Menschen in den Trümmern eines Kinderkrankenhauses in Kiew

Krieg in der Ukraine Viele Tote bei russischen Raketenangriffen

Stand: 08.07.2024 13:20 Uhr

Mindestens 20 Menschen sind bei russischem Raketenbeschuss in der Ukraine getötet worden. In Kiew wurde ein Kinderkrankenhaus getroffen. Bürgermeister Klitschko sprach von einem der schwersten Angriffe seit Beginn der Invasion.

Bei russischen Raketenangriffen auf mehrere Städte in der Ukraine sind laut Angaben des ukrainischen Innenministeriums insgesamt mindestens 20 Menschen ums Leben gekommen. 50 Personen seien verletzt worden. In der Hauptstadt Kiew wurde eine Kinderklinik getroffen. Die Angriffe ereigneten sich diesmal am helllichten Tag und nicht wie meist in der Nacht.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj teilte mit, Russland habe mit mehr als 40 Raketen verschiedenen Typs die Städte Kiew, Dnipro, Krywyj Rih, Slowjansk und Kramatorsk ins Visier genommen:

In der Kiew waren Explosionen zu spüren und hören. Gebäude gerieten ins Wanken. Die Stadtverwaltung berichtete, in mehreren Bezirken seien Trümmer vom Himmel gefallen, mutmaßlich von abgefangenen Raketen. Das habe Brände ausgelöst. Über mehreren Vierteln stieg dichter Rauch auf.

Das ukrainische Präsidentenbüro teilte mit, Russland habe zu einer Zeit angegriffen, zu der sich viele Menschen in den Straßen von Kiew aufgehalten hätten.

"Dort werden etwa 18.000 Kinder im Jahr versorgt", Birgit Virnich, ARD Kiew, zu russischem Angriff auf Kinderkrankenhaus in Kiew

tagesschau24, 08.07.2024 11:00 Uhr

Raketenangriff auf Kiewer Kinderklinik

Im Zentrum von Kiew wurde die Kinderklinik Ochmatdyt bei den Raketenangriffen getroffen. Es ist die größte Einrichtung dieser Art in der Ukraine. Ob es bei dem Angriff dort Opfer gab und, wenn ja, wie viele, steht noch nicht fest. Eltern, die ihre Babys im Arm hielten, gingen benommen und schluchzend aus dem Schutzraum auf die Straße. "Wir hörten eine Explosion, dann wurden wir mit Trümmern überschüttet", sagte die 33-jährige Switlaka Krawtschenko. Ihr zwei Monate altes Baby war unverletzt geblieben, doch die Frau hat Schnittwunden erlitten.

An einer anderen Stelle in der ukrainischen Hauptstadt seien mindestens drei Personen durch russischen Beschuss getötet worden. Insgesamt sollen in Kiew neun Menschen getötet worden sein. Der Angriff auf Kiew sei einer der schwersten in den zwei Jahren des Krieges gewesen, sagte Bürgermeister Vitali Klitschko der Nachrichtenagentur Reuters.

Rauch steigt über der Skyline von Kiew auf.

Nach den schweren russischen Angriffen steigt über mehreren Vierteln Kiews dichter Rauch auf.

Tote auch in Krywyj Rih und Dnipro

In der Stadt Krywyj Rih sollen bei Raketenangriffen zehn Menschen getötet worden seien. 31 seien verletzt worden. Bei einem russischen Raketenangriff auf Dnipro wurde nach Angaben des Gouverneurs der gleichnamigen Region ein Zivilist getötet. Sechs weitere Menschen seien verletzt worden.

Laut ukrainischer Luftwaffe griff Russland mit ballistischen Raketen und Marschflugkörpern an. Es seien auch Hyperschallraketen vom Typ Kinschal eingesetzt worden, eine der fortschrittlichsten russischen Waffen. Eine solche Rakete kann mit zehnfacher Schallgeschwindigkeit fliegen und ist dadurch schwer abzufangen.

Die Angriffe ereigneten sich kurz vor dem NATO-Gipfel in Washington, bei dem es auch um die Unterstützung für die Ukraine gegen die russischen Angriffstruppen gehen wird.

Das russische Verteidigungsministeriums in Moskau teilte mit, die Streitkräfte hätten lediglich ukrainische Luftwaffenstützpunkte angegriffen. Im Visier seien auch Einrichtungen der Rüstungsindustrie gewesen. "Die Ziele des Angriffs wurden erreicht. Die vorgesehenen Objekte wurden getroffen", teilt das Ministerium mit. Russland hat wiederholt erklärt, seine Truppen griffen keine zivilen Ziele an.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Dieses Thema im Programm: Dieser Beitrag lief am 08. Juli 2024 um 12:00 Uhr im Deutschlandfunk.