Wanderer betrachten einen Vulkan auf La Palma.
europamagazin

Tourismus nach Ausbruch La Palma - Neustart am Vulkan

Stand: 28.09.2024 08:23 Uhr

Vielerorts in Spanien regt sich Widerstand gegen die steigende Zahl von Touristen. Nicht so auf La Palma: Die Insel kämpft nach dem Vulkanausbruch vor drei Jahren um ihre Rückkehr. Der Vulkan - er ist Fluch und Segen zugleich.

Tourismus in Spanien boomt. Viele Urlaubsregionen haben das Vor-Corona-Niveau längst übertroffen - so auch die Kanarischen Inseln. Teneriffa etwa besuchten 2019 5,7 Millionen Menschen, im vergangenen Jahr waren es laut der Organisation Turismo de Islas Canaris 6,4 Millionen. Ähnlich Fuerteventura: Im Jahr 2019 kamen 1,9 Millionen Menschen, im vergangenen Jahr 2,3 Millionen.

Fahrt durch "Jahreszeiten-Tunnel"

La Palma dagegen verzeichnete einen Tourismusrückgang. Die Insel im äußersten Westen der Kanaren ist vor allem bei Wanderern beliebt. Wer vom Flughafen kommend einen steilen Bergrücken hinauf fährt, fühlt sich zunächst wie in den Tropen: Üppige Vegetation, satte grüne Blätter, von denen Tropfen abperlen. Der Passatwind weht beständig Wolken gegen diese Seite der Berge.

Auf etwa 700 Höhenmetern führt ein Tunnel auf die andere Seite. Er wird "Jahreszeiten-Tunnel" genannt, denn auf der anderen Seite der Insel warten hellgrüne Kiefern, Kakteen und häufig die Sonne. Der Blick fällt schließlich aber auch auf den jüngsten Vulkan La Palmas. Und der hat etwas mit den Tourismuszahlen zu tun, die sich bislang nicht erholt haben.

Blick auf die Landschaft auf La Palma.

Die Landschaft rund um den Vulkan zieht Wanderer nach La Palma.

Insulaner sprechen von "unserem Tschernobyl"

Der Vulkan ist Fluch und Chance zugleich für die Insel. Fluch, weil er nach dem Ausbruch vor drei Jahren rund 1.000 Familien ihr Zuhause nahm. Zudem zerstörte die Lava auch viele Gäste-Unterkünfte. Aber damit nicht genug: Der wichtigste Touristenort der Insel wurde zwar nicht von dampfendem Geröll verschlungen, aber giftige Gase am Rande des Vulkans machten ihn unbewohnbar. Die Behörden erklärten Puerto Naos zur Sperrzone. "Unser Tschernobyl", sagten Insulaner.

Dácil Pérez von der regionalen Tourismus-Organisation CIT La Palma sagt: "Unsere Insel hat wirklich gelitten. Erst die Pandemie und dann der Vulkanausbruch."

2019 besuchten rund 250.000 Touristen die Insel, im vergangenen Jahr waren es 150.000. Für die Insel sei das ein Problem, weil die Menschen vom Bananen-Anbau und vom Tourismus lebten.

"Das Biest" als Chance

Der Vulkan hat aber auch eine gute Seite. Geführte Touren in die Nähe des Kraters sind beliebt. Lava knirscht unter den Füßen, schwarze Bergspitzen ragen in den Himmel, dazwischen machen sich Kanarische Kiefern breit. Wie eine schlecht verheilte Wunde liegt der Vulkan am Berg. Besucher beschreiben die Wanderung als schaurig und schön zugleich.

Der Vulkan, den Insulaner "das Biest" nennen, hat viele Wanderfreunde auf La Palma aufmerksam gemacht, doch weil viele Fincas und Hotels zerstört oder nicht betretbar waren, gab es nicht genug Gästebetten. Das ändert sich gerade.

In vielen Bereichen von Puerto Naos gibt es keine auffälligen Konzentration von Vulkangasen mehr. Feuerwehr und Vulkanologen überwachen das in Hotels, Bars, Wohnungen und Straßen mit rund 1.200 Sensoren. Probleme gibt es vor allem noch in Kellern und Garagen, dort hat sich Gas gesammelt. Zugänge sind mit Gittern versperrt. Die Feuerwehr versucht das Gas mit Ventilatoren zu vertreiben. Derweil können Bewohner und Gäste in viele Häuser zurückkehren.

Wie aus Tiefschlaf erwacht

La Palma will laut Tourismusmanagerin Dácil Pérez nicht zu einem Massenziel werden, wie Gran Canaria oder Teneriffa. "Aber wir sollten zurück auf das Niveau, das wir einmal hatten."

Wer in diesen Tagen durch Puerto Naos schlendert, erlebt einen Ort, der langsam wie aus einem langen erzwungenen Tiefschlaf erwacht. Preisschilder an noch nicht wieder geöffneten Bars erzählen davon. Vor Inflation, Vulkanausbruch und Corona, als zuletzt Besucher hier waren, kostete ein Bier 1,30 Euro.

Diese und weitere Reportagen sehen Sie am Sonntag, 29.09.2024 um 12:45 im Europamagazin.