Moskau nach mutmaßlichem Anschlag Duginas Tod wirft viele Fragen auf
Noch ist unklar, ob der mutmaßliche Autobombenanschlag in Moskau tatsächlich Darja Dugina galt, oder ihrem Vater, dem rechten Ideologen Alexander Dugin. In der Moskauer Öffentlichkeit löste der Vorfall Bestürzung aus - beschuldigt wird die Ukraine.
Am Sonntagmorgen gab das Ermittlungskomitee die ersten Ergebnisse seiner Untersuchungen bekannt: "Am 20. August gegen 21 Uhr explodierte im Stadtbezirk Odinzowo bei voller Fahrt auf einer öffentlichen Straße ein vermutlich in einem Auto verbauter Sprengsatz. Der Wagen geriet in Brand. Seine Fahrerin starb noch am Unfallort. Die Identität der Verstorbenen wurde inzwischen festgestellt: Es ist die Journalistin und Politologin Darja Dugina."
Laut Medienberichten gehen die Ermittler von einer gezielten und vorbereiteten Auftragstat aus. Offen ließen sie jedoch, ob der mutmaßliche Anschlag, wie nun bereits breit spekuliert wird, eigentlich dem Vater der Getöteten, Alexander Dugin, galt. Der 60-Jährige gilt als einer der einflussreichsten rechtsnationalistischen Ideologen, wobei umstritten ist, wie nah er dem Kreml tatsächlich ist.
Auch Dugina betrieb Propaganda
Experten sehen in ihm nicht den direkten Einflüsterer Wladimir Putins, wie Dugin oft bezeichnet wird, sondern lediglich einen radikalen Vordenker einer Geopolitik, die der des russischen Präsidenten sehr ähnlich ist. Was sich aktuell besonders darin ausdrückt, dass Putin, wie auch zuvor Dugin, der Ukraine ihr Existenzrecht als Staat abspricht.
Aber auch Dugins Tochter, die am Samstagabend gemeinsam mit ihrem Vater ein patriotisches Festival besucht hatte und anschließend mit seinem Wagen nach Hause gefahren sein soll, war keine Unbekannte. Als Journalistin und Politologin trat die 29-Jährige oft im Fernsehen auf und rechtfertigte zuletzt immer wieder den Militäreinsatz in der Ukraine. "Was jetzt dort passiert, ist ein Versuch der Russen, die Zivilisten vor dem Tod zu schützen", sagte sie dabei.
Bestürzung in Moskau
Der Tod der jungen Frau und der mutmaßliche Anschlag lösten vor allem in Moskau Bestürzung aus. Im Ersten Kanal des russischen Staatsfernsehens zeigte sich eine Korrespondentin erschüttert: "Ich appelliere an alle Dienste, von denen unser Leben abhängt, einschließlich meines: Leute, helft. Wir sollten keine Terroranschläge in der Stadt haben. Es sollte sie in Russland überhaupt nicht geben. So etwas darf nicht sein."
Jüngst hatte es immer wieder Vorfälle gegeben, unter anderem auf der annektierten Halbinsel Krim, auf der zurzeit viele Russen Urlaub machen. Die russische Seite sprach dabei entweder von Unfällen oder Sabotageakten, nicht aber von möglichen Angriffen.
Ukrainische Regierung dementiert eine Beteiligung
Während die Ermittlungen im aktuellen Fall noch laufen, werden aber bereits in und auch außerhalb Russlands Stimmen laut, die der Ukraine die Verantwortung für die Tat zuschreiben. Unter ihnen ist der Anführer der Donezker Separatistengebiete, Denis Puschilin, der sich überzeugt zeigt, dass die ukrainische Seite Dugin habe liquidieren wollen.
Später erklärte die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, sollten sich derartige Vorwürfe bestätigen, dann müsse mit Blick auf die Kiewer Politik in Zukunft von Staatsterrorismus gesprochen werden. Man warte nun auf die Ergebnisse der Untersuchung.
Kiew dementierte bereits, in die Tat verwickelt zu sein. Die Ukraine habe damit nichts zu tun, erklärte Präsidentenberater Mychajlo Podoljak gegenüber Medien: "Denn wir sind kein krimineller Staat, das ist die Russische Föderation. Und noch weniger sind wir ein terroristischer Staat."