Rauch steigt von einem Waldbrand in Keratea, südöstlich von Athen (Griechenland) auf.

Waldbrände Was Griechenland aus dem letzten Jahr gelernt hat

Stand: 15.07.2024 17:05 Uhr

In Griechenland herrschen große Hitze und Trockenheit. Seit Sommerbeginn gab es bereits mehr als 2.000 Waldbrände. Ministerpräsident Mitsotakis verspricht eine bessere Prävention. Wie soll die aussehen?

Der Waldbrand-Sommer hat gerade erst begonnen. Und Giorgios Kotsakis steht schon vor den Brandruinen seines Hauses. "Es fing dort an", erzählt er. "Es war Sonntagmorgen, und ich habe meinen Kaffee getrunken."

Als vor wenigen Tagen der Wald von Keratea in der Nähe von Athen brannte, standen die Flammen schon vor der Tür. Und Kotsakis hatte nur wenige Minuten, um die wichtigsten Dokumente zusammenzupacken und sein Haus zu verlassen. "Innerhalb von fünf bis zehn Minuten hat das Feuer die Stelle hier oben erreicht", sagt er. "Das Feuer hatte eine Geschwindigkeit von 150 Stundenkilometern. Es wehte starker Nordwind. Dann änderte das Feuer seine Richtung. Und die Polizei kam und rief: 'Geht! Geht weg!'"

Bislang mehr als 2.000 Waldbrände

Wieder ein Sommer mit Hitzerekorden und Trockenheit in Griechenland. Allein seit Sommerbeginn zählte die Feuerwehr bisher mehr als 2.000 Waldbrände. Die Zahl der Brände im Juni 2024 war im Vergleich zu Juni 2023 dreimal so hoch, meldet das griechische Ministerium für Zivilschutz. Nach einem trockenen Winter und einem überdurchschnittlich heißen Frühsommer warnt Griechenlands Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis vor einem "extrem gefährlichen" Waldbrandsommer. "Ich möchte deutlich machen: Das Schwierigste steht uns noch bevor", erklärt Mitsotakis. "Und das erfordert die bestmögliche Koordination aller Dienste."

Besser als vor einem Jahr auf Rhodos. Auf der bei Touristen beliebten Insel hatten die Behörden zu spät und zu nachlässig auf Waldbrände reagiert - die weiteten sich dann zu einem Flächenbrand aus. Tausende Menschen mussten evakuiert werden.

Ein Kampf gegen die Zeit

In der Zentrale des Zivilschutzes macht sich Feuerwehroberst Anastasios Michalopoulos ein Bild von der aktuellen Waldbrand-Situation. Es ist ein Kampf gegen die Zeit: Je eher die Feuerwehr auf einen Brandherd reagieren kann, desto geringer ist die Gefahr eines Flächenbrandes. Es gab einen Tag im Juni, erzählt Michalopoulos, da wurden 66 Waldbrände gemeldet - an einem Tag.

"Auf operativer Ebene konzentrieren wir die Kräfte in den Gebieten, die wir für kritisch halten", sagt Michalopoulos. "Und wir haben mithilfe von Drohnen ein reales Bild der Gebiete, die für Athen und Thessaloniki von Interesse sind - sodass das Auftreten eines Brandes sofort wahrgenommen wird."

Nicht verhindern, sondern früh erkennen

Es geht in diesem Hitzesommer in Griechenland nicht darum, Waldbrände zu verhindern, sondern sie frühzeitig zu erkennen und schnell zu bekämpfen. 16 Spezialeinheiten der Feuerwehr für Waldbrände gibt es in ganz Griechenland. Eine davon durchkämmt gerade einen Wald in der Nähe von Athen. Brand-Prävention mit Spitzhacke und Motorsäge. Ilias Chronopoulos und seine Kollegen befreien den Boden von trockenem Gestrüpp, schlagen Brandschneisen, um einem möglichen Feuer das Futter zu entziehen.

"Wir sind für eine längere Zeit wachsamer. Und natürlich patrouillieren wir ständig so viel wie möglich im Waldgebiet", erklärt Chronopoulos. "Damit wir sofort in das Feuer eingreifen und es am Anfang bekämpfen können. Was einfacher zu bewältigen ist, bevor es groß wird und großen Schaden anrichtet."

Im Fall von Giorgios Kotsakis hat das Frühwarnsystem funktioniert. "In einer halben Stunde waren die Löschflugzeuge da", erzählt er. "Ich kann von Glück reden, dass ich davongekommen bin."

Tilmann Kleinjung, BR, tagesschau, 15.07.2024 16:18 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Inforadio am 15. Juli 2024 um 15:10 Uhr.