Experte Lange im Interview "Wird auf jeden Fall weitergehen mit Wagner-Gruppe"
Der Tod von Prigoschin wäre nicht das Ende der Wagner-Gruppe, sagt Nico Lange, Experte für Sicherheitspolitik, im Interview mit tagesschau24. Sie werde in Afrika weiter eine Rolle spielen - in der Ukraine wohl eher nicht mehr.
Der Sicherheitsexperte Nico Lange geht davon aus, dass der Chef der Wagner-Gruppe, Jewgeni Prigoschin, in dem abgestürzten Flugzeug an Bord war und tot ist. Dass der Kreml für den Absturz verantwortlich sein könnte, hält er für realistisch. "Russland ist ein Mafiastaat, in dem offensichtlich die inneren Probleme mit Mafiamethoden gelöst werden", so Lange im Interview mit tagesschau24. Laut Lange würde es "ins Bild passen". "Wer ehemalige Agenten in London mit Polonium vergiftet, der bringt wahrscheinlich auch Flugzeuge zum Absturz."
Denkbar sei, dass sich die Wagner-Gruppe zuletzt wieder zu sicher gefühlt habe, sodass sie auch solche Flüge wieder unternommen habe - dieser Flug sei auch nicht der erste in Russland gewesen, so Lange. "Vielleicht war es das Ziel, sie erst einmal in Sicherheit zu wiegen, bis dann die Rache zuschlägt."
Afrika-Geschäft von Wagner "attraktiv"
Die Frage sei jetzt, wer das "attraktive Geschäft" der Wagner-Gruppe weiterführe, insbesondere in Afrika. "Ich nehme an, dass Putin jemanden bestimmt hat oder noch bestimmen wird, der dieses Geschäft führt", so Lange. "Die Wagner-Gruppe ist einmal entstanden als verlängerter Arm des russischen Mililtärgeheimdienstes, um Dinge militärischer Art zu tun, von denen man dann aber sagen kann 'Das waren nicht wir, das war nicht der russische Staat'. Für so ein Instrument sieht Russland weiterhin Bedarf", so Lange. "Ob das jetzt Wagner-Gruppe heißt oder anders oder wer genau da diesen Auftrag kriegt, das ist vielleicht aus russischer Perspektive nicht so entscheidend."
Es werde auf jeden Fall weitergehen, erklärt Lange weiter. Allerdings werde man die Wagner-Gruppe seiner Meinung nach in der Ukraine wohl nicht wiedersehen. Auch in Syrien scheint es laut Lange so, dass die russischen Streitkräfte die Kontrolle übernommen haben.