Nach Gefangennahme gestorben Ukraine meldet erstmals nordkoreanische Kriegsgefangene
Wie viele nordkoreanische Soldaten an Russlands Seite gegen die Ukraine kämpfen, ist unklar. Laut Präsident Selenskyj sind nun Nordkoreaner in Kriegsgefangenschaft geraten, aber an ihren Verwundungen gestorben.
Ukrainischen Soldaten ist es gelungen, nordkoreanische Militärangehörige gefangen zu nehmen, wie Präsident Selenskyj in seiner abendlichen Ansprache bestätigte. Die Soldaten seien aber ihren schweren Verletzungen erlegen und konnten nicht mehr wiederbelebt werden.
Selenskyj warf Russland und Nordkorea vor, gezielt nordkoreanische Soldaten zu töten, damit diese nicht in ukrainische Kriegsgefangenschaft gerieten. Die nordkoreanischen Aufseher und die russische Armee hätten kein Interesse an ihrem Überleben, so Selenskyj. Der Präsident forderte in seiner Rede China auf, Einfluss auf seinen Nachbarn Nordkorea zu nehmen, damit der Krieg nicht weiter eskaliere.
Zuvor hatte es Medienberichte über einen nordkoreanischen Soldaten gegeben, der in der russischen Region Kursk gefangen genommen wurde. Teile dieses Gebiets werden seit Sommer von der Ukraine kontrolliert.
"Die werden behandelt wie Menschenmaterial"
Nordkorea soll mehr als 10.000 Soldaten nach Kursk entsendet haben, um Russland im Angriffskrieg gegen die Ukraine zu unterstützen. Mehrfach gab es Berichte über hohe Verluste unter den nordkoreanischen Soldaten. Selenskyj sprach von mehr als 3.000 Verwundeten oder Toten. John Kirby, Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates in den USA, sagte allein in der vergangenen Woche habe die nordkoreanische Armee 1.000 Soldaten im Kampf gegen die Ukraine verloren.
Der deutsche Sicherheitsexperte Nico Lange glaubt, die Nordkoreaner seien schlecht auf ihren Einsatz vorbereitet gewesen: "Die werden da behandelt wie Menschenmaterial, und die Russen nutzen das einfach, um sie in Minenfelder zu schicken, in Drohnenfeuer zu schicken und all diese Dinge zu tun." Im Grunde hätten die Nordkoreaner eine ähnliche Rolle wie zuvor die entlassenen Verbrecher aus den russischen Gefängnissen.
Weiter schwere Angriffe im Gebiet Donezk
Unterdessen steht die ukrainische Armee an der Front weiterhin besonders im östlichen Gebiet Donezk unter Druck. Der ukrainische Generalstab spricht von taktischen Erfolgen der russischen Armee in der Nähe der Stadt Pokrowsk. In diesen Regionen sind die verbliebenen Einwohner beinahe täglich schweren Angriffen ausgesetzt.
Das trifft auch auf die Stadt Lyman zu. Vor der russischen Großinvasion lebten hier mehr als 22.000 Menschen, jetzt sind es noch etwa 4.000. Eine von ihnen ist Olena. Wasser muss sie sich aus einem Brunnen besorgen, weil die Trinkwasserversorgung nicht mehr funktioniert.
Die Heizung in ihrer Wohnung funktioniere schon seit drei Jahren nicht mehr, erzählt sie: "Unser Gold sind momentan Brennholz und Strom. Wie sollen wir nur den Winter überleben? Jetzt sind noch Plusgrade, aber bald werden wir bis zu minus 20 Grad haben." Verlassen will sie Lyman nicht, erzählt Olena. Sie müsse für ihre 83-jährige Mutter sorgen.
In der ostukrainischen Stadt Lyman sind von 22.000 Einwohnern gerade einmal 4.000 geblieben.
Auch Nina ist in Lyman geblieben. In einer dicken Winterjacke steht die 77-Jährige in ihrer Wohnung, blättert durch alte Alben und schaut Weihnachtsfotos von ihren Enkeln an. Eine glückliche Zeit vor der russischen Großinvasion sei das gewesen, erzählt sie: "Mein Traum ist, dass der Krieg zu Ende geht. Dass meine Kinder zurückkommen und dass wir Frieden haben. Mehr brauche ich nicht."