Historische Börse in Kopenhagen "Es tut in der dänischen Volksseele weh"
Die Menschen in Kopenhagen stehen unter Schock. Mit der historischen Börse ist ein Wahrzeichen der Stadt in Flammen aufgegangen. Der Schaden ist immens.
Von Kopenhagens "Notre-Dame-Moment" spricht Dänemarks Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen beim Anblick der Flammen, die aus der alten Börse schießen. Am Morgen geht das Dach des historischen Gebäudes plötzlich in Flammen auf.
Riesige Rauchwolken ziehen über die Stadt und sind bis auf die andere Seite des Öresunds in Malmö zu sehen. Passanten erleben geschockt mit, wie kurze Zeit später die ikonische Turmspitze einstürzt.
Das Gebäude ist prägend für das Stadtbild
Die frühere Börse gilt als eines der Wahrzeichen der dänischen Hauptstadt. Um 1620 war sie im Auftrag von König Christian IV. entstanden. Seit einigen Jahren wurde sie restauriert und war deshalb in ein Gerüst gehüllt. Heute ist sie der Hauptsitz des Gewerbe- und Arbeitgeberverbandes Dansk Erhverv.
Ministerpräsidentin Frederiksen erschüttert
Das historische Gebäude liegt mitten in Kopenhagen, direkt neben dem dänischen Parlament. Regierungschefin Mette Frederiksen zeigte sich erschüttert: "Es ist ein Stück dänischer Geschichte, das vor unseren Augen brennt. Ich glaube, es hat uns alle erschüttert, als der Turm fiel. Es tut in der dänischen Volksseele weh. Hier gehen viele, viele hundert Jahre Geschichte in Flammen auf."
Neben den Büros beheimatete das Gebäude eine große Kunstsammlung. Einige der wertvollen Gemälde konnten Helfer vor den Flammen retten. Mehrere Menschen brauchte es, um das Werk "Von der Kopenhagener Börse" des norwegisch-dänischen Malers P. S. Kröyer davonzutragen.
Feuerwehrleute verlassen den Haupteingang der Alte Börse. Etwa 120 von ihnen sind im Einsatz.
Alte Bauweise erschwert die Löscharbeiten
Doch ein großer Teil der historischen Börse ist zerstört. Nachdem das Feuer sich auf alle Etagen des Gebäudes ausgebreitet hatte, bestand in Teilen sogar Einsturzgefahr, wie Jakob Vedsted von den Einsatzkräften erklärte. Er beschreibt den Brand als gewaltig. "Ältere Gebäude bestehen meist aus Holzkonstruktionen und dieses hat außerdem ein Kupferdach, das die Hitze drinnen hält." Das erschwere die Löscharbeiten.
Immerhin: Verletzte gibt es nach vorläufigen Angaben der Behörden nicht. Doch der materielle und kulturelle Schaden ist riesig. Und für die Kopenhagener geht ein vertrauter Anblick im Stadtbild für lange Zeit verloren. Rentnerin Marianne Trier Mörk ist sogar extra vorbeigekommen, um die Überreste des Gebäudes zu sehen. "Ich musste einfach herkommen, es fühlt sich an wie ein historischer Moment. Und es ist auch irgendwie eine Art Abschied für mich", sagt sie.
Die ikonische Turmspitze der Alten Börse, Wahrzeichen und Touristenattraktion Kopenhagens, ist eingestürzt.
König Frederik dankt den Einsatzkräften
Noch trauen sich die Däninnen und Dänen nicht, darüber nachzudenken, wie viel von den Kulturschätzen unter dem Dach der Börse zerstört ist. König Frederik X. bedankte sich in einer Mitteilung bei allen Einsatzkräften und Freiwilligen. Die charakteristische Turmspitze habe Kopenhagens Ruf als Stadt der Türme geprägt, erklärte der Monarch. Jetzt ist die dänische Hauptstadt um einen Turm ärmer.