Tories verlieren Nachwahlen Denkzettel für britische Konservative
Zwei Nachwahlen, zwei Niederlagen: Die britischen Konservativen von Premier Johnson haben bei Unterhaus-Abstimmungen zwei Mandate verloren. Parteichef Dowden trat daraufhin zurück. Nötig wurden die Wahlen nach Skandalen um Abgeordnete.
Schlappe für die regierenden Tories in Großbritannien: Bei zwei Nachwahlen zum britischen Unterhaus erlitten die Konservativen schwere Niederlagen. Die Partei von Premier Boris Johnson unterlag im Wahlkreis Tiverton and Honiton im Südwesten Englands den Liberaldemokraten, im Wahlkreis Wakefield in Nordengland verloren sie die Nachwahl gegen die Labour-Partei. Besonders schmerzhaft ist die Niederlage in Tiverton and Honiton: Die Konservativen hatten den Parlamentssitz für den Wahlkreis seit mehr als 100 Jahren inne.
Als Konsequenz aus den Niederlagen trat Parteichef Oliver Dowden zurück. "Jemand muss Verantwortung übernehmen", schrieb er in seinem Rücktrittsgesuch an Premier Johnson. "Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass es unter diesen Umständen für mich nicht richtig wäre, im Amt zu bleiben."
Johnson gegen Rücktritt
Die Wahlen galten als Stimmungstest für Johnson, der wegen der Affäre um Partys am Regierungssitz während des Corona-Lockdowns stark unter Druck steht.
Einen Rücktritt hatte der Premier, der sich derzeit in Ruandas Hauptstadt Kigali zum Gipfel der Staats- und Regierungschefs der Commonwealth-Staaten aufhält, jedoch schon vorab ausgeschlossen und sogar als "verrückt" bezeichnet. Verantwortlich machte er für die Niederlage in erster Linie die gestiegenen Lebenshaltungskosten. "Ich denke, als Regierung muss ich mir anhören, was die Leute sagen, vor allem im Hinblick auf die Schwierigkeiten, mit denen die Menschen durch die Lebenshaltungskosten konfrontiert sind. Das ist das größte Thema", sagte Johnson vor Journalisten.
Labour-Chef Keir Starmer deutete den Ausgang der Nachwahl in Wakefield als Zeichen dafür, dass seine Partei auch die nächsten landesweiten Wahlen 2024 gewinnen könne. "Wakefield hat gezeigt, dass das Land das Vertrauen in die Tories verloren hat", erklärte Starmer. "Das Ergebnis ist ein klares Urteil über eine konservative Partei, der die Energie und die Ideen ausgegangen sind."
Nachwahlen nach Skandalen nötig
Die Nachwahl in Tiverton and Honiton war nötig geworden, weil sich der Abgeordnete Neil Parish im April nach Beschwerden darüber zurückgezogen hatte, dass er im Parlament auf seinem Mobiltelefon Pornos geschaut hatte. Die Nachwahl in Wakefield wurde angesetzt, nachdem sich der Abgeordnete Imran Ahmad Khan nach seiner Verurteilung wegen eines sexuellen Übergriffs auf einen 15-jährigen Jungen zurückgezogen hatte. Die Tories hatten bereits im Dezember eine Nachwahl in dem als Konservativen-Hochburg geltenden Wahlkreis North Shropshire verloren.