Während der Trauerfeier von Nawalny wir der Sarg aus der Kirche getragen.

Russisch-orthodoxe Kirche Kyrill straft Priester nach Nawalny-Gedenkfeier ab

Stand: 24.04.2024 15:25 Uhr

Er leitete die Totenmesse für Kreml-Kritiker Nawalny - nun wurde der russisch-orthodoxe Priester Safronow von seinen kirchlichen Diensten entbunden. Eine Begründung dafür nannte Patriarch Kyrill I. nicht.

Die russisch-orthodoxe Kirche hat den Priester Dmitrij Safronow degradiert. Dem Moskauer Geistlichen sei für die nächsten drei Jahre das Abhalten von Gottesdiensten verboten worden, heißt es auf der Website der Moskauer Diözese unter Berufung auf den Moskauer Patriarchen Kyrill I.

Er dürfe keinen Segen mehr erteilen und weder Kutte noch Priesterkreuz tragen, heißt es. Zudem wurde er als Diakon in der Moskauer Mariä-Schutz-Kirche entlassen. Er soll stattdessen nun als Psalmsänger in einer anderen Kirche Hilfsarbeiten leisten. "Nach Ablauf der Bußzeit wird auf Grundlage der Rückmeldungen vom Ort des Gehorsams über die Möglichkeit seiner weiteren priesterlichen Tätigkeit entschieden."

Totenmesse für Nawalny

Safronow hatte 40 Tage nach dem Tod des in einem Straflager umgekommenen Oppositionellen Alexej Nawalny an dessen Grab die Totenmesse gelesen. In der orthodoxen Kirche ist es üblich, der Verstorbenen am 3., 9. und 40. Tag nach ihrem Tod besonders zu gedenken.

Nawalny, der als prominentester Kritiker von Kremlchef Wladimir Putin galt, war im Februar in einem Straflager nördlich des Polarkreises ums Leben gekommen. Seine Anhänger sprechen von Mord.

Bereits mehreren Geistlichen Priesterwürde entzogen

Safronow hatte sich aus Sicht der russisch-orthodoxen Kirchenführung allerdings noch weiteres zuschulden kommen lassen. So hatte er einen Brief von Klerikern an Putin unterschrieben mit der Forderung, den tagelang von den Behörden versteckten Leichnam Nawalnys an die Angehörigen herauszugeben.

Zudem hatte sich Safronow geweigert, ein Gebet für den Sieg im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine zu lesen. Das fordert die Moskauer Patriarchat seit Herbst 2022 von allen ihr unterstehenden Kirchen.

Die russisch-orthodoxe Kirche hat bereits mehreren Geistlichen die Priesterwürde entzogen, die sich gegen die russische Annexion von ukrainischen Gebieten und den Angriffskrieg gegen das Nachbarland gewandt hatten.

Kyrill treuer Unterstützer Putins

Patriarch Kyrill I. ist ein wichtiger Verbündeter des russischen Präsidenten. Dieser hat während seiner mehr als zwei Jahrzehnte an der Macht den Einfluss und das Prestige der russisch-orthodoxen Kirche massiv gestärkt, die zu Zeiten der Sowjetunion unterdrückt oder vernachlässigt worden war.

Im Gegenzug haben Leute wie ihr Oberhaupt Kyrill Putins Politik unterstützt. Die Kirche hat sich für den Krieg gegen die Ukraine stark gemacht, und es ist gang und gäbe, dass ihre Geistlichen Truppen sowie Waffen segnen und Gott um Hilfe für den Feldzug bitten.