Zu sehen sind Migranten aus Eritrea, Libyen und dem Sudan in einem Holzboot im Mittelmeer auf der Flucht.

Grenzschutzagentur Frontex Deutlich weniger irreguläre Einreisen in die EU

Stand: 14.01.2025 12:16 Uhr

Die unerlaubten Einreisen in die EU sind 2024 zurückgegangen. Laut der Grenzschutzagentur Frontex kamen vor allem über die zentrale Mittelmeerroute und die Westbalkanroute weniger Menschen. Andernorts gab es hingegen so viele Ankünfte wie noch nie.

Die EU-Grenzschutzbehörde Frontex hat für das vergangene Jahr einen deutlichen Rückgang irregulärer Einreisen in die EU gemeldet. Demnach fiel sie auf gut 239.000 und damit um 38 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, wie Frontex mitteilte. Dies sei der niedrigste Stand seit 2021, als wegen der Corona-Pandemie weniger Menschen versucht hätten, nach Europa zu kommen.

Der Rückgang geht laut Frontex vor allem auf zwei Routen zurück: Die zentrale Mittelmeerroute, die Nordafrika mit Italien verbindet, und die Westbalkanroute, über die vor allem Flüchtende aus dem Nahen Osten nach Europa gelangen.

Bessere Zusammenarbeit mit Nordafrika

Die Zahl der Ankünfte aus Tunesien und Libyen in Italien sei auf 66.800 gesunken - ein Rückgang um 59 Prozent gegenüber 2023. Grund sei vor allem eine bessere Zusammenarbeit mit den nordafrikanischen Ländern, insbesondere Tunesien, sagte Frontex-Exekutivdirektor Hans Leijtens der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Die Zusammenarbeit mit Tunesien sei ein wichtiger Faktor für die Zerschlagung von Schleusernetzen. Die EU hatte 2023 ein umfassendes Kooperationsabkommen mit dem Land geschlossen.

Auf der Westbalkanroute verzeichnete Frontex 21.500 unerlaubte Grenzübertritte, ein Rückgang um 78 Prozent im Vergleich zu 2023. Die Länder der Region hätten große Anstrengungen unternommen, um den Zustrom einzudämmen, teilte Frontex mit. Dazu zählten eine verschärfte Visapolitik, strengere Grenzkontrollen und die enge Zusammenarbeit mit der Grenschutzagentur.

Mehr Ankünfte auf Kanaren und über Osteuropa

Andernorts gab es hingegen Rekordzahlen bei den Ankünften: Die Kanarischen Inseln verzeichneten Frontex einen Anstieg um 18 Prozent auf fast 47.000 - die höchste Zahl seit Beginn der Datenerfassung durch Frontex 2009. An den Grenzen zur Ukraine und zu Belarus habe sich die Zahl der Grenzübertritte auf rund 17.000 Einreisen verdreifacht.

Die größte Gruppe, die bei unerlaubten Einreisen entdeckt wurde, waren 2024 abermals Syrer; allerdings sank die Zahl deutlich von 107.800 auf 45.200. An zweiter Stelle lagen Afghanen mit rund 18.200 irregulären Einreisen gegenüber 19.900 im Vorjahr. In der Frontex-Statistik folgen Personen aus Mali (15.700), Bangladesch (15.300), der Ukraine (14.200) und Ägypten (11.400).

Der Anteil der Frauen unter den erfassten Migranten liegt laut der Agentur konstant bei rund zehn Prozent. Afghanische und syrische Frauen bilden demnach die Mehrheit. Der Anteil der Minderjährigen stieg im vergangenen Jahr um drei auf 16 Prozent.

Neue Risiken werden sichtbar

Für die Zukunft blieb Leijtens zurückhaltend. Es seien im vergangenen Jahr "neue Risiken und eine veränderte Dynamik" deutlich geworden: Netzwerke hätten sich an neue Umstände angepasst, auf manchen Routen habe es mehr Gewalt gegeben und Migrationsströme könnten sich schnell verlagern, sagte er. Die wachsende Instabilität in Regionen wie der Sahelzone treibe die Migration nach Europa weiter an.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 14. Januar 2025 um 12:57 Uhr.