Menschenrechtler aus Osteuropa Friedensnobelpreis in Oslo verliehen
In Oslo ist der Friedensnobelpreis feierlich überreicht worden. Ausgezeichnet wurden die russische Organisation Memorial, das ukrainische Zentrum für Bürgerfreiheiten und der in Belarus inhaftierte Anwalt Bjaljazki.
Der belarusische Menschenrechtler Ales Bjaljazki, die russische Menschenrechtsorganisation Memorial und das Zentrum für Bürgerfreiheiten aus der Ukraine haben in Oslo den diesjährigen Friedensnobelpreis erhalten. Sie hätten außergewöhnliche Anstrengungen unternommen, um Kriegsverbrechen, Menschenrechtsverstöße und Machtmissbrauch zu dokumentieren, so die Begründung des Nobelkomitees. Der mit 10 Millionen Kronen (920.000 Euro) dotierte Preis wird unter den Gewinnern aufgeteilt.
Bei der Zeremonie am Nachmittag im Osloer Rathaus wurde der in Belarus inhaftierte Bjaljazki von seiner Ehefrau Natalja Pintschuk vertreten. Für die beiden Organisationen nahmen ihre Vorsitzenden Jan Rachinsky (Memorial) und Oleksandra Matwijtschu (Zentrum für Bürgerfreiheiten) die Preise entgegen.
Lukaschenko-Regime ließ Bjaljazki inhaftieren
Bjaljazki gründete 1996 in Minsk das Menschenrechtszentrum Wjasna (Frühling). Das autoritäre Regime des belarusischen Machthabers Alexander Lukaschenko inhaftierte ihn von August 2011 bis Juni 2014 - wegen angeblicher Steuerhinterziehung. Im Juli 2021 wurde er erneut unter demselben Vorwurf festgenommen und sitzt seither in Untersuchungshaft. 2013 erhielt Bjaljazki in Abwesenheit den Vaclav-Havel-Menschenrechtspreis des Europarates.
Memorial International wurde 1989 in Moskau unter anderen von Friedensnobelpreisträger Andrej Sacharow gegründet. Schwerpunkte sind die Aufarbeitung von Gewalt etwa während der Stalin- und Sowjetzeit. 2021 lösten Behörden die russischen Einrichtungen auf und nannten als Grund eine Finanzierung durch ausländische Geldgeber. Daran gab es international scharfe Kritik.
Engagement für Strafverfolgung von Kriegsverbrechen
Die 2007 in Kiew gegründete Nichtregierungsorganisation Zentrum für Bürgerfreiheiten (CCL) setzt sich nach eigenen Angaben für Demokratie, Solidarität und die Einhaltung der Menschenrechte ein. Zudem engagiert sich die Gruppe seit dem russischen Einmarsch für eine effektive Strafverfolgung von Kriegsverbrechen in der Ukraine.
Der Friedensnobelpreis gehört zu den renommiertesten Auszeichnungen weltweit. Benannt sind die Nobelpreise nach dem schwedischen Chemiker und Erfinder Alfred Nobel (1833-1896). Er hielt in seinem Testament fest, dass sein Nachlass die finanzielle Grundlage für fünf internationale Preise in den Sparten Physik, Chemie, Literatur, Medizin und Frieden werden solle. 1968 wurde in Erinnerung an Nobel zudem ein Wirtschaftspreis ins Leben gerufen.