Mark Rutte

Einsatz gegen die Ukraine NATO befasst sich mit russischer Rakete

Stand: 22.11.2024 12:45 Uhr

Der Einsatz einer neuen russischen Rakete im Krieg gegen die Ukraine beschäftigt auch die NATO. Kanzler Scholz warnte von einer "gefährlichen Eskalation". Der Kreml sprach von einer "Botschaft an den Westen". China mahnte zur Zurückhaltung.

NATO-Generalsekretär Mark Rutte beruft nach dem Einsatz einer neuen russischen Mittelstreckenrakete eine Sondersitzung des NATO-Ukraine-Rats ein. Bei dem Treffen am kommenden Dienstag soll es nach Angaben eines Bündnissprechers um den jüngsten russischen Angriff auf die ukrainische Großstadt Dnipro gehen. Dabei hatte Russland am Donnerstagmorgen die neue Mittelstreckenrakete mit dem Namen Oreschnik abgefeuert.

Nach unabhängig bislang nicht bestätigten russischen Angaben kann sie mit Hyperschallgeschwindigkeit fliegen und nicht abgefangen werden. Experten gehen davon aus, dass sie auch mit nuklearen Sprengsätzen bestückt werden könnte. In Dnipro sollen am Donnerstag sechs einzelne Sprengköpfe eingeschlagen sein.

Ukraine: Rakete erreichte elffache Schallgeschwindigkeit

Einen Tag nach dem Angriff machte die Ukraine eigene Erkenntnisse über das Geschoss öffentlich. Die Rakete habe mehr als die elffache Schallgeschwindigkeit erreicht, teilte der ukrainische Geheimdienst mit. Sie sei vom Start in der südrussischen Region Astrachan bis zum Einschlag in Dnipro in der zentralöstlichen Ukraine 15 Minuten lang geflogen. "Die Geschwindigkeit im letzten Abschnitt der Flugbahn lag über Mach elf", so der Geheimdienst.

Russland spricht von "Botschaft an den Westen"

Russland bezeichnete den Einsatz einer neuen Hyperschall-Mittelstreckenrakete gegen die Ukraine als "Botschaft an den Westen". Russland werde auf unbesonnene Handlungen der westlichen Unterstützer der Ukraine reagieren, sagt Kreml-Sprecher Dmitri Peskow. Die Hauptbotschaft sei, dass die rücksichtslosen Entscheidungen und Handlungen westlicher Länder, die der Ukraine erlaubten, mit von ihnen gelieferten Raketen russisches Territorium anzugreifen, "nicht ohne Reaktion der russischen Seite bleiben können", sagt Peskow.

Scholz: "Gefährliche Eskalation"

Bundeskanzler Olaf Scholz bezeichnete den Einsatz einer russischen Mittelstreckenrakete gegen die Ukraine als eine gefährliche Eskalation. "Wie gefährlich dieser Krieg ist, sehen alle an der jüngsten Eskalation", sagt der Kanzler auf einer SPD-Kommunalveranstaltung. Dies gelte auch für den Einsatz nordkoreanischer Soldaten auf russischer Seite.

Deutschland sei ein entschiedener Unterstützer der Ukraine. Aber es bleibe dabei, dass keine "Taurus"-Marschflugkörper an die Ukraine geliefert würden, betont Scholz. Eine direkte Auseinandersetzung zwischen der NATO und Russland müsse vermieden werden.

China mahnt zu Zurückhaltung

Unterdessen rief China alle Seiten zu Zurückhaltung auf. "Alle Parteien sollten ruhig bleiben und sich in Zurückhaltung üben", sagte der Sprecher des chinesischen Außenministeriums, Lin Jian, vor Journalisten in Peking. Alle Seiten in dem Konflikt sollten zudem "auf eine Deeskalation der Situation durch Dialog und Gespräche hinarbeiten und die Bedingungen für eine baldigen Waffenstillstand schaffen".

Chinas Position in dieser Frage sei unverändert die eines Befürworters "für eine Lösung der Krise durch politische Mittel", fügte er hinzu. China nimmt für sich in Anspruch, im Konflikt in der Ukraine eine neutrale Position einzunehmen. Zwischen Moskau und Peking bestehen jedoch enge Beziehungen, die im Westen für Kritik sorgen. So wird China unter anderem vorgeworfen, sogenannte Dual-Use-Güter an Moskau zu liefern, die im Krieg zum Einsatz kommen können.

Putin droht westlichen Staaten

Der russische Präsident Putin hatte am Donnerstagabend in einer Fernsehansprache gesagt, Russland habe "eines der neuesten russischen Mittelstrecken-Raketensysteme unter Kampfbedingungen getestet". Es handle sich um eine "Hyperschall"-Rakete experimentellen Charakters. Der Einsatz der neuartigen Mittelstreckenrakete des Typs Oreschnik sei eine Antwort auf den Einsatz bestimmter westlicher Raketen gegen russisches Territorium. 

Jenen westlichen Staaten, die der Ukraine erlauben, ihre Raketen für Attacken auf Ziele in Russland einzusetzen, drohte der russische Präsident mit Angriffen. Mit dem Einsatz westlicher Raketen größerer Reichweite gegen Ziele innerhalb Russlands habe der Ukraine-Konflikt "Elemente eines globalen Charakters" angenommen, warnte Putin.  

In den vergangenen Tagen hatte die Ukraine Ziele auf russischem Territorium mit US-Raketen des Typs ATACMS und mit von Großbritannien gelieferten Storm-Shadow-Marschflugkörpern angegriffen. Mehrere westliche Länder, darunter Großbritannien, die USA und Frankreich, haben der Ukraine Raketen und Lenkwaffen mit größerer Reichweite geliefert. Washington hatte Kiew am vergangenen Wochenende die Genehmigung erteilt, diese Waffen im russischen Hinterland einzusetzen. 

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Inforadio am 22. November 2024 um 07:22 Uhr.