Krieg in der Ukraine Ringen um Verhandlungen
Angebote zu Friedensgesprächen gab es aus Kiew und erstmals auch aus Moskau. Doch mögliche Verhandlungen - auch über eine "Neutralität" der Ukraine - scheinen vorerst vom Tisch. Streit gab es offenbar um den Ort für ein Treffen.
Russland hat der Ukraine eigenen Angaben zufolge ein Angebot für Verhandlungen in der belarusischen Hauptstadt Minsk überreicht. Das sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge.
Vor Reportern erklärte Peskow, nachdem die Parteien Minsk als möglichen Tagungsort erörtert hatten, hätten die ukrainischen Vertreter ihren Kurs geändert und erklärt, sie seien nicht bereit, nach Minsk zu reisen, sondern zögen ein Treffen im NATO-Mitgliedsland Polen vor. Daraufhin hätten sie die weitere Kommunikation eingestellt, so Peskow.
Vor seinem Angebot hatte der Kreml bereits positiv auf Gesprächsangebote des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj reagiert. Moskau habe den Vorschlag zu Verhandlungen über einen neutralen Status der Ukraine als Schritt in die richtige Richtung aufgenommen, sagte Peskow am Nachmittag. Die Mitteilung werde analysiert, Selenskyj als Präsident der Ukraine anerkannt, hieß es.
Harte Bedingungen aus Moskau
Nach Kreml-Angaben ist der belarusische Machthaber Alexander Lukaschenko bereit, die Bedingungen zu schaffen für ein Treffen zwischen einer russischen und einer ukrainischen Delegation. Allerdings knüpft Moskau die Gespräche an harte Bedingungen: Die ukrainischen Streitkräfte müssten vorher ihre Waffen niederlegen, erklärte Außenminister Sergej Lawrow. Das käme einer Kapitulation gleich.
Selenskyj hatte Wladimir Putin wiederholt ein Gesprächsangebot gemacht. So hatte er in der Nacht zum Donnerstag zur Abwendung eines Krieges gesagt: "Die Sicherheit der Ukraine ist verbunden mit der Sicherheit ihrer Nachbarn. Deshalb müssen wir heute über die Sicherheit in ganz Europa sprechen. Das ist unserer Hauptziel - der Frieden in der Ukraine und die Sicherheit unserer Bürger. Dafür sind wir bereit, mit allen und auch mit Ihnen zu reden. In verschiedenen Formaten und an jedem beliebigen Ort."
Die Ukraine schrecke auch nicht davor zurück, über Neutralität zu reden, sollte sich Russland willens zeigen, sagte zudem der Berater von Präsident Selenskyj, Mychailo Podoljak, der Nachrichtenagentur Reuters.
Lawrow warf Selenskyj in diesem Zusammenhang Unehrlichkeit vor. Der Präsident lüge, wenn er ein solches Angebot unterbreite, sagte Lawrow. Selenskyj habe die Gelegenheit verpasst, über einen neutralen Status für die Ukraine zu sprechen, als der russische Präsident genau das vorgeschlagen habe.
China ruft Russland zu Verhandlungen auf
Bei einem Telefonat Putins mit Chinas Präsident Xi Jinping ging es ebenfalls um mögliche Gespräche. Xi habe Russland zu Verhandlungen mit der Ukraine aufgerufen, berichtet der staatliche chinesische Sender CCTV. "China unterstützt Russland und die Ukraine dabei, die Angelegenheit durch Verhandlungen zu lösen", hieß es weiter.
Xi sagte den Angaben zufolge, dass es wichtig sei, "die Mentalität des Kalten Krieges aufzugeben" und "den begründeten Sicherheitsanliegen aller Länder Bedeutung beizumessen". Notwendig sei ein "ausgewogener, effektiver und nachhaltiger europäischer Sicherheitsmechanismus".