Lange Verhandlungen erwartet Konservative Fianna Fáil gewinnt Wahl in Irland
Es war ein knappes Ergebnis zwischen den großen Parteien: In Irland konnte die konservative Partei Fianna Fáil die Parlamentswahl für sich entscheiden. Sie ist jedoch auf Partner angewiesen. Die Regierungsbildung könnte sich hinziehen.
Vergangene Woche wurde in Irland gewählt, nun sind die Stimmen ausgezählt: Die konservative Partei Fianna Fáil kommt auf 48 Mandate im Dáil Éireann, dem Unterhaus des Parlaments mit 174 Sitzen in Dublin. Damit ist die Partei auf Koalitionspartner angewiesen - für eine Mehrheit sind 88 Sitze nötig.
Den zweiten Platz belegt die links-nationale Sinn Féin, sie erreichte 39 Sitze. Bislang ist sie die größte Oppositionspartei. Eine Regierungsbeteiligung gilt auch weiterhin als unwahrscheinlich. Mehrere Parteien schlossen vorab eine Koalition mit Sinn Féin aus - unter anderem weil die Partei für die Wiedervereinigung Nordirlands mit der Republik Irland eintritt. Früher galt Sinn Féin als politischer Arm der Untergrundorganisation IRA.
Gespräche mit Sozialdemokraten oder Labour Party
Drittstärkste Kraft wurde die konservative Partei Fine Gael des bisherigen Regierungschefs Simon Harris mit 38 Sitzen. Seine Partei bildet seit 2020 ein Mitte-Rechts-Bündnis mit Fianna Fáil. Ohne Unterstützung können die beiden Parteien die Koalition allerdings nicht fortführen. Mögliche Partner könnten die Sozialdemokraten, die Irish Labour Party oder unabhängige Abgeordnete sein.
Die Koalitionsverhandlungen dürften sich hinziehen. Der stellvertretende Parteichef von Fianna Fáil, Jack Chambers, teilte mit, für die Gespräche seien "Zeit und Raum" nötig. Es sei unwahrscheinlich, dass es vor Weihnachten eine neue Regierung in Irland gebe.
Wichtige Themen bei der Wahl waren soziale Probleme wie Wohnungsnot. Viele junge Leute können sich trotz Jobs keine Unterkunft leisten und wohnen weiter bei ihren Eltern. Zuletzt nahmen Vorwürfe von Rechtspopulisten zu, der Zuzug von Migrantinnen und Migranten verknappe den Wohnraum weiter.
Besonderes Wahlverfahren in Irland
In Irland wird - wie sonst in der EU nur auf Malta - ein Verfahren angewendet, bei dem Einzelstimmen übertragen werden. Die Wählerinnen und Wähler können ihre Stimme in der Reihenfolge ihrer Präferenz für mehrere Bewerber abgeben. Sollte ein Kandidat oder eine Kandidatin, den oder die ein Wähler als Nummer 1 aussucht, mehr Stimmen bekommen als nötig, fallen diese Stimmen automatisch dem nächsten bevorzugten Kandidaten zu.
Nach einer Gesetzesänderung wegen der gestiegenen Bevölkerungszahlen war die Zahl der Abgeordneten im irischen Unterhaus von 160 auf 174 erhöht worden. Statt bisher 39 gab es nun 43 Wahlkreise. Es traten viele Parteilose an, das könnte eine Regierungsbildung erschweren. Knapp 3,7 Millionen Menschen waren zur Wahl aufgerufen.
Mit Informationen von Franziska Hoppen, ARD-Studio London.