SIPRI-Bericht Rekordhoch bei Militärausgaben
Die Ausgaben für Militär und Forschung für neue Waffensysteme haben laut dem Stockholmer SIPRI-Institut einen neuen Höchstwert erreicht. Am stärksten haben die USA, China, Indien, Großbritannien und Russland investiert.
Die globalen Verteidigungsausgaben haben Friedensforschern zufolge im vergangenen Jahr einen Rekordwert erreicht. Weltweit investierten Staaten im vergangenen Jahr 2,113 Billionen US-Dollar (etwa 1,956 Billionen Euro) in ihre Streitkräfte und damit so viel wie nie zuvor, teilte das SIPRI-Institut in Stockholm mit.
Auch Russland erhöhte die Militärausgaben. Der Bericht der Stockholmer Friedensforschenden zeigt, dass Moskau den Verteidigungshaushalt sogar mehrfach nach oben korrigiert hat, so dass er am Ende bei gut vier Prozent des Bruttoinlandsprodukts lag.
Finanzieren konnte Russland das mit seinen Energie-Exporten, so SIPRI-Analystin Alexandra Marksteiner: "Das führen wir vor allem auf die steigenden Öl- und Gaspreise zurück. Russland konnte es sich leisten, mehr für das Militär auszugeben. Und der letztendliche Haushalt am Ende 2021 war rund 14 Prozent höher als der ursprünglich geplante Ende 2020."
"Haushaltskorrekturen als Warnhinweis"
Weil Russland wenig transparent ist in Bezug auf die eigenen Militärausgaben, ist es anhand der Zahlen nicht eindeutig nachvollziehbar, warum mehrfach aufgestockt und wofür das Geld ausgeben wurde. Die Stockholmer Friedensforscherin sieht darin jedoch Hinweise auf die Vorbereitung des Krieges gegen die Ukraine.
"Deswegen interpretieren wir das so, dass diese Extra-Gelder wahrscheinlich für Betriebskosten ausgegeben wurden, also Transportkosten, Treibstoff, Materialerhaltung et cetera", erklärt Marksteiner. "Das kann man natürlich mit dem Truppenaufmarsch an der Grenze zur Ukraine in Verbindung bringen. Wenn dem wirklich so ist, hätte man die Korrekturen des Haushalts als Warnhinweise sehen können."
Ukraine gab rund sechs Milliarden US-Dollar aus
Auch die Ukraine gibt gemessen an ihrem Gesamthaushalt viel Geld für Verteidigung aus und hat diese Investitionen in den vergangenen zehn Jahren mehr als verdoppelt. Im Vergleich zu Russland handelt es sich jedoch nur um eine kleine Summe, betont Marksteiner.
Wenn man auf die anderen Länder in der Region schaut, ist das schon recht viel. In absoluten Zahlen kommt die Ukraine inzwischen auf knapp sechs Milliarden Dollar, aber mit einem Etat von Russland ist das überhaupt nicht zu vergleichen. Der russische Verteidigungshaushalt ist mehr als zehn Mal so hoch.
Höhere Etats für Forschung und Entwicklung
Andere Staaten erhöhten ihre Etats und investierten in Entwicklung und Forschung. China und die USA sind zwei der Länder, die hier besonders große Prioritäten setzten für eine zukunftsfähige Waffenindustrie. Dabei geht es vor allem um die Erforschung von Cyberwaffen, künstlicher Intelligenz oder auch Hyperschallraketen.
Wer daran beteiligt ist, sind immer noch die großen, traditionellen Rüstungsfirmen, die jetzt auch kleinere Tech-Firmen aufkaufen, um so deren Portfolio zu erweitern. Aber es sind auch die Techgiganten im Silicon Valley, die da mithelfen, sprich Google, IBM, Amazon und Microsoft.
USA und China an der Spitze - Deutschland auf Platz sieben
Beide Länder - die USA und China - geben nach wie vor das meiste Geld im weltweiten Vergleich für Militärausgaben aus - abgeschlagen folgen dahinter Indien, Großbritannien und Russland. Deutschland steht auf Platz sieben - derzeit noch, betont Marksteiner. Denn sollte der Bundestag dem Vorschlag der Regierung folgen und ein sogenanntes "Sondervermögen der Bundeswehr" in Höhe von 100 Milliarden Euro beschließen, könnte Deutschland auf Platz drei der weltweiten Rangliste aufsteigen.
Wenn die Gesetzesänderung für das Sondervermögen durchkommen sollte, dann wäre das in absoluten Zahlen in Sachen Militärausgaben der größte Sprung seit dem Zweiten Weltkrieg, also es ist wirklich sehr viel Geld.
Auch andere Länder planen, ihre Verteidigungsausgaben zu erhöhen: Belgien, Polen, Schweden, die Niederlande und Rumänien zum Beispiel. Deshalb erwartet die Analystin auch im kommenden Jahr einen neuen Rekordwert - die Marke von zwei Billionen US-Dollar wird wohl erstmal nicht mehr unterschritten.