Brand auf "Fremantle Highway" Löscheinsatz könnte Tage oder Wochen dauern
Der Brand an Bord des Frachters "Fremantle Highway" vor der niederländischen Küste ist nach wie vor nicht unter Kontrolle. Die Sorgen vor einer Umweltkatastrophe wachsen. Der Funkverkehr gibt Hinweise auf den Ursprung des Feuers.
Nachdem vor der niederländischen Küste ein Frachter mit Tausenden Autos an Bord in Brand geraten ist, wachsen die Sorgen vor einer verheerenden Umweltkatastrophe. Nach mehr als 24 Stunden ist das Feuer an Bord nach wie vor nicht unter Kontrolle und die Löscharbeiten drohen sich noch tage- oder gar wochenlang hinzuziehen.
Nach Angaben der niederländischen Küstenwache sollen im Laufe des Tages erneut Flugzeuge eingesetzt werden, um die Lage des Frachters "Fremantle Highway" zu überwachen. Zudem befänden sich mehrere Schiffe in der Nähe des Frachters, an Bord auch Spezialisten und Bergungsteams.
Wie ZDF-Korrespondentin Isabelle Schaefers im gemeinsamen Morgenmagazin von ARD und ZDF berichtete, wurden die Löscharbeiten die gesamte Nacht hindurch fortgesetzt. Doch der Einsatz gestalte sich äußerst schwierig. Derzeit sei das Schiff zu heiß, als dass Einsatzteams an Bord gehen könnten.
Auch die Küstenwache hatte bereits mehrfach betont, dass ein Betreten des Frachters noch nicht möglich sei. Zum einen könnten die Risiken, die mit dem Feuer im Inneren des Schiffes verbunden seien, nicht klar eingeschätzt werden. Zum anderen sei der Frachter noch nicht stabilisiert worden, wodurch einen Löscheinsatz an Bord momentan nicht möglich sei.
Zu viel Löschwasser könnte Frachter zum Kentern bringen
Eines der größten Probleme besteht darin, dass mit dem Löschen auch zu viel Wasser in den Frachter dringen und das Schiff dadurch kentern könnte. Daher konzentrierten sich die Einsatzkräfte derzeit vorrangig darauf, den Frachter von der Außenseite vorsichtig zu kühlen, berichtete Schaefers weiter.
Wie der NDR berichtet, hat die "Fremantle Highway" bereits Schlagseite bekommen. Ein Bergungsschiff habe eine Trosse an dem Frachter befestigen können, damit dieser nicht abdrifte und die wichtige Schifffahrtsroute nach Deutschland blockiere. Allerdings sei das Kabel nicht stark genug, um das Schiff abzuschleppen. Die Küstenwache betonte, der Frachter liege derzeit trotzdem stabil.
Funkverkehr: Möglicherweise explodierte ein E-Auto
Derweil gibt der Funkverkehr der Rettungskräfte Hinweise auf den Ursprung des Feuers. "Das Feuer hat begonnen in der Batterie eines elektrischen Autos", heißt es im Funkverkehr der Rettungskräfte aus der Nacht zu Mittwoch, nachdem sie Kontakt mit dem Kapitän hatten.
Teile des Funkverkehrs veröffentlichte der niederländische TV-Sender Rtl am Donnerstag auf seiner Homepage. Im Funkverkehr heißt es: "So wie es aussieht, ist auch ein elektrisches Auto explodiert."
Reederei: Mehr Autos an Bord
Wie die Reederei inzwischen bekannt gab, befinden sich noch mehr Fahrzeuge an Bord, als zunächst bekannt war. Der Frachter habe 3.783 Autos geladen, teilte ein Sprecher der japanischen Reederei Kawasaki Kisen Kaisha der Nachrichtenagentur dpa in Tokio mit. Die niederländische Küstenwache hatte zuvor von 2.857 Autos gesprochen, davon 25 E-Autos.
Der Frachter war am Mittwoch etwa 27 Kilometer vor der niederländischen Wattenmeerinsel Ameland in Brand geraten. In der vergangenen Nacht sei das Schiff leicht nach Westen abgedriftet und befinde sich nun etwa 16 Kilometer nördlich der Nachbarinsel Terschelling, teilte die Küstenwache am Morgen mit.
Zunächst hatten die 23 Crew-Mitglieder an Bord selbst versucht, das Feuer zu löschen, jedoch vergeblich. Sie wurden mit Hubschraubern und Rettungsschiffen von Bord gebracht. Einige waren von Bord geprungen und aus der See gerettet worden. Ein Besatzungsmitglied kam ums Leben, mehrere Crew-Mitglieder wurden verletzt.
Deutschland sagt Hilfe zu
Bundesumweltministerin Steffi Lemke sicherte deutsche Unterstützung bei der Bergung des Frachters zu. Doch zunächst müssten Experten einen Plan entwickeln. Dann würde Deutschland "alles zur Verfügung stellen, was helfen kann", schrieb die Grünen-Ministerin bei Twitter.
Bereits jetzt unterstützt laut NDR das deutsche Havariekommando mit Sitz in Cuxhaven den Löscheinsatz. Der Notfallschlepper "Nordic" war von Helgoland aus zum Einsatzort gestartet. Tagsüber hatte die "Nordic" versucht, die Seiten der "Fremantle Highway" mit Löschwasser zu kühlen.
ZDF-Korrespondentin Schaefers zufolge könnte es zwei mögliche Szenarien geben: Zum einen könnten die Einsatzkräfte zunächst versuchen, die "Fremantle Highway" weiter von der Küste wegzuschleppen. Doch auch dafür müsste es zunächst möglich sein, an Bord des Frachters zu gehen. Eine weitere Möglichkeit sei es, den Frachter komplett ausbrennen zu lassen. Doch damit könnte sich die Bergung über Tage oder gar Wochen hinziehen.
"Drohende Umweltkatastrophe ungekannten Ausmaßes"
Bei Umweltorganisationen wächst die Sorge vor einer Katastrophe im Wattenmeer, das zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt. Wenn Öl und die Autos an Bord ins Wasser geraten, könnten das Meer sowie die Küsten verseucht werden. Das wäre auch eine Bedrohung für die deutschen Wattenmeerinseln.
Nach Schätzung der Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste könnte die "Fremantle Highway bis zu 2.000 Tonnen Schweröl an Bord haben. Westwinde könnten ausgetretenes Öl im Katastrophenfall womöglich auch in die Deutsche Bucht treiben.
Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer warnte, Stoffe aus dem Schiff könnten sich in kürzester Zeit weit verbreiten und die sensiblen Bereiche des Wattenmeers stark schädigen. "Vergleichsweise kleine Mengen können eine Umweltkatastrophe auslösen, von der zunächst in erster Linie Seevögel unmittelbar betroffen sind", zitierte der NDR den Grünen-Politiker. Dazu könnten Langzeitfolgen kommen, wenn es nicht gelinge, das havarierte Schiff in einen Hafen zu bringen oder austretende Stoffe aufzufangen oder zu binden.
Auch Umweltministerin Lemke warnte vor einer drohenden "Umweltkatastrophe ungekannten Ausmaßes". Sollte die "Fremantle Highway" sinken, könnten "große Mengen Treibstoff und weitere umweltschädliche Schadstoffe aus der Ladung des Frachters das empfindliche Ökosystem der Nordsee großflächig verschmutzen". Der einzigartige Nationalpark Wattenmeer sei dann "ernsthaft in Gefahr".
Mit Informationen von Jakob Mayr, ARD Brüssel