König Charles in Uniform

Charles III. ein Jahr im Amt "Er hat der Monarchie seinen Stempel aufgedrückt"

Stand: 08.09.2023 10:36 Uhr

Vor einem Jahr starb die Queen - und aus Prinz Charles wurde König Charles III. Ein "Übergangsmonarch" werde er sein, hieß es. Diesen Ruf hat er abgelegt. Einige Familienmitglieder sorgen jedoch weiter für Unruhe.

Eine von diversen Proklamationen im September 2022: Nach dem Tod von Königin Elizabeth II. wurde aus Prinz Charles im Alter von 73 Jahren König Charles III. Und der trauerte um seine Mutter und musste gleichzeitig in seinem neuen Amt glänzen.

Der Historiker Robert Lacey, Autor diverser Bücher über das britische Königshaus, attestiert Charles, dass dieser Übergang im Rückblick gelungen war. "Charles drückte seine Trauer und Gefühle in einer sehr zugewandten Weise aus. Es erinnerte uns daran, dass wir 70 Jahre lang keine Emotionen gesehen hatten", sagt Lacey.

Die Queen sei sehr nüchtern gewesen "und fand, Gefühle gehören sich nicht für eine Monarchin". "Aber als Charles nach dem Tod der Queen aus Schottland zurückkam und vor dem Buckingham Palast in London anhielt, um mit den dort versammelten Trauernden zu reden, das war original der Stil von Lady Diana. Ein gewandelter, ein sehr nahbarer Charles", so der Historiker.

Königsfamilie dankt für Unterstützung

Anlässlich des ersten Todestages von Queen Elizabeth II. erinnerte Charles mit einem Post beim Nachrichtendienst X, ehemals Twitter, an seine Mutter und dankte gleichzeitig für "die Liebe und die Unterstützung", welche er und die Königsgemahlin Camilla im vergangenen Jahr erfahren hätten.

"Charles hat vieles richtig gemacht"

Aktuelle Umfragen zeigen, dass die Zustimmung zur Monarchie seit dem Tod der Queen abgenommen hat. Aber 60 Prozent der Befragten meinen, Charles mache einen guten Job. Zwar sind sein Sohn, Thronfolger William und dessen Frau Kate, weiterhin beliebter als der König. Aber Charles habe vieles richtig gemacht, meint Lacey. Sollte er ihm ein Zeugnis ausstellen, würde Charles für die Gratwanderung zwischen politischer Einmischung und monarchischer Zurückhaltung die Note zwei bis drei bekommen.

"Charles muss sich für politisch wichtige Themen engagieren, ohne Kontroversen auszulösen. Darin hat er großes Geschick bewiesen", heißt es von Lacey weiter. Zum Beispiel unterstütze er eine Kampagne gegen Nahrungsmittelverschwendung. "Das betrifft die Menschen und ist unumstritten. Die Queen hätte solche Themen gemieden", betont Lacey.  

Sein erster - und bislang einziger - Staatsbesuch als König führte Charles im März nach Deutschland, wo er mit beeindruckendem Deutsch im Bundestag überraschte. "Es hieß, Charles würde ein Übergangsmonarch. Aber er hat jetzt schon gezeigt, dass er mehr als das ist. Er hat der Monarchie seinen Stempel aufgedrückt", schätzt der Historiker Lacey. 

 

Schwieriger Umgang mit den familiären Streitigkeiten

Doch die Herausforderungen für Charles bleiben groß. Wie gelingt es, die teure Monarchie zu verschlanken oder die Abwanderung ehemaliger Kolonien zu verhindern? Und ein ziemlich schlechtes Zeugnis bekommt Charles für die Moderation der familiären Zerwürfnisse, besonders mit Blick auf seinen Sohn Harry, der sich mit seiner Frau Meghan nach Kalifornien abgesetzt hat. Lacey sagt:

Ich fürchte, da gibt es die Note vier bis fünf, aber keine sechs. Ich glaube niemand würde sich gerne mit Harry und Meghan rumschlagen. Vielleicht gibt es künftig eine Versöhnung zwischen Charles und Harry, aber eine Versöhnung zwischen den Brüdern William und Harry sehe ich nicht.

Neben Harry, der im vergangenen Jahr immer wieder Vorwürfe gegen seine Familie erhob, bleibt Charles Bruder Andrew ein Problemfall. Der hatte gegen eine Millionenzahlung einen Prozess wegen sexuellen Missbrauchs gegen sich in den USA verhindert. Unlängst tauchte Andrew wieder öffentlich im Familienkreis auf. Das sorgte für Entrüstung in vielen Medien.

Gabi Biesinger, ARD London, tagesschau, 08.09.2023 09:15 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete NDR Info am 08. September 2023 um 10:48 Uhr.