Putin dankt Sicherheitskräften "Soldaten haben faktisch 'Bürgerkrieg' verhindert"
Nach dem Ende des Wagner-Aufstands bemüht sich der Kreml um eine Demonstration von Führung und Stärke. Russlands Präsident Putin sprach von einem "Bürgerkrieg", den Sicherheitskräfte verhindert hätten.
Russlands Präsident Wladimir Putin hat in einer Ansprache russischen Sicherheitskräften dafür gedankt, am 24. Juni de facto einen "Bürgerkrieg" verhindert zu haben. "Gemeinsam mit Ihren Waffenbrüdern haben Sie sich diesen Unruhen widersetzt, deren Ergebnis unweigerlich Chaos gewesen wäre", sagte Putin mit Blick auf den bewaffneten Aufstand der Wagner-Söldnertruppe. "Sie haben die verfassungsmäßige Ordnung, das Leben, die Sicherheit und die Freiheit unserer Bürger verteidigt, unsere Heimat vor Erschütterungen bewahrt, faktisch einen Bürgerkrieg verhindert."
Weder die Armee noch die Bevölkerung hätten den Aufstand am Wochenende unterstützt, sagte Putin. "Menschen, die in die Rebellion hineingezogen wurden, haben gesehen, dass die Armee und das Volk nicht auf ihrer Seite waren."
Putin räumt erstmals Wagner-Finanzierung ein
In seiner Rede im Freien vor mehreren Hundert Angehörigen verschiedener Sicherheitsdienste erinnerte Putin auch an die Piloten, die am Samstag bei ihren Angriffen auf die Wagner-Kolonne getötet wurden. Die Angehörigen des Verteidigungsministeriums, der Nationalgarde, des Inlandsgeheimdienstes FSB, des Innenministeriums und des Sicherheitsdienstes des Präsidenten gedachten mit Putin in einer Schweigeminute der Toten. Die Wagner-Truppen hatten mehrere Hubschrauber und ein Flugzeug am Samstag abgeschossen.
Erstmals räumte der Kremlchef ein, dass die Wagner-Truppe komplett vom russischen Staat finanziert wurde. Nach Darstellung Putins erhielt die Gruppe von Mai 2022 bis Mai 2023 insgesamt 86,26 Milliarden Rubel (rund 930 Millionen Euro) aus dem Staatshaushalt. Offiziell nennt sich die Wagner-Armee ein privates Militärunternehmen.
Kreml sieht Putin nicht geschwächt
Der Kreml bemüht sich weiterhin, Russland und vor allem Präsident Putin in eine starke Position zu rücken. Putins Sprecher Dmitri Peskow widersprach der Meinung, die Ereignisse vom Wochenende hätten das Machtgefüge im Land erschüttert und den Präsidenten geschwächt. Er sprach von "sinnentleerten Diskussionen, die nichts mit der Realität zu tun haben". Die Ereignisse hätten vielmehr gezeigt, wie sehr die Gesellschaft hinter dem Präsidenten stehe, fügte er hinzu. Peskow prangerte zudem "ultra-emotionale Wutausbrüche unter Politikwissenschaftlern und Pseudo-Politikwissenschaftlern" an.
Prigoschin in Belarus
Nach dem Aufstand des Söldnerchefs Jewgeni Prigoschin und dessen Wagner-Armee war das Strafverfahren gegen ihn wie vom Kreml angekündigt eingestellt worden. Peskow rechtfertigte die Straffreiheit, nachdem Putin noch am Samstag angekündigt hatte, die Drahtzieher des Aufstandes würden ihrer "unausweichlichen Bestrafung" zugeführt. Putin habe "das Schlimmste verhindern" wollen, sagte Peskow. Es habe eine "klare Vereinbarung" gegeben, das schlimmste Szenario zu vermeiden. Dafür habe es "bestimmte Versprechen" und "Garantien" Putins gegeben, die nun umgesetzt würden.
Weiterer Teil der Einigung war, dass Prigoschin nach Belarus ins Exil gehen sollte. Nun bestätigte der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko, dass Prigoschin sich im Land befindet. "Wie ich es versprochen hatte: Wenn Sie eine gewisse Zeit bei uns verbringen wollen, helfen wir Ihnen gerne", zitierte die staatliche Nachrichtenagentur Belta den Machthaber.
"Belarus kann von Wagner-Kämpfern profitieren"
Lukaschenko, Vertrauter von Russlands Präsident, hatte in der Krise am Wochenende eine Vermittlerrolle eingenommen und sich nach dem Abbruch der Revolte Prigoschins bereit erklärt, den Söldner-Chef und dessen Männer in Belarus aufzunehmen.
Prigoschins Wagner-Kämpfer bezeichnete Lukaschenko als mögliche Bereicherung für seine Armee. "Die Leute verstehen nicht, dass wir pragmatisch an die Sache herangehen", sagte Lukaschenko Belta zufolge. "Sie standen an vorderster Front, das sind Angriffstrupps", fügte der Machthaber hinzu. "Sie werden uns erzählen, was jetzt wichtig ist." Die Wagner-Leute könnten beispielsweise berichten, welche Waffen gut funktioniert hätten und welche nicht, wie man erfolgreich angreife oder sich verteidige. "Das ist sehr wertvoll. Das müssen wir uns von den Wagner-Kämpfern holen", sagte Lukaschenko weiter.