Ausschluss des Iran von der Biennale. Die Organisation Women Life Freedom Europe und ihr italienischer Ableger verweisen auf die anhaltende Gewalt des Regimes gegen Frauen, junge und nicht linientreue Künstler und verlangen ein starkes und eindeutiges Signal an die internationale Gemeinschaft.
Die Verantwortlichen der Kunstausstellung haben inzwischen reagiert. In einem schriftlichen Statement weist die Biennale di Venezia darauf hin, dass alle von der Italienischen Republik anerkannten Länder selbstständig einen Antrag auf offizielle Teilnahme stellen könnten.
Folglich könne die Biennale keine Petition oder Aufforderung berücksichtigen, die Israel oder den Iran von der kommenden 60. Internationalen Kunstausstellung ausschließen wolle. Vergleiche mit Russland wegen des Krieges in der Ukraine werden zurückgewiesen, diese hatte die Initiative ANGA gezogen.
Menschen vor dem Hauptpavillon der Biennale im Giardini in Venedig.
Russland schließt Pavillon selbst
Bei der kommenden 60. Biennale werden russische Künstler nicht vertreten sein. Grund dafür ist, dass die vom russischen Kulturminister ernannten Verantwortlichen den russischen Pavillon geschlossen halten. Schon bei der 59. internationalen Kunstausstellung 2022 war das der Fall. Das betonten die Vertreter der Biennale, nachdem Russland als Beispiel für einen Ausschluss von der Kunstausstellung genannt wurde.
Für die italienische Regierung stehe die Teilnahme Israels außer Frage, so Kulturminister Sangiuliano. Israel hat das Recht, mit seinem Pavillon bei der Biennale dabei zu sein. Und es können keine Vergleiche gezogen werden, wie zum Beispiel mit Südafrika, denn damals war Südafrika sozusagen aus der gesamten internationalen Gemeinschaft aus allen Foren verbannt. Israel ist eine Demokratie.
Auch palästinensische Künstler mit dabei
Bei der 60. Ausgabe der Kunstausstellung, so stellt die Biennale di Venezia fest, seien auch palästinensische Künstler vertreten.
Vom 20. April bis zum 24. November wird die Kunstbiennale in Venedig stattfinden, es ist die älteste internationale Ausstellung zeitgenössischer Kunst.