Gewalt in Großbritannien Anbieter gibt 35.000 "Zombiemesser" an Polizei ab
Großbritanniens Regierung will die Messergewalt im Land eindämmen: Händler und Besitzer können bis Ende September "Zombieklingen" gegen Geld abgeben - danach drohen Strafen. Ein Unternehmen hat an diesem Angebot nun ordentlich verdient.
Noch bevor ein weitreichendes Verbot von sogenannten Zombieklingen in Großbritannien in Kraft tritt, hat ein Großhändler 35.000 Messer und Macheten freiwillig an die Behörden in der Grafschaft Bedfordshire abgegeben.
Wie der Sender BBC berichtete, dürfte das Unternehmen Sporting Wholesale aus Luton bei London für jedes eingereichte Messer zehn Pfund (11,85 Euro) erhalten. Das sieht ein staatliches Programm vor, mit dem die Regierung zur Abgabe von Messern motivieren will.
"Zweck darin, zu töten und zu verstümmeln"
Superintendent Alex House von der Polizei in der Grafschaft Bedfordshire sagte der BBC, die Messer und Macheten seien Waffen. "Es gibt keinen anderen praktischen Nutzen für sie. Wenn man sich das Design ansieht, besteht ihr Zweck darin, zu töten und zu verstümmeln."
Dass eine solch "entsetzliche Menge von Messern" abgegeben wurde, werde sicherlich Leben retten, sagte House. Die Waffen sollen demnach zerstört und ihr Metall von einer Spezialfirma recycelt werden. Sporting Wholesale selber wollte zu dem Vorgang keine Stellungnahme abgeben.
Tatwaffen bei Bandenkämpfen
"Zombieklingen" oder "Zombiemesser" sind von Zombiefilmen inspirierte, lange und verschnörkelte Messer. Ihre Griffe sind bunt, die Klingen oft mit Emblemen verziert. Jugendarbeiter in Großbritannien warnen bereits seit Längerem, dass immer mehr Jugendliche, teils sogar Kinder, die Messer mit sich tragen. Jugendliche würden die Messer aus Angst tragen und als Abschreckung nutzen.
Die Waffen werden immer wieder bei Bandenkämpfen und anderen Verbrechen eingesetzt. Die Opfer sind häufig minderjährig, und auch viele Täter sind Jugendliche. Die britische Polizei verzeichnete im März binnen eines Jahres landesweit rund 50.000 Angriffe mit Messern. Das ist ein Anstieg zum Vorjahr um sieben Prozent.
Regierung droht mit Strafen
Ein neues Gesetz soll nun "Zombiemesser" und Macheten aus dem Verkehr ziehen. Ein Schlupfloch hatte ermöglicht, dass bestimmte Arten dieser Messer weiter legal blieben. Ab dem 24. September ist es dann auch verboten, eine Klinge zu besitzen, die länger als 20 Zentimeter ist, gezackt oder mit Dornen versehen ist.
Ab dem Monatsende sind Produktion, Transport, Verkauf und Besitz aller Arten unter Strafe gestellt. Bei Verstößen drohen bis zu vier Jahre Haft. Bis dahin bittet die Polizei Besitzer, ihre Messer freiwillig auf den Revieren abzugeben.
Händler stoppte weitere Bestellungen
Das Unternehmen Sporting Wholesale ist in diesem Zusammenhang kein unbeschriebenes Blatt. Bereits 2021 hatte die Firma laut BBC eingeräumt, mit den Produkten seiner Marke Anglo Arms einen "Ruf unter Gangs" erworben zu haben. Im Juni 2024 erklärte Firmenchef und Mehrheitseigner Eddy Eliaz, über den aktuellen Lagerbestand hinaus keine Messer mehr zu verkaufen.
Dazu hatte sich auch sein jüngerer Bruder Adam Eliaz bereit erklärt, der den Onlinehändler DNA Leisure leitet. DNA Leisure hatte bereits mehr als 1.500 Messer abgegeben. Die Firma verkaufte laut BBC in der Vergangenheit auch Klingen von Anglo Arms. Die Messer dieser Marke waren demnach in den vergangenen Jahren immer wieder Tatwaffen bei Morden.
Im Mai sorgte DNA Leisure für einen Skandal, als bekannt wurde, dass im November 2023 ein 16-Jähriger mithilfe des Ausweises eines Verwandten online 79 große Messer gekauft hatte. Der Teenager ermordete später mit einem der Messer einen Mann in Luton. Laut BBC war die Klinge ein Anglo Arms-Messer.
Mit Informationen von Franziska Hoppen, ARD London