Offenbar Machtkampf in Kiew Selenskyj wollte Armeechef entlassen
Der ukrainische Präsident Selenskyj soll versucht haben, Armeechef Saluschnyj zu entlassen. Doch der weigerte sich. Wohl auch auf Druck der USA und Großbritanniens hat Selenskyj seine Entscheidung nun rückgängig gemacht.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj soll übereinstimmenden Medienberichten zufolge versucht haben, Armeechef Walerij Saluschnyj zu entlassen. Selenskyj habe diese Entscheidung aber rückgängig machen müssen - auf Druck der USA und Großbritanniens sowie hochrangiger Militärs. Das berichtet die Times. Der Guardian und auch die New York Times meldeten, der Präsident habe Saluschnyj am Montag zum Rücktritt aufgefordert, was dieser jedoch abgelehnt habe.
Wegen der gescheiterten Gegenoffensive gegen Russland gilt das Verhältnis zwischen Selenskyj und Saluschnyj als angespannt.
Saluschnyj äußerte sich zur militärischen Lage
Der 50-jährige Saluschnyj wurde wenige Monate vor dem russischen Einmarsch vom Februar 2022 Armeechef der Armee. Unter seinem Kommando hielten die ukrainischen Truppen der Invasion stand und eroberten sogar besetzte Gebiete zurück. Der General gilt als beliebt bei seinen Soldaten und in der Bevölkerung. Deshalb wurden ihm auch politische Ambitionen nachgesagt, die er aber dementierte.
Nach Angaben hochrangiger Offiziere sei Saluschnyj am Montag zu einem persönlichen Treffen mit Selenskyj vorgeladen worden, berichtete die Times. Dort habe er den Präsidentenberatern mitgeteilt, dass ihre Einschätzungen der militärischen Lage eher positiv als realistisch seien. Danach sei er zum Rücktritt aufgefordert worden. Als er sich geweigert habe, habe Selenskyj gesagt, er werde ein Dekret zu seiner Entlassung unterzeichnen.
Potenzielle Nachfolger lehnten ab
Potenzielle Nachfolger hätten dann aber abgelehnt, das Amt des Armeechefs zu übernehmen, hieß es. Somit sei Selenskyj gezwungen gewesen, einen Rückzieher zu machen und zumindest zunächst an Saluschnyj festzuhalten.
Bereits am Montag hatte das ukrainische Verteidigungsministerium Berichten über eine Entlassung von Armeechef Saluschnyj widersprochen. "Sehr geehrte Journalisten, wir antworten allen zugleich: Das stimmt nicht", teilte das Ministerium auf Telegram mit.