Explosionen auf der Krim Kleinreden funktioniert nicht mehr
Zum zweiten Mal gibt es heftige Explosionen auf der von Russland annektierten Krim. Die Führung in Moskau spricht offiziell von Sabotage - wohl wissend, dass das Fragen aufwirft.
Die Bilder der Explosionen verbreiteten sich in den sozialen Netzwerken in Windeseile. Wieder hat es gestern eine Militäranlage auf der von Russland annektierten Krim getroffen. Dieses Mal ein provisorisches Munitionslager.
Zwei Verletzte habe es gegeben, teilte der Gouverneur Sergej Aksjonow mit. Eine Sicherheitszone sei eingerichtet worden: "Wir haben zunächst etwa 2000 Menschen aus der Fünf-Kilometer-Zone evakuiert. Es gibt Schäden an Häusern."
Auch in einem Umspannwerk brach Feuer aus. Die Bahnstrecke, die von der Krim aufs russische Festland führt, war für einige Zeit blockiert.
Aufnahmen der Nachrichtenagentur Reuters zeigen aufsteigenden Rauch nach einer Explosion im Dorf Maiskoje auf der Krim.
Keine Rede mehr von Fahrlässigkeit
Die Sachschäden sind das eine, der Imageschaden das andere. Immerhin ist es das zweite Mal, dass es Explosionen auf einem russischen Militärstützpunkt auf der Krim gibt, die eigentlich als hochgerüstet und gut geschützt gilt - und auf der gerade Hunderttausende Russinnen und Russen ihren Sommerurlaub verbringen.
War vor einer Woche noch von Verstößen gegen den Brandschutz die Rede, spielen unachtsam weggeworfene Zigarettenstummel oder fahrlässiger Gebrauch von Waffen oder Feuer dieses Mal keine Rolle. Das russische Verteidigungsministerium spricht eindeutig von Sabotage.
Ein entsprechendes Strafverfahren sei eingeleitet worden, erklärte die Sprecherin des Ermittlungskomitees, Swetlana Petrenko: "Laut Ermittlungsangaben wurden infolge gesetzwidriger Handlungen ein Militärlager und eine Reihe ziviler Objekte beschädigt, darunter auch Stromleitungen, ein Kraftwerk, Eisenbahnschienen, technische Infrastruktur und einige Wohnhäuser."
Nach einer ersten Explosion auf der Krim Anfang August hatte sich Rauch bis an die nahegelegenen Strände verbreitet.
Folgt der Kreml der Diktion?
Zeitgleich berichten russische Staatsmedien, dass der Inlandsgeheimdienst FSB auch nach Gruppierungen fahndet, die Stromleitungen in der zentralrussischen Region Kursk angegriffen haben sollen, was dort zu Störungen im Betrieb eines Atomkraftwerks führte. Und zur Frage, wie all das sein kann - angesichts erhöhter Alarmstufen, strikter Sicherheitsvorkehrungen und aufwändiger Überwachung.
Die Rhetorik in Moskau ändert sich entsprechend: Wurden die Explosionen auf der Krim vor einer Woche relativ klein gefahren, sprechen Abgeordnete des russischen Oberhauses jetzt nicht nur von Sabotageakten, sondern von Angriffen auf Russland. Sie fordern nicht nur schnelle Fahndungserfolge, sondern auch eine harte Antwort.
Offen ist, ob der Kreml dieser Argumentationslinie folgt. Denn im Falle eines Angriffs von ukrainischer Seite hatte die russische Führung in der Vergangenheit mit Vergeltungsschlägen gedroht; auch auf die Kommandozentralen in Kiew.