Elizabeth Linie Eine neue Königin für Londons U-Bahn
Sie soll mit fast 100 km/h unter der City durchrauschen. London hat eine neue U-Bahn Linie - die Elizabeth. Sie startet allerdings vier Jahre zu spät und hat vier Milliarden Pfund mehr gekostet als geplant.
Die Queen hat die nach ihr benannte Linie bereits vergangene Woche offiziell eröffnet, in der Paddington Station, wo ein rund 120 Meter langes Glasdach für Tageslicht im Eingangsbereich sorgt. Die Monarchin war gut aufgelegt und sehr interessiert - sie musste sich am Fahrkartenautomaten aber erst einmal erklären lassen, wie das mit dem Ticketkauf so funktioniert.
Fahrzeiten verringern, bessere Verbindungen
Die Elizabeth Line soll den Osten und den Westen Londons besser verbinden, allerdings wird die Linie vorerst noch nicht durchgängig in Betrieb genommen. Wenn erst einmal alles richtig rollt, wird das Londons Schienenkapazität um zehn Prozent erhöhen. Ziel ist, Fahrzeiten zu verringern, zum Teil sogar zu halbieren, und die chronisch überfüllten U-Bahnlinien im Zentrum zu entlasten.
Die neuen Stationen und Bahnsteige sind zudem geräumig, gut belüftet und barrierefrei - was in der Tat einen riesigen Unterschied macht zu den herkömmlichen U-Bahnstationen, die häufig nur über Treppen zugänglich sind und in denen eine hohe Feinstaubbelastung für einen ungesunden Mief sorgt.
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"Bahnbrechende Neuerung"
Andy Byford von TfL, der Dachorganisation, die für das Londoner Verkehrssystem zuständig ist, hält die Elizabeth Line denn auch für den ganz großen Wurf: "Das ist eine bahnbrechende Neuerung, nicht nur für London und den Südosten, sondern für das Königreich insgesamt", meint Byford. "Die Linie wird Pendelzeiten verkürzen, sie wird die Finanzzentren der Stadt - Canary Wharf und die City - besser an den internationalen Flughafen Heathrow anbinden, aber sie wird auch einen großen Nutzen für ganz Großbritannien haben."
Es gehe um eine Finanzspritze von rund 42 Milliarden Pfund für die britische Wirtschaft. Insofern sei das bahnbrechend für Großbritannien, ebenso wie für London und den Südosten.
Bürgermeister Sadiq Khan und Andy Byford von TfL waren bei der ersten Fahrt dabei. Khan gab zu: "Ich bin aufgeregt. Ich bin wie der kleine Junge kurz vor Weihnachten."
Kritiker: Der Norden ist benachteiligt
Kritiker sehen die Vorteile dagegen vor allem für London und den Südosten. "Das übrige England betrachtet die neue Linie mit Neid", macht denn auch der Labour-Politiker und Bürgermeister von Greater Manchester, Andy Burnham, deutlich und fordert ein ähnliches Großprojekt für den Norden Englands. Die konservative Regierung sei an einer echten Angleichung der Lebensverhältnisse aber gar nicht interessiert, konstatiert er.
Die Elizabeth Line stößt also nicht nur auf Begeisterung, aber viele Londoner, vor allem auch jene, die etwas weiter vom Stadtzentrum entfernt wohnen, freuen sich sehr. Ein Mann aus dem Londoner Stadtteil Abbey Wood etwa war schon immer der Meinung, dass sie eine bessere Verbindung vom Osten zum Westen der Stadt bräuchten.
Preissteigerungen im Umfeld
Eine Passantin ist ebenfalls aufgeregt und erleichtert. Sie hätten ja Ewigkeiten auf diese Linie gewartet, und auch ihre älteste Tochter habe die Elizabeth Line lange Zeit herbeigesehnt.
Große Immobilienportale und Makler-Firmen haben in den vergangenen Jahren bereits erhebliche Preissteigerungen für Häuser und Wohnungen im näheren Umfeld der neuen Stationen registriert. Dort sind die Preise im Vergleich zu anderen Teilen der Stadt noch deutlich stärker gestiegen.