Waldbrände in Griechenland Starke Winde fachen Feuer auf Rhodos weiter an
Griechenland kämpft weiter gegen die schweren Waldbrände. Auf Rhodos ist trotz eines massiven Einsatzes von Löschflugzeugen und Helikoptern ein Großbrand immer noch außer Kontrolle. Auch weitere Hotelanlagen sind bedroht.
Obwohl mehr als 100 Löschflugzeuge und Helikopter seit Tagen im Einsatz sind, toben die Brände in zahlreichen Regionen Griechenlands weiter. Laut Zivilschutz ist die Brandgefahr extrem hoch.
Dramatisch ist die Lage weiterhin im Südosten der Ferieninsel Rhodos. Dort wehen starke Winde und fachen immer wieder die Flammen an. Sechs Dörfer nördlich und westlich der antiken Stätte von Lindos sind bedroht.
Löschflugzeug abgestürzt
Bei den Löscharbeiten auf der Insel Euböa ist eines der Flugzeuge abgestürzt. Das teilte die Feuerwehr mit. Weitere Details nannte sie zunächst nicht. Wie der Rundfunksender ERT berichtete, ereignete sich der Unfall in der Stadt Karystos im Süden der Insel.
Seit dem ersten Tageslicht werden auch auf Rhodos erneut Löschflugzeuge und -helikopter eingesetzt, um die Flammen in den Griff zu bekommen. "Die Löscharbeiten gestalten sich wegen der drehenden Winde sehr schwierig", sagte ein Sprecher der Feuerwehr im staatlichen Rundfunk. Aus mehreren EU-Staaten helfen Feuerwehrleute bei den Löscharbeiten. Auch die Türkei und Ägypten haben Löschflugzeuge und Hubschrauber geschickt.
Am Montag brannten mehrere Häuser auf den Bergen der Insel aus. Auch weitere Hotelanlagen sind bedroht. Der Schaden auf Rhodos ist bereits groß. Etwa zehn Prozent der Hotels der Insel sind nach Angaben des griechischen Regierungschefs Kyriakos Mitsotakis am Wochenende beschädigt worden. Die meisten beschädigten touristischen Anlagen befinden sich südlich der Region von Lindos.
Kritik an Rettungsaktion
Britische Urlauber kritisierten die Organisation der Evakuierungen. "Unser Hotel hatte Platz für 1.200 Personen, aber es gab nur einen Bus, der wartete", sagte Ian Murison, ein Geschäftsmann aus London. Nach Angaben der britischen Regierung halten sich zwischen 7.000 und 10.000 Staatsangehörige auf der Insel auf. Einige Touristen beklagten, die Reiseunternehmen hätten ihnen weder Informationen zukommen lassen noch Hilfe geleistet.
"Wir haben alle unsere Koffer genommen und sind losgelaufen. Es dauerte etwa drei Kilometer, bis wir unter der Aschewolke herauskamen", sagte Murison über die Flucht seiner Familie aus dem Hotel. Zusammen mit seiner Frau und seinem Sohn habe er schließlich einen Strand erreicht. Dort hätten sie - wegen eines Stromausfalls im Dunkeln - zusammen mit Tausenden anderen auf die Evakuierung per Bus oder Boot gewartet.
Am Strand hätten sich chaotische Szenen abgespielt. Die Menschen hätten sich gedrängt, um in eines der kleinen Boote zu steigen, die die Urlauber in Sicherheit bringen sollten. "Es spielte keine Rolle, ob man Kinder hatte. Erwachsene kämpften darum, als nächstes an Bord zu kommen", sagte er.
Mitarbeiter des griechischen Außenministeriums sowie mehrerer Botschaften bemühten sich am internationalen Flughafen, Touristen zu helfen, die ihre Reisedokumente verloren hatten.
Tausende Urlauber ausgeflogen
Mehrere Reiseveranstalter und Fluggesellschaften wie TUI und Easyjet schickten Flugzeuge nach Rhodos, um evakuierte Touristen auszufliegen. Inzwischen seien Tausende Urlauber aus verschiedenen Ländern vorzeitig nach Hause zurückgebracht worden, teilte ein TUI-Sprecher der Nachrichtenagentur dpa mit. Heute habe es einen weiteren Sonderflug nach Deutschland gegeben, nach den bereits gestern erfolgten vier Flügen, hieß es demnach.
TUI sagte bis einschließlich Freitag (28.7.) alle Flüge auf die beliebte Ferieninsel ab. Für Reisen in den Süden von Rhodos gilt dies noch etwas länger, nämlich bis einschließlich Sonntag (30.7.). Auch DER Touristik sagte bis einschließlich Samstag alle Reisen in den Süden von Rhodos ab.
Mitsotakis verteidigt Vorgehen bei Evakuierungen
Der griechische Regierungschef Kyriakos Mitsotakis betonte im Staatsfernsehen, der Staat habe bei den Evakuierungen richtig gehandelt. Etwa 20.000 Menschen seien in Sicherheit gebracht worden, darunter Tausende Touristen. Allerdings fügte er auch hinzu: "Wir können besser werden."
Zudem stellte sich Mitsotakis gegen Kritik am Feuerwehreinsatz auf Rhodos. Die Opposition hatte bemängelt, dass die seit Tagen wütenden Brände auf der Insel nach wie vor nicht unter Kontrolle seien. Es gebe jedoch "keine Zauberlösungen" im Kampf gegen die Folgen des Klimawandels, hieß es vom Ministerpräsidenten.
Das Ministerium für Bürgerschutz gab bekannt, dass Ermittlungen eingeleitet worden seien, um zu klären, wie die massiven Brände ausbrechen konnten. Des Weiteren untersuche die Justiz, ob die Feuerwehr schnell und umfassend genug reagiert habe, als die Feuer auf Rhodos noch ein kleineres Ausmaß gehabt hätten.
Vertreter der Gewerkschaft der Polizei und der Feuerwehr sehen allerdings nur geringe Chancen, Verantwortliche ermitteln zu können, sollten Brandherde durch Menschen verursacht worden seien. In der Vergangenheit habe es jedoch mehrfach Fälle von fahrlässiger Brandstiftung gegeben. So war in Athen Anfang Juli ein Großbrand im Westen der Stadt ausgebrochen. Zwei Männer wurden letztlich dafür verantwortlich gemacht; sie hatten den Ermittlungen zufolge im Freien Schweißarbeiten vorgenommen.
Viele Tiere verendet
Bei den Waldbränden wurden nach ersten Schätzungen von Experten etwa 150 Quadratkilometer Wald und landwirtschaftlich genutzte Fläche zerstört. Zudem seien zahlreiche Rehe, Schildkröten und andere Wild- und Nutztiere verbrannt, auch eine seltene Damwildart, das Dama-Dama.
Tiere, die überlebt haben, suchen nun nach Nahrung und Wasser in bewohnten Regionen. Tierschützer riefen die Menschen auf Rhodos auf, Essen und Trinkwasser in ihren Gärten zu lassen, damit die Tiere überleben.
Hoffen auf Entspannung am Donnerstag
Auch auf der Insel Euböa im Nordosten Athens toben rund um die Hafenstadt Karystos Feuer und bedrohen Dörfer. Zudem brennt es auf der Halbinsel Peloponnes nahe der Hafenstadt Egio. Diese Brände sind inzwischen eingedämmt worden und bedrohen keine bewohnten Gebiete, teilte die Feuerwehr mit. Dies galt zuvor auch für Korfu. Nun scheint der Brand dort jedoch wieder aufzuflammen: Das Dorf Loutses im Norden der Insel Korfu ist wegen starker Rauchbildung und einer Unterbrechung der Stromversorgung evakuiert worden.
Heute und morgen werden in fast allen Landesteilen wieder extrem hohe Temperaturen erwartet. "Die Thermometer könnten vor allem am Mittwoch 46 und mehr Grad zeigen", sagte eine Meteorologin des Wetteramtes im Nachrichtensender Skai. Vor allem im Westen des Landes wird ein aus Richtung Libyen kommender Wind erwartet: Es ist ein heißer, trockener Fallwind - der berüchtigte "Livas". Dieser Fallwind sei extrem trocken und so heiß wie Luft aus einem Haartrockner, beschrieben Meteorologen das Phänomen. Am Donnerstag wird dann eine Abkühlung auf etwa 35 Grad erwartet.
Mit Hitze und Trockenheit haben weiterhin auch andere Länder im Mittelmeerraum zu kämpfen. Eine hohe Waldbrandgefahr besteht etwa in Frankreich, Italien, Spanien und Portugal. Auf Malta führten die hohen Temperaturen auch zu Stromausfällen, die teils sogar bis zu 36 Stunden andauerten.