Nach Erdbeben in Türkei und Syrien Sorge vor Infektionskrankheiten wächst
Nach dem Erdbeben in der Türkei und in Syrien schreiten die Aufräumarbeiten voran. Laut Angaben der türkischen Regierung soll die Trinkwasserversorgung weitestgehend wiederhergestellt sein - doch die Angst vor Infektionskrankheiten steigt.
Zwei Wochen nach dem verheerenden Beben im türkisch-syrischen Grenzgebiet verschieben sich die Prioritäten der Hilfe vor Ort. Viele internationale Rettungs- und Bergungsteams sind abgereist - jetzt gilt der Beistand den Betroffenen, die ohne Obdach und funktionierende Infrastruktur auskommen müssen. Nach Angaben des christlichen Hilfswerks "Shelter Now" seien viele Überlebende traumatisiert, zudem wächst die Sorge vor Ausbrüchen von Infektionskrankheiten.
EU-Behörde warnt vor Infektionskrankheiten
Die EU-Gesundheitsbehörde ECDC warnte davor, dass sich in den kommenden Wochen Infektionskrankheiten in den betroffenen Regionen ausbreiten könnten. Schlechte Hygienebedingungen durch die zerstörte Infrastruktur seien dabei die Ursache für den Ausbruch von Krankheiten. Mehrere deutsche Unternehmen und Verbände haben bereits Unterstützung zugesagt, unter anderem durch Lieferungen dringend benötigter Arzneimittel und medizinischer Geräte.
Die Krankheiten könnten dabei vor allem durch verunreinigte Lebensmittel und kontaminiertes Wasser übertragen werden. Auch Atemwegsinfektionen seien ein mögliches Problem, heißt es. Sie hätten das Potenzial, Ausbrüche zu verursachen, insbesondere wenn Überlebende in provisorischen Unterkünften dicht gedrängt unterkämen. Einigen Krankheiten könnte aber durch Impfungen vorgebeugt werden, sofern entsprechende Medikamente in das Katastrophengebiet gelangten.
Die Zahl der Menschen, die durch das Erdbeben getötet wurden, ist inzwischen auf mehr als 47.000 gestiegen, davon rund 41.000 allein in der Türkei, wie die türkische Katastrophenschutzbehörde Afad mitteilte.
Arbeiten an Infrastruktur setzen sich fort
Wie die türkische Regierung mitteilte, arbeite man unter Hochdruck an der Wiederherstellung der benötigten Infrastruktur für Trinkwasser in den betroffenen Regionen. Inzwischen seien nach Angaben des türkischen Stadtplanungsministeriums 79 Anlagen der Trinkwasserinfrastruktur repariert worden. Dazu zählen etwa Reservoirs, Pumpstationen oder Wasserleitungen. Man habe insgesamt über 800 Schäden an den entsprechenden Anlagen festgestellt.
Die Trinkwasserversorgung in allen elf betroffenen Provinzen des Landes sei demnach bereits zu 98 Prozent wieder hergestellt. Ausnahme seien besonders schwer getroffene Regionen wie etwa das Gebiet um die Stadt Kahramanmaras, in denen auch die Aufräumarbeiten nur schwer vorankommen.
In Syrien bereitet allem die Witterung Sorgen. Aufgrund der Winterkälte sei laut "Shelter Now" der Bedarf an Zelten, Decken und warmer Kleidung sehr hoch. Die Hilfsgüter könnten in der Region erworben werden, daher seien Geldspenden aktuell die effizienteste Hilfe, sagte Hilfswerk-Direktor Udo Stolte.