"Notre-Dame-Moment" von Dänemark Kopenhagens historische Börse in Flammen
Eines der bekanntesten Gebäude Kopenhagens brennt: die historische Börse. Die Turmspitze ist eingestürzt, kostbare Kunstwerke konnten gerettet werden. Ein Minister spricht vom "Notre-Dame-Moment" Dänemarks.
Die historische Börse in Kopenhagen steht in Flammen. Die Turmspitze des Gebäudes - eines der ältesten und bekanntesten der dänischen Hauptstadt - ist eingestürzt, ebenso Teile des Dachs. Der Brand hat nach Angaben der Feuerwehr mittlerweile etwa die Hälfte des Gebäudes erfasst, tragende Strukturen wurden beschädigt. Von einem Einsturz des gesamten Gebäudes gingen die Einsatzkräfte zunächst aber nicht aus.
Noch ist das Feuer nicht unter Kontrolle. Auch Stunden nach dem Ausbruch steigt dichter schwarzer Rauch auf und Flammen lodern. Etwa 120 Feuerwehrleute und 60 Helfer der Streitkräfte sind im Einsatz. Mehrere Straßen und die Umgebung seien abgesperrt, teilte die Polizei mit.
Wie der Chef der Einsatzkräfte, Jakob Vedsted Andersen, der Nachrichtenagentur Ritzau mitteilte, brach das Feuer gegen 7.30 Uhr am Morgen unter dem Dach aus und breitete sich auf das weitere Gebäude aus. "Es ist ein Kupferdach, und es ist einfach unmöglich, unter dieses Dach zu gelangen, daher hat das Feuer genügend Zeit, sich zu entfalten", so Vedsted Andersen.
Helfer versuchten noch, historische Gemälde zu retten. Kulturminister Jakob Engel-Schmidt sagte, es sei berührend, dass selbst Passanten den Einsatzkräften beim Retten von Kunstgegenständen zu Hilfe geeilt seien.
Die alte Börse beherbergt eine große Kunstsammlung, darunter das Werk "Von der Kopenhagener Börse" von P. S. Kroyer, das während des Brandes von mehreren Personen davongetragen wurde. Polizei, Feuerwehr und Krankenwagen waren vor Ort, Angaben über Verletzte gibt es bisher nicht.
Feuerwehrleute verlassen den Haupteingang der Alte Börse. Etwa 120 von ihnen sind im Einsatz.
"Unser eigener Notre-Dame-Moment"
Dänemarks Regierungschefin Mette Frederiksen äußerte sich auf Instagram erschüttert über das Feuer. Die Bilder seien schrecklich. Es tue weh, das zu sehen, schrieb die Ministerpräsidentin. Mit der historischen Börse stehe "ein Stück dänischer Geschichte" in Flammen. Es handele sich um eines der symbolträchtigsten Gebäude in der Hauptstadt - ein Symbol für 400 Jahre Wirtschaftsgeschichte in Dänemark und ein unersetzliches Kulturerbe.
Ähnlich reagierte Kulturminister Engel-Schmidt beim Kurznachrichtendienst X: "Schreckliche Bilder von der Börsen heute Morgen. 400 Jahre dänischen kulturellen Erbes gehen in Flammen auf."
Der dänische Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen verglich den Brand mit dem verheerenden Feuer in Notre-Dame. Er schrieb bei X: "Schreckliche Bilder aus Borsen. So traurig. Ein ikonisches Gebäude, das uns allen viel bedeutet. Unser eigener Notre-Dame-Moment." In der Pariser Kathedrale war vor fast genau fünf Jahren - am 15. April 2019 - ein Brand ausgebrochen. Das Dach wurde fast vollständig zerstört.
Gebäude wurde derzeit restauriert
Die Ursache für das Feuer in Kopenhagen ist bislang unklar. Die Börse wurde 1625 fertiggestellt und ist heute Sitz der dänischen Handelskammer. Der Turm, der vier ineinander verschlungene Drachenschwänze darstellt, gilt als ein Wahrzeichen der Stadt und ist eine Touristenattraktion.
Derzeit wird das Gebäude restauriert und ist deswegen eingerüstet. Die Restaurierung soll eine unsachgemäße Renovierung des Gebäudes im 19. Jahrhundert korrigieren und der Fassade ihr ursprüngliches Aussehen wiedergeben.
Die ikonische Turmspitze der Alten Börse, Wahrzeichen und Touristenattraktion Kopenhagens, ist eingestürzt.
Finanzministerium und Teile des Schlosses evakuiert
Wegen des Feuers wurde das dänische Finanzministerium sowie ein Flügel des Schlosses Christiansborg evakuiert. Dort haben mehrere Abgeordnete und Journalisten ihr Büro. Die Sitzungen im Plenarsaal und die Ausschusssitzungen sollten zunächst wie geplant in Christiansborg stattfinden.
Die Kopenhagener Polizei geht davon aus, dass das Gebiet für längere Zeit abgesperrt bleiben wird. Unnötiges Verlassen des Stadtzentrums wird wegen der massiven Verkehrsprobleme nicht empfohlen.