Italien Fünf Todesopfer durch Überschwemmungen
Bei einem Unwetter in einigen italienischen Regionen sind mindestens fünf Menschen ums Leben gekommen. Tausende mussten in Sicherheit gebracht werden. Und ein Ende der heftigen Regenfälle ist nicht in Sicht.
In den italienischen Regionen Emilia-Romagna und den Marken sind durch die heftigen Überschwemmungen infolge von massiven Regenfällen mehrere Menschen ums Leben gekommen. Mindestens fünf Menschen starben, bestätigte Italiens Minister für Zivilschutz, Nello Musumeci. Zudem werde weiter nach einem vermissten Menschen gesucht.
Nach Angaben der italienischen Feuerwehr sind die an der Adriaküste gelegenen Provinzen Ravenna, Forlì-Cesena, Rimini und Bologna am stärksten von den Überflutungen betroffen - insbesondere die Städte Faenza, Cesena und Forlì. Allein in der gesamten Region Emilia-Romagna seien 14 Flüsse über die Ufer getreten. Auch in der benachbarten Toskana, warnte der dortige Regionalpräsident Antonio Mazzeo, sei die Situation aufgrund der heftigen Regenfälle der vergangenen Tage kritisch.
In Cesena ist ein Landwirt in seinem Haus von den Wasser- und Schlammmassen mitgerissen worden, in Forli starb ein Mann, der sich im Erdgeschoss seines Hauses aufgehalten haben soll. Am Strand von Cesenatico nördlich von Rimini wurde nach Angaben der Nachrichtenagentur ANSA die Leiche einer Deutschen an den Strand gespült. Noch sei allerdings nicht abschließend geklärt, wie ihr Tod im Zusammenhang mit dem Unwetter steht.
"Provinz in weiten Teilen nicht wiederzuerkennen"
Von der Feuerwehr verbreitete Videoaufnahmen zeigen, wie in Städten ganze Straßenzüge unter Wasser stehen und Schlammlawinen Straßen blockieren. Felder gleichen nun Seenlandschaften.
Für die gesamte Region seien es schwierige Stunden, sagte Michele De Pascale, Bürgermeister der Stadt Ravenna: "Es war die vielleicht schlimmste Nacht in der jüngeren Geschichte der Emilia-Romagna." Es gebe verheerende Schäden in vielen Städten, "meine Provinz Ravenna ist aufgrund der Wassermassen in weiten Teilen nicht wiederzuerkennen".
Bisher etwa 5000 Menschen in Sicherheit gebracht
Seit dem Start der schweren Unwetter am Dienstag ist die Feuerwehr bereits zu mehr als 600 Einsätzen ausgerückt. Nach wie vor seien etwa 400 Einsatzkräfte in den betroffenen Regionen im Einsatz, ebenso wie Mitglieder der italienischen Bergrettung, die auf Rettungsaktionen in überfluteten Gebieten spezialisiert sind.
Unter anderem befreiten die Einsatzkräfte Menschen mit Schlauchbooten aus ihren Wohnungen oder holten sie mit Hubschraubern von Häuserdächern. Nach wie vor gelte für weite Teile der Emilia-Romagna die Alarmstufe Rot, betonte die Zivilschutzassessorin der Region, Titti Postiglione. An den Hängen des Mittelgebirges herrsche höchste Wachsamkeit, denn es gebe die Möglichkeit von Schlammlawinen. "Und das ist natürlich eine große Gefahr", warnte Postiglione.
Bislang hätten aus den überschwemmten Regionen etwa 5000 Bewohnerinnen und Bewohner in Sicherheit gebracht werden müssen, teilte Italiens Zivilschutzminister Nello Musumeci mit. Doch es könnten auch noch mehr werden.
Zehn Millionen Euro an Soforthilfen bewilligt
Wie Musumeci in einem Radiointerview sagte, habe die italienische Regierung in einem ersten Schritt bewilligt, dass zehn Millionen Euro für Soforthilfen freigegeben würden. Innenminister Matteo Piantedosi soll bereits in die betroffenen Regionen aufgebrochen sein, um sich ein Bild von der Lage vor Ort zu machen, berichtete ARD-Korrespondent Jörg Seisselberg.
Auch Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni sicherte den Menschen in den Überschwemmungsgebieten Unterstützung und "volle Solidarität" zu. "Die Regierung verfolgt die Entwicklung der Ereignisse aufmerksam und ist bereit, die notwendigen Hilfsmaßnahmen zu ergreifen", schrieb sie auf Twitter.
Formel-1-Rennen in Imola abgesagt
Das für Sonntag geplante Formel-1-Rennen in Imola wurde abgesagt. Es sei nicht sicher, den Grand Prix in Italien unter den aktuellen Umständen zu veranstalten, teilte die Rennserie mit. "Es wäre nicht richtig, in dieser schwierigen Zeit für weiteren Druck für die lokalen Behörden und Sicherheitskräfte zu sorgen", hieß es nach Beratungen der Formel-1-Spitze mit den zuständigen Ministerien, der Regionalverwaltung und dem italienischen Motorsportverband.
Bereits Anfang des Monats Tote nach Unwetter
Der Zivilschutz hatte bereits am Montag eine Warnung der höchsten Stufe vor Überschwemmungen und Erdrutschen für die Region Emilia-Romagna herausgegeben. Auch in den kommenden Stunden soll es in der Region weiter regnen. Die Behörden warnen wegen des Unwetters derzeit davor, die Adria-Autobahn zwischen Bologna und Rimini zu benutzen. Der Zugverkehr zwischen Bologna und Ancona wurde zeitweise eingestellt.
In der Region in Norditalien hatte es bereits Anfang Mai heftige Niederschläge gegeben, Flüsse waren über die Ufer getreten. Mehrere Menschen kamen ums Leben.
Überschwemmungen auch in Kroatien
Auch in Teilen Kroatiens haben Überschwemmungen nach tagelangen Regenfällen Schäden angerichtet. In den Straßen der Ortschaft Hrvatska Kostajnica, 90 Kilometer südlich von Zagreb, stand das Wasser kniehoch, berichtete das Nachrichtenportal "jutarnji.hr".
Infolge der Regenfälle der vergangenen Tage war die Una, ein Nebenfluss der Save, über die Ufer getreten. Zivilschutz und Freiwillige errichteten Dämme aus Sandsäcken. Die Behörden in der 2700-Einwohner-Gemeinde riefen den Notstand aus.
Weitere Überschwemmungen gab es in der Kleinstadt Obrovac nahe Zadar im dalmatinischen Hinterland. Dort war bereits am Montag die Altstadt überschwemmt worden, nachdem der Fluss Zrmanja über die Ufer getreten war. Am Dienstag sank dort der Pegelstand wieder, hieß es in Medienberichten. In den nächsten Tagen sind auch dort weitere Regenfälle vorhergesagt.
Mit Informationen von Jörg Seisselberg, Rom