Erdbeobachtungsmission ESA lässt Satelliten "Aeolus" abstürzen
Der Satellit "Aeolus" ist kontrolliert über dem Atlantik abgestürzt. Die ESA sprach von einem "erfolgreichen Abschlussmanöver". Dadurch sollte verhindert werden, dass Teile des Satelliten ungesichert auf die Erde fallen.
Die Europäische Raumfahrtagentur (ESA) hat den Satelliten "Aeolus" erfolgreich abstürzen lassen. Er drang am Freitagabend über der Antarktis wieder in die Atmosphäre ein und verglühte teilweise.
Der Rest sei wie geplant in den Atlantik gefallen. Das teilte die ESA unter Berufung auf das US-Weltraumkommando mit. Die ESA sprach von einem "erfolgreichen Abschlussmanöver".
ESA: Erstes Manöver seiner Art
Demnach lenkten ESA-Spezialisten erstmals einen Satelliten in die Erdatmosphäre, der dafür im Vorfeld nicht konzipiert worden war.
Den Experten zufolge funktioniert ein solches Manöver nur bei Satelliten mit einem erdnahen Orbit von einigen hundert Kilometern. "Aeolus" hatte eine Einsatzhöhe von 320 Kilometern und wurde bereits durch die Schwerkraft in Richtung Erde gezogen. Ab einer Höhe von 80 Kilometern sollte er beginnen zu verglühen.
"Aeolus" wäre ohnehin demnächst abgestürzt
Vor dem Absturz war der Satellit nur noch mit einem Rest an Treibstoff geflogen. Ohne Intervention wäre "Aeolus" laut ESA innerhalb weniger Wochen wieder in die Erdatmosphäre eingedrungen.
Durch den kontrollierten Absturz sollte das Risiko verkleinert werden, dass Trümmerteile auf Landflächen herabstürzen könnten. Daher zielte das Flugkontrollteam auf den Teil des Atlantiks, der so weit wie möglich vom Land entfernt ist.
Zudem sollte die Kollisionsgefahr mit anderen Objekten in der Erdumlaufbahn und damit das Risiko von noch mehr Weltraumschrott reduziert werden.
Einmal pro Woche fallen Trümmerteile auf die Erde
Nach Angaben der ESA fallen Satelliten- und Raketenteile ungefähr einmal pro Woche auf die Erde zurück. Teile, die nicht verglühen, hätten erfahrungsgemäß nur sehr selten Schaden angerichtet. Das Risiko, dass "Aeolus" Schaden hätte anrichten können, wäre demnach gering gewesen.
Tatsächlich ist die Wahrscheinlichkeit, von einem Trümmerstück getroffen zu werden, laut ESA dreimal geringer als die Wahrscheinlichkeit, von einem Meteoriten getroffen zu werden.
Neuere Satellitenmissionen sind schrottärmer produziert
Anders als damals werden Satellitenmissionen heute nach Vorschriften konzipiert, die das Risiko minimieren, dass Teile von Satelliten auf Land fallen. Der ESA-Leiter der Abteilung Raumfahrtrückstände, Tim Flohrer, sagte, später konzipierte Satelliten seien für ein solches Manöver anders ausgestattet oder aus Materialien gebaut, die komplett in der Atmosphäre verglühen. "Das ist bei heutigen Missionen Standard", sagte er.
Bis 2030 werden alle ESA-Missionen "schrottneutral" sein. Als "Aeolus" gegen Ende der 1990er Jahre entworfen worden war, gab es keine derartigen Vorschriften.
"Aeolus" damals auf Erdbeobachtungsmission
"Aeolus" (oder "ADM-Aeolus") war eine Erdbeobachtungsmission. Benannt nach dem Herrscher der Winde aus der griechischen Mythologie erfasste der Satellit "Aeolus" als erster weltweit Profile des Erdwindes. Damit konnte er Wettervorhersagen verbessern.
Die Mission war 16 Jahre lang vorbereitet worden und 2018 gestartet.