Nordpol: Auf dem Arktischen Ozean am Nordpol schwimmen Eisplatten.

Bodenschätze in der Arktis Norwegen setzt Pläne für Tiefseebergbau aus

Stand: 02.12.2024 16:24 Uhr

Als eines der ersten Länder weltweit hatte Norwegen den Abbau von Bodenschätzen auf dem Meeresgrund erlaubt. Umweltschützer warnten vor Gefahren für das Ökosystem. Jetzt lässt die Regierung das Projekt ruhen.

Norwegen beginnt vorerst nicht mit dem umstrittenen Abbau von Mineralien auf dem Meeresgrund der Arktis. Das geht aus dem Staatshaushalt hervor, auf den sich die norwegische Minderheitsregierung zusammen mit der Sozialistischen Linkspartei einigte.

Der Nachrichtenagentur NTB zufolge sollen weder 2024 noch 2025 Lizenzen für den Tiefseebergbau vergeben werden. Umweltschützer hatten gewarnt, beim Tiefseebergbau sei das volle Ausmaß der Zerstörung für die Umwelt weder abzuschätzen noch zu kontrollieren.

Zugeständnis in Haushaltsverhandlungen

Norwegen hatte sich Anfang des Jahres als eines der ersten Länder weltweit für den kommerziellen Abbau von Bodenschätzen in der Tiefsee geöffnet. Eine Mehrheit im Parlament gab damals grünes Licht dafür, ein arktisches Gebiet auf dem norwegischen Kontinentalsockel für die Prüfung und Gewinnung von Mineralien auf dem Meeresgrund freizugeben.

Die Sozialistische Linkspartei erklärte, die aktuelle Entscheidung sei ein Zugeständnis der Minderheitsregierung von Sozialdemokraten und Zentrumspartei, um mit ihrer Unterstützung den Haushalt für 2025 durchs Parlament zu bringen. Der norwegische Ministerpräsident Jonas Gahr Store sagte laut NTB, es handle sich um ein Aussetzen der Pläne, nicht um einen Stopp.

Gefahr für Ökosysteme der Tiefe

Die Öl- und Gasnation Norwegen soll über viele Rohstoffe auf dem Meeresboden verfügen, die zum Beispiel für Windkrafträder oder Elektroauto-Batterien verwendet werden können. Sie werden als bedeutend für die Klimawende und zudem als strategisch wichtig betrachtet, damit sich die EU in Zeiten internationaler Spannungen selbst mit solchen Rohstoffen versorgen kann.

Umweltschützer warnen jedoch davor, dass der kommerzielle Abbau von Rohstoffen am Boden internationaler Meere Gefahren für dortige Organismen birgt und Giftstoffe freisetzen könnte. Studien zeigen Risiken für die noch wenig erforschten Ökosysteme der Tiefsee. Außerdem stellen einige Experten die Notwendigkeit des Tiefseebergbaus für die Energiewende infrage.

Greenpeace begrüßt die Entscheidung

Meeresexpertin Daniela von Schaper von der Umweltorganisation Greenpeace sagte nach der Entscheidung: "Viel zu lange hat Norwegen versucht, die Ausbeutung der Tiefsee im Schnellverfahren durchzuwinken, ohne die katastrophalen Konsequenzen zu bedenken." Tiefseebergbau zerstöre wertvolle Lebensräume, die sich über Jahrmillionen entwickelt haben und Lebensräume, die für das Überleben zahlloser Arten unverzichtbar seien.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 02. Dezember 2024 um 17:00 Uhr.